Alt 25.08.14, 12:05
Standard Draghi-Aussagen treiben Börsen - Euro auf Jahrestief
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Kräftig nach oben geht es an Europas Aktien- und Anleihemärkten am Montag. Die Staatsanleihen aus Deutschland, Italien und Portugal rentieren auf Rekordtief. Kurstreiber ist das Treffen der Notenbanker in Jackson Hole, das den Börsen seinen Stempel aufdrückt. Aussagen von EZB-Präsident Mario Draghi werden dahingehend interpretiert, dass ein Anleihekaufprogramm durch die Europäische Zentralbank nun wahrscheinlicher wird. Verlierer des Tages ist damit der Euro, der zwischenzeitlich auf ein Jahrestief fällt.

Ein leicht enttäuschender ifo-Geschäftsklimaindex kann in dieser Gemengelage kaum belasten. Auch der Rücktritt der französischen Regierung wird gut weggesteckt. Einen Grund für diese Stabilität machen Händler in der wegen einem Feiertag geschlossenen Börse Londons aus. Damit fehlten viele Trader, die sonst für erhöhte Volatilität in den Kursen sorgten. Der DAX notiert 1 Prozent höher bei 9.435 Punkten, der Euro-Stoxx-50 steigt um 1,1 Prozent auf 3.131 Punkte. Sämtliche Branchen Europas notieren im Plus.

Auslöser der Kursgewinne waren Aussagen von EZB-Präsident Draghi, der betont hatte, dass alle marktbasierten Inflationserwartungen signifikant gefallen seien. Die Marktstrategen der Commerzbank interpretieren diese Äußerungen dahingehend, dass breit angelegte Wertpapierkäufe (QE) durch die EZB nun wahrscheinlicher seien. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen fällt auf 0,933 nach 0,987 Prozent am Freitag. Auch die Renditen der Staatsanleihen aus Italien (2,47 Prozent) und Portugal (3,00 Prozent) geben deutlich nach und fallen auf Rekordtiefs.

Der Euro rutscht dagegen mit den Aussagen von Draghi bis auf 1,3183 Dollar und damit ein Jahrestief. Es ist gleichzeitig der tiefste Stand seit elf Monaten. Dagegen profitiert der US-Dollar neben der Euro-Schwäche auch von der als eher "falkenhaft" bewerteten Rede von US-Notenbankpräsidentin Janet Yellen. Der Markt hatte sich vom ersten Auftritt in Jackson Hole gemäßigtere Worte erhofft. "Die Märkte dürften weiter die Yellen-Rede verdauen", so Herve Goulletquer vom Credit Agricole.

Die Regierungskrise in Frankreich belastet den CAC-40-Index kaum. Er liegt 0,9 Prozent im Plus. Premierminister Manuel Valls hatte den Rücktritt seiner Regierung eingereicht. Staatschef François Hollande beauftragte Valls umgehend damit, eine neue Regierung zu bilden, die schon am Dienstag vorgestellt werden soll.

Der ifo-Geschäftsklimaindex ist im August bereits den vierten Monat in Folge gefallen. Der Rückgang war zudem stärker als erwartet. Der Index gab auf 106,3 von 108,0 Punkten im Vormonat nach. "Die deutsche Wirtschaft verliert weiter an Kraft", so ifo-Präsident Hans-Werner Sinn. Von der VP-Bank aus Liechtenstein heißt es dazu: Die deutsche Wirtschaft hat vorerst ihren Zenit überschritten.

Bewegung am Aktienmarkt gibt es im Pharma- und Biotech-Bereich. Händler werten die jüngste Übernahme als positiv für den gesamten Sektor. Der Pharma-Konzern Roche erwirbt für 8,3 Milliarden Dollar das US-Unternehmen InterMune und stärkt damit vor allem sein Produktportfolio für Atemwegserkrankungen. Roche steigen um 0,3 Prozent, die Pharma-Branche legt um 0,6 Prozent zu. BB Biotech im TecDAX steigen um 1,9 Prozent.

Lufthansa liegen als einziger DAX-Wert im Minus und verlieren 1,0 Prozent. Der Airline droht erneut ein Streik. Die Verhandlungen zwischen der Piloten-Vereinigung Cockpit und der Fluggesellschaft zur sogenannten Übergangsversorgung sind am Wochenende gescheitert. Entspannung gibt es nur beim Blick nach Island: Die Aktivität des Vulkans Bardarbunga scheint zurückzugehen, die dortigen Behörden haben die Warnstufe auf Orange von zuvor Rot gesenkt.

Die Aktien von Frankreichs Bau-Riese Saint-Gobain legen um 1,6 Prozent zu. Die Regierung plant nach Presseangaben eine Stimulierung des heimischen Bau- und Wohnungsmarktes.

Im weiteren Tagesverlauf könnten die Schlagzeilen aus den Krisengebieten das Geschehen an der Börse wieder stärker bestimmen. Über das Wochenende hat sich die Ukraine-Krise erst einmal nicht weiter verschärft, sie war am Freitag Anlass für den Rückschlag in Europas Aktien. Wegen des für Dienstag angesetzten Treffens zwischen dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und dem ukrainischen Staatspräsidenten Petro Poroschenko in Minsk wächst nun die Hoffnung auf eine Lösung des Konflikts.

DJG/mod/ros

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