Alt 10.05.10, 15:05
Standard Gefährliche Dominoeffekte an den Weltfinanzmärkten
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Die letzte Woche hat es wieder einmal in sich. Der Dow Jones-Index brach am Donnerstag intraday innerhalb einer Stunde um etwa 1000 Punkte von 10897 auf 9869 Indexpunkte ein, um sich dann wieder auf 10520 Indexpunkte zu erholen. 1000 Punkte beim Dow Jones machen etwa 1 Billion USD an Wertverlust aus. Schon dieser Vergleich zeigt, wie gering der relative Wertverlust bei griechischen Staatsanleihen volumensmäßig im Vergleich derartigen Kurseinbrüchen an der Wall Street ist.

Ein derartiger Kurseinbruch wie am Donnerstag hatte es seit dem Crash 1987 an der Wall Street nicht mehr gegeben. In der Zeit von 20.00 bis 21.00 Uhr MEZ sind einige NASDAQ-Aktien zwischenzeitlich um über 60% eingebrochen. Nach wie vor gibt es Rätselraten, um die Ursachen eines derartigen Kurssturzes.

Die einen Vermuten einen Eingabefehler bei der City Group, die angeblich statt 50 Mio. 50 Mrd Aktien verkauft haben sollen. Andere Vermuten die Aktie Procter&Gamble als Ursache, die immerhin mit 4,3% hoch im Dow Jones-Index gewichtet ist und wie ein Stein von 62,67 auf 39,37 USD einbrach, was ein Wertverlust von 60 Mrd USD von dem weltweit größten Konsumwert in wenigen Minuten war. Einige Aktie wie das Beratungsunternehmen Accenture verbilligt sich blitzartig von 41,78 auf 0,01 USD (!), um dann wieder auf 41 USD anzusteigen. Alle Verluste die in der Zeit von 15.00-16.00 Uhr amerikanischer Zeit an der Wall Street entstanden sind sollen jetzt angeblich rückabgewickelt werden, weil dies nicht mit einem normalen Wertpapierhandel zu tun hatte.

Hinzukamen ab 15.00 Uhr amerikanischer Zeit die Computerprogramme, die die Kurslawine verstärkten. Auch ich hatte eine 1000 Punkte-Korrektur an der Wall Street für möglich gehandelten und dies auch rechtzeitig vorher auf meiner Ostbörsen-Hotline 09001-8614001 (1,86€/Min) kommuniziert.

Der Dow Jones-Index war in einer charttechnisch brisanten Situation. Bei Unterschreiten von 11.000 Indexpunkten fiel der Kurs des Dow Jones in ein Loch, das bis 10.000 Indexpunkte ging. Auch der Pull back bei etwa 10.000 indexpunkten war von der Markttechnik her ablesbar, weil dort auch die steigende 200-Tagaeslinie verläuft. Überraschend (auch für mich) war aber die Schnelligkeit der „Korrektur“, die man als temporären Intraday-Crash bezeichnen kann. Ich musste an dem Tag auch meinen Vortrag für das Emerging Market Seminar am 7. Mai in München auch updaten, wo die 1000 Punkte Korrektur in einem Schaubild bei meinem Vortrag schon vorher angekündigt wurde. Nun passierte aber das, was ich kommen sah, schon an einem Tag, weil die Börse mal wieder verrückt spielte und in solchen Situationen immer zur Übertreibung neigt. Ich werde aber auf die Thematik auch bei einem nächsten ESI-Ostbörsen-Seminar „Go East – Red Chips schlagen Blue Chips“ am 20. Mai in Frankfurt/M eingehen, wo es noch Restplätze gibt.

Angefeuert wurde der Kurseinbruch auch durch die „PIGS“-Problematik. Das nun von Europa festgelegt Rettungspaket hat ein Volumen von 110 Mrd €. Damit will man mittelfristig den Euro retten. Angeblich verhandelt Spanien hinter den Kulissen schon über einen 140 Mrd USD-Kredit vom IWF, was dann schon keine „Peanuts“ mehr wären. In Großbritannien stehen sogar 1,4 Billionen € auf dem Spiel und da könnte schon kein IWF mehr helfen. Auch wollen die Politiker Spekulationen gegen den Euro transparent machen. Ich würde es auch begrüßen, wenn Ross und Reiter genannten werden, nur wird das sehr schwierig sein.

Auf der anderen Seite nutzen die Spekulanten nur die Schwächen und Versäumnissen von Ländern aus. Spekulanten sind nicht die Ursache des Fehlverhaltes. Das sind immer die Länder bzw. deren Politiker selbst. Griechenland hat über Jahre falsche Zahlen geliefert, die geschönt waren. Die USA macht dies übriges auch und wird möglichweiser irgendwann dafür auch die Rechnung bekommen. Im Moment wird gegen den „schwachen Euro“ wegen der „PIGS-Verschuldung spekuliert. Das kann sich aber schnell wieder umdrehen. Es gibt im Moment kaum „starke“ Währungen, sondern nur Schwachwährungen, wobei eine noch schwächer ist als die andere. So hat auch die USA große strukturelle Verschuldungsprobleme, aber eine besser Produktivität. Schuld an Übertreibungen haben auch die Medien, die dann oft recht einseitig berichten, auch jetzt im Fall „Griechenland“. Möglicherweise gehören die Medien auch zum Netzwerk der Spekulanten.

Auch Griechenland hat sich mit zu hohen Krediten und falschen Angaben verzockt, was nun wiederum von Spekulanten massiv ausgenutzt wird. Jede „bad news“ im Zusammenhang mit den „PIGS“ bringt den Spekulanten mehr Geld, die im Euro short sind und das sind im Moment nicht wenige. Nun soll durch eine konzertierte Aktion der europäischen Politiker und der EZB gegengesteuert werden. Ich bin gespannt wie das ausgeht. Ich persönlich glaube demnächst an ein Short-Queeze beim Euro und dass der Euro wieder auf 1,35 im Rahmen eines Pull backs geht, aber auch das ist nur reine Spekulation, also einen Gedankenspiel in die Zukunft projiziert. Zwischenzeitlich könnte der T€uro zwar noch deutlich schwächer tendieren, der Euro wird sich aber im Jahresverlauf wieder erholen. Gespant bin, wie jetzt die Briten ihren notwendigen Sparplan durchsetzen, denn auch die britischen Staatsanleihen stehen auf der Watch-list der Berüchtigten Rating-Agenturen, die nun auch wieder – m.E. diesmal zu Unrecht – am Pranger stehen. Auch bin gespannt, wer den ganzen Schrott an Staatsanleihen alles aufkauft.

Er werden gegenwärtig viel zu viele Staatsanleihen emittiert. Der Bund-Future erreichte mit 127 ein neues Allzeit-Hoch und könnte sogar noch weiter steigen, aber auch das wird ein Staatsanleihen-Bubble werden, der sich in einem Anleihen-Cash auflösen kann. Dann ist guter Rat teuer, denn dann im Falle eines anleihen-Cash und stark steigenden Zinsen wir nicht mehr weit von einer Währungsreform entfernt. Kurz- bis mittelfristig glaube ich aber weiterhin an niedrige Zinsen und ein Gelddrucken der Notenbanken. Ich habe in der letzten Woche sehr viele besorgte Anrufer in meinem Büro, die daran glauben, dass wir schon jetzt kurz vor einer Währungsreform stehen. Daran glaube ich nicht. In der Tat droht der Euro gerade gesprengt zu werden. Ich gebe zu, dass die Zeitbombe tickt, aber sie wird dieses Jahr noch nicht hochgehen.

Durch die Spekulation über eine Währungsreform ging der Silber- und Goldpreis weiter nach oben. Der Goldpreis erreichte jetzt sogar in USD ein neues Rekord-Hoch von 1207 USD/Unze. Silber stieg am Freitag um 4,87% auf 18,3 USD/Unze, erreichte aber noch nicht neue Jahreshöchstkurse. Die Aktienmärkte reagierten letzte Woche weltweit sehr nervös und volatil. Ich habe schon zu Jahresbeginn gesagt, dass wir eine volatile Seitwärtsbewegung diesem Jahr bekommen werden und im Sommer nicht so durchstarten wie im letzte Jahr, nicht nur wegen der „PIGS“. Bei dieser Trendprognose bleibe ich auch. Durch die hohe „Vola“ entstehen aber gute Trading-Chancen – auch in Osteuropa.

Es kämpfen weiterhin die Bullen mit den guten Konjunktur- und Unternehmensdaten gegen die Bären mit ihren „PIGS-Daten (PIGS-Spreads), wobei im Moment der Pegel wieder zugunsten der „Verschuldungsvertreter“ ausschlägt und „PIGS-Spreads auch die Aktienmärkte dominieren. Das muss aber nicht von langer Dauer sein. Achten Sie weiterhin auf meine Dominanzfaktoren-Theorie, die ich auch im nächsten Ostbörsen-Seminar am 20. Mai in Frankfurt/M besprechen werde.

In Osteuropa gab der russische RTS-Index letzte Woche um 11,3%, davon allein am Freitag um 5,5% auf 1369 Indexpunkte, nach. Die Moskauer Börse litt auch unter dem Ölpreis, der auf 79 USD/Barrel korrigierte und damit auch einen Wertverlust von über 10% in den letzten Tagen hinnehmen musste. Noch stärker korrigierte der kasachische KASE-Index mit -14,1%, der BUX-Index mit 13,9%, und er polnische PTX-Index mit 13,6% und der tschechischen CTX-Index mit 12% nach. Auch der bisherige Star-Performance PFTS-Index aus der Ukraine musste 9,1% an Kursverlusten hinnehmen. Der SETX-Index (für Südosteuropa) gab um 6,8%. und bergen sich nach den scharfen Korrekturen wieder gute Einstiegmöglichkeiten für den geübten Trader, wobei nur gestaffelte Abstauberlimits ratsam sind, falls es zu weiteren Panikverkäufen durch Dominoeffekte kommen sollte. Denn im Laufe des Jahres werden sich wieder die guten Konjunktur- und Unternehmensdaten durchsetzten, die zuletzt wegen der „PIGS“ verpufften.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Andreas Männicke die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
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