Alt 02.07.12, 21:33
Standard Schrumpfende US-Industrie drückt Aktienkurse in Minus
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Miserable Konjunkturdaten aus den USA haben die Indizes am US-Aktienmarkt am Montag zunächst auf breiter Front ins Minus gedrückt. Die zuvor gesehene Entspannung an Wall Street nach dem EU-Gipfel war damit weitgehend Makulatur. Allerdings erholten sich die Aktienkurse im späten Geschäft merklich, die Indizes schlossen uneinheitlich. Investoren hätten angesichts der Datentristesse auf Unterstützung durch die Notenbanken zu beiden Seiten des Atlantiks gesetzt, hieß es.

Einen herben Dämpfer erhielt der Aktienmarkt zunächst vom heftigen Rückschlag der US-Industrie im Juni. Der Index der Einkaufsmanager im verarbeitenden Gewerbe (ISM) fiel das erste Mal seit 37 Monaten unter die wichtige Expansionsmarke von 50 und verfehlte zudem die Markterwartungen klar. Die Daten deuteten auf eine Schrumpfung des Sektors hin. In dieses düstere Bild fügten sich auch schwache Daten aus China nahtlos ein, die zunächst ausgeblendet wurden.

Der Dow-Jones-Index (DJIA) verlor 0,1 Prozent auf 12.871 Punkte. Der S&P-500 gewann dagegen 0,2 Prozent auf 1.366 Zähler und der technologielastige Nasdaq-Composite gar 0,6 Prozent auf 2.951 Stellen. Das Umsatzvolumen lag bei 0,74 (Freitag: 1,09) Milliarden Aktien. Auf 2.151 (2.690) Kursgewinner entfielen 904 (403) -verlierer, unverändert schlossen 82 (72) Titel.

"Eine ganze Reihe von Fundamentaldaten in den USA sind alles andere als positiv ausgefallen. Der Fokus verschiebt sich erkennbar weg von den Ereignissen in Europa und hin zu den Vorgängen in den USA", stellte Analyst Joe Bell von Schaeffer's Investment Research fest. "Die Daten fachen die Konjunktursorgen merklich an. Zuletzt hat man schon an den Märkten die Sorge über die ökonomische Entwicklung spüren können, aber die Daten heute trugen nichts zur Beruhigung der Lage bei", fasste Marktstratege Bill Stone von PNC Wealth Management das Sentiment zusammen. Für den am Freitag anstehenden US-Arbeitsmarktbericht stellten die Kennziffern damit kein gutes Omen dar.

Gebremst wurde die Talfahrt vom Immobilienmarkt, einem der größten Problemfelder in den USA. Die US-Bauausgaben sind im Mai stärker gestiegen als erwartet. Zudem wurden die Vormonatsdaten nachträglich nach oben revidiert. Am Devisenmarkt kam der Euro von seinem Höhenflug zum Dollar nach dem EU-Gipfel wieder zurück und fiel unter die Marke von 1,26 Dollar. Im Tageshoch hatte er 1,2675 Dollar erreicht. Er wurde allerdings immer noch höher als vor dem EU-Gipfel gehandelt. Nach Ansicht der UBS-Devisenanalysten habe sich der Euro mit den Entscheidungen vom vergangenen Freitag "nur etwas Zeit gekauft". Auf Sicht von einem Monat sehen die Experten die Gemeinschaftswährung bei 1,24 Dollar. In rund drei Monaten wird der Euro bei 1,20 Dollar geortet.

Klare Gewinner der Konjunktursorgen waren die Notierungen der US-Staatsanleihen. Diese zogen kräftig an und schickten die Renditen auf die niedrigsten Stand seit einem Monat. Die Rendite zehnjähriger Papiere fiel auf 1,59 Prozent. Auch am Ölmarkt geben die Konjunkturängste die Richtung vor, die Preise gaben nach. Der nächstfällige August-Kontrakt auf ein Fass der US-Sorte WTI fiel zum Settlement an der New Yorker Rohstoffbörse Nymex um 1,4 Prozent oder 1,21 Dollar auf 83,75 Dollar. Der Preis für ein Barrel der europäischen Referenzsorte Brent mit Lieferung im August sank um 0,5 Prozent bzw 0,46 Dollar auf 97,34 Dollar. Am Ölmarkt wurde neben den US-Daten aber vor allem auf China verwiesen.

