Alt 29.06.12, 14:08
Standard EU-Beschlüsse dürften für Erleichterungsrally sorgen
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Die überraschend auf dem EU-Gipfel in Brüssel beschlossenen direkten Hilfen für spanische und italienische Banken dürften zum Wochenausklang auch an Wall Street für steigende Kurse sorgen. Zumindest fürs Erste dürften die Märkte aufatmen. Vor allem an den Anleihemärkten kommt es zur erhofften positiven Reaktion: Die Renditen spanischer und italienischer Benchmark-Anleihen sinken deutlich. Auch der Euro macht einen kräftigen Satz und steigt deutlich über die Marke von 1,26 Dollar. Die vorbörslich veröffentlichten US-Konjunkturdaten liefern dagegen keinen Impuls. Die persönlichen Einkommen und Ausgaben trafen exakt die Erwartungen. Der Future auf den S&P-500 steigt um 1,8 Prozent, der auf den Nasdaq-100 gewinnt 1,7 Prozent.

Der jüngste Anstieg der Renditen spanischer und italienischer Anleihen auf dauerhaft nicht refinanzierbare Niveaus war es, der den Stein in Brüssel letztlich ins Rollen brachte. Spanien und Italien drohten unter der zuletzt stetig gestiegenen Zinslast zusammenzubrechen und hatten deswegen auf dem Gipfel ihre Zustimmung zum bereits vereinbarten 120 Milliarden Euro schweren Wachstumspaket von Sofortmaßnahmen abhängig gemacht. So sollen die Banken der Eurozone nun direkten Zugriff auf die Mittel des Rettungsschirms ESM bekommen, sobald eine einheitliche Aufsicht installiert ist. Außerdem sollen die Ansprüche des ESM nicht vorrangig vor denen anderer Gläubiger behandelt werden.

Es sind allerdings auch skeptische Stimmen zu den Beschlüssen zu hören. "Die direkte Banken-Rekapitalisierung kann zu einer Vergemeinschaftung der Staatsschulden durch die Hintertür verkommen", bewertet Commerzbank-Analyst Ulrich Leuchtmann die Ergebnisse. In Ländern, in denen die Geschäftsbanken im großen Umfang Staatsanleihen kaufen, könnten die fiskalischen Probleme so auf den Bankensektor abgewälzt werden. Dieser erhalte dann Kapital vom Rettungsschirm ESM - womöglich ohne makroökonomische Auflagen.

Am Devisenmarkt haben die erreichten Beschlüsse den Euro von 1,2448 Dollar auf im Tageshoch 1,2691 Dollar nach oben getrieben. Aktuell notiert er nur knapp darunter bei 1,2643 Dollar. "Da die Erwartungen an den EU-Gipfel gering waren, kommen diese Neuigkeiten nun überraschend", so Devisenstratege Masafumi Yamamoto von Barclays Capital. Auch an den Rohstoffmärkten fallen die Kursreaktionen positiv aus, Öl und Gold legen zu. Ein Barrel Öl der Sorte WTI kostet nun wieder über 81 Dollar. Die US-Anleihen fallen mit den Gipfel-Beschlüssen dagegen deutlich zurück. Die Rendite der zehnjährigen US-Titel steigt auf 1,66 Prozent.

Bei den Einzelwerten stehen Nike vor der Eröffnungsglocke deutlich unter Druck. Der US-Sportartikelhersteller kämpft weiter mit schwächeren Gewinnmargen und der Restrukturierung des Geschäfts in Westeuropa. Trotz des Wachstums beim Umsatz verzeichnete das Unternehmen im abgelaufenen Quartal einen Gewinnrückgang. So sank die Marge zum sechsten Mal in Folge. Zudem verfehlte der Konzern die Gewinnerwartungen des Marktes. Die Nike-Aktie quittiert dies mit einem vorbörslichen Minus von 10,3 Prozent.

Nicht fiel besser sieht es bei Research in Motion (RIM) aus, die Aktie gibt um 14,4 Prozent nach. Der Hersteller mobiler Kommunikationsgeräte wie dem BlackBerry hat seine Aktionäre mit zwei neuen Schreckensbotschaften geschockt. Zum einen fiel der Verlust im zurückliegenden Quartal weit höher als befürchtet aus. Schlimmer noch: Das neue Telefon, auf dem die Hoffnungen des Unternