Alt 29.05.12, 21:41
Standard Griechenlandhoffnung dominiert - Sorgen bleiben
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NEW YORK (Dow Jones) - Überwiegend schwache Konjunkturdaten sind am Dienstag an Wall Street ausgeblendet worden. Die Kurse zogen auf breiter Front an. Gestiegener Optimismus vor der Mitte Juni anstehenden Griechenlandwahl wurden am Markt als Begründung für die Aufschläge bemüht. Letztlich taten sich Marktteilnehmer jedoch schwer, die positiven Vorzeichen hinreichend zu erläutern. Weil am Vortag wegen des "Memorial Day" kein Handel stattfand, preiste der Aktienmarkt die griechischen Wahlumfragen vom Wochenende ein. Diese sahen mit der Nea Dimokratia eine Partei vorn, die sich zu den Sparbeschlüssen des Landes bekennt. Zudem stehen 80 Prozent der Griechen zum Euro. "Niemand kann wirklich sagen, wie es mit Griechenland weitergeht. Und so klammert man sich an Nachrichten wie diese", sagte ein Analyst.

Der Dow-Jones-Index stieg um 1,0 Prozent auf 12.581 Punkte. Der S&P-500 gewann 1,1 Prozent auf 1.332 Zähler und der technologielastige Nasdaq-Composite zog um 1,2 Prozent auf 2.871 Stellen an. Umgesetzt wurden 0,71 (Freitag: 0,60) Milliarden Stück. Dabei standen 2.415 (1.544) Kursgewinnern 653 (1.453) -verlierer gegenüber, 72 (130) Titel schlossen unverändert. Stützend wirkten Nachrichten aus China. Hier verdichteten sich die Anzeichen, dass Peking die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt ankurbeln will. Medienberichten zufolge dürfte das Instrument der Abwrackprämie wiederbelebt werden.

Trotz der steigenden Notierungen warnten Händler vor Euphorie. Denn weiterhin lasteten die Sorgen über die spanische Bankenkrise auf dem Sentiment. Zwischenzeitlich machte ein Gerücht die Runde, wonach sich die EZB zur Rekapitalisierung des spanischen Bankensystems äußern werde. Eine Hoffnung, die sich im Handelsverlauf nicht erfüllte, aber temporär stützte. "Europa dominiert weiter das Geschehen. Nach einer mehrwöchigen Durststrecke kann man nicht von Ermüdungserscheinungen unter Verkäufern sprechen. Aber auf einem bestimmten Kursniveau verlassen eben einige das Lager der Bären", sagte Vermögensverwalter Adrian Day.

Die spanische Regierung hatte sich bereit erklärt, das in Schieflage geratene Kreditinstitut Bankia mit 19 Milliarden Euro zu stützen. Die Summe übertraf die schlimmsten Befürchtungen. Finanzmarktakteure rechnen mit einer baldigen Inanspruchnahme von Hilfen durch die EZB bzw des europäischen Rettungsschirms EFSF. Immerhin sah sich die spanische Regierung beim Defizitabbau trotz der Probleme im heimischen Bankensektor auf dem richtigen Weg.

Wenig Kaufargumente lieferten die Konjunkturdaten. Daten zum produzierenden Gewerbe aus dem US-Notenbankbezirk Dallas deuteten auf eine pessimistische Stimmung hinsichtlich der wirtschaftlichen Aktivität im Mai hin. Immerhin verharrte der Index im Expansionsbereich. Aktuelle Daten signalisierten zudem eine schwindende Kauflust der US-Verbraucher. Der Index des Forschungsinstituts Conference Board zum Konsumentenvertrauen fiel im Mai den dritten Monat in Folge und verfehlte darüber hinaus der Markterwartungen. Der Case-Shiller-Hauspreisindex für 20 Städte sank im März in etwa im prognostizierten Rahmen.

Das schwache Verbrauchervertrauen und die Unsicherheiten über die Entwicklung in Griechenland und Spanien beflügelten lange Zeit den vermeintlich "sicheren Hafen" der US-Staatsanleihen. Die kleine, aber durchaus renommierte Ratingagentur Egan-Jones hatte die Bonität Spaniens auf Ramschniveau abgestuft und befeuerte damit die bereits bestehenden Sorgen, was den Notierungen der US-Anleihen zumindest temporär zu Gute kam. Im späten Handel drehten die Notieren dann aber knapp ins Minus. Die Rendite zehnjähriger Papiere erholte sich und notierte bei 1,74 Prozent.

Die Ölpreise zeigten sich äußerst volatil und wechselten mehrfach das Vorzeichen. Zum Settlement sank der Markt führende Juli-Kontrakt auf ein Barrel US-Leichtöl der Sorte WTI um 0,1 Prozent oder 0,10 Dollar auf 90,76 Dollar. Der nächstfällige Julikontrakt für ein Fass der europäischen Referenzsorte Brent ermäßigte sich um 0,4 Prozent bzw 0,43 Dollar auf 106,68 Dollar. Hauptimpulsgeber waren die Entwicklung in Spanien und zum iranischen Atomprogramm.

Der Euro setzte mit der Abstufung der spanischen Kreditwürdigkeit durch Egan-Jones seine Talfahrt fort und fiel unter die Marke von 1,25 Dollar - bis auf das Jahrestief von 1,2461 Dollar. Die US-Devise handelte damit so hoch wie schon seit fast zwei Jahren nicht mehr.

Alle Branchen am Aktienmarkt notierten im Plus, die Nachrichtenlage war aber unternehmensseitig dünn. Bank of America-Merrill Lynch senkte die Gewinnschätzungen für Citigroup, Morgan Stanley, Goldman Sachs und J.P. Morgan (JPM) mit Verweis auf das schwache Investment-Banking. Allerdings ließen die Analysteneinschätzung Anleger kalt. JPM kletterten um 0,4 Prozent auf 33,63 Dollar, Morgan Stanley um 2,9 Prozent auf 13,64 Dollar und Citigroup um 2,1 Prozent auf 27,02 Dollar.

Chesapeake Energy zogen um 3,4 Prozent auf 16,35 Dollar an. Ein von Großinvestor Carl Icahn betriebener Investmentfonds hatte ein Paket von 7,56 Prozent am Öl- und Erdgasproduzenten erworben. Laut Icahn hat Chesapeake einige der "besten Öl- und Gas-Anlagen der Welt". Vertex Pharmaceuticals brachen dagegen um 10,9 Prozent auf 57,80 Dollar ein. Die Pharmagesellschaft revidierte zuvor gemachte positive Studienergebnisse zu einem Hoffnungsträger. LeCroy katapultierten um 55,4 Prozent auf 14,20 Dollar in die Höhe, der Hersteller elektronischer Testgeräte wird von Teledyne Technologies übernommen. Die Transaktion hat einen Umfang von 291 Millionen Dollar.

Bei Facebook setzte sich die negative Kursentwicklung fort, die Aktie büßte weitere 9,6 Prozent auf 28,84 Dollar ein. Der Ausgabepreis des in der vorletzten Woche an die Börse gegangenen Unternehmens lag bei 38 Dollar. Ein Grund für den deutlichen Kursrutsch unter die 30-Dollarmarke war der Beginn des Optionshandels. Spekulationen zufolge plant das soziale Netzwerk aber auch den nächsten Zukauf. Marktgerüchten zufolge hat Facebook Interesse am norwegischen Softwarehaus Opera. Zynga folgten im Sog und gaben um 7,9 Prozent auf 6,09 Dollar nach. Die Gesellschaft entwickelt Spiele für das Facebook-Netzwerk.

DJG/DJN/flf

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