Dort war die Aktivität im Verarbeitenden Gewerbe auf den niedrigsten Stand seit rund sieben Monaten gefallen. Die chinesische Industrie wird von ernsten Abwärtsströmungen bedroht und kann kaum noch Wachstum erzeugen. Das zeigten die beiden Befragungen der Einkaufsmanager der zweitgrößten Volkswirtschaft der Erde. "Die Daten heute waren durch die Bank keine Kaufempfehlung für den Ölmarkt", sagte Ölanalyst Bill O'Neill von Logic Advisors. Der Goldpreis sank wieder unter die Marke von 1.600 Dollar die Feinunze. Analysten sprachen von Signalen, dass die Rally vom vergangenen Freitag zu großen Teilen auf das Konto von spekulativen Anlegern gegangen sei.

Unter den Einzelwerten gehörten Industriewerte belastet durch die schwachen Branchendaten wie DuPont, General Electric, Caterpillar und Boeing zu den größten Verlierern. Die Papiere des Maschinenherstellers Joy Global verbilligten sich um 4,2 Prozent. Ansonsten sorgte Dell für Aufsehen. Der Computerkonzern hat den Bieterwettstreit um den Hersteller von Geschäftssoftware Quest für sich entschieden, Dell übernimmt das Unternehmen für insgesamt 2,36 Milliarden Dollar in bar. Die Titel von Dell verloren 1,0 Prozent auf 12,39 Dollar. Die Anfang des Jahres geschlossene Allianz zwischen den Automobilkonzernen General Motors und PSA Peugeot Citroen hat erste Ergebnisse hervorgebracht. Ab 2013 wird GM den Großteil seines europäischen Logistikgeschäfts auf die PSA-Tochter Gefco übertragen. Anleger zeigten sich jedoch skeptisch, die Anteilsscheine des US-Automobilunternehmens fielen um 0,8 Prozent auf 19,57 Dollar.

Die Aktien von Bristol-Myers Squibb kletterten um 0,3 Prozent auf 36,05 Dollar. Der Pharma-Konzern will mit einer Milliardenübernahme seine Präsenz im wachsenden Markt für Diabetes-Medikamente stärken. Bristol-Myers-Squibb übernimmt für 7 Milliarden Dollar Amylin Pharmaceuticals und intensiviert außerdem seine Diabetes-Allianz mit dem britischen Pharmakonzern AstraZeneca. Amylin Pharmaceuticals zogen um 8,9 Prozent auf 30,71 Dollar an.

Die Aktien von Anworth Mortgage Asset ermäßigten sich um 0,6 Prozent auf 7,01 Dollar. Das Unternehmen hat seine Quartalsdividende um 14 Prozent gekürzt und von niedrigeren Zinseinnahmen berichtet. Die Papiere von Micron Technology verteuerten sich um 3,8 Prozent auf 6,55 Dollar, die Gesellschaft kauft den japanischen Wettbewerber Elpida Memory für 750 Millionen Dollar.

Die Aktien von Brightpoint schossen um 66,5 Prozent auf 9,01 Dollar empor, der Mobilfunkausrüster wird von Ingram Micro geschluckt, deren Titel gewannen 0,5 Prozent auf 17,55 Dollar. Lincare Holdings werden vom deutschen Wettbewerber Linde einverleibt, die Anteilsscheine des Sauerstoffgeräteherstellers schnellten um 21,5 Prozent auf 41,34 Dollar nach oben.

Am Dienstag findet in den USA vor dem "Independence Day" am 4. Juli am Aktien- und Anleihemarkt lediglich ein verkürzter Handel statt. Am Mittwoch bleiben die Märkte dann vollständig geschlossen.

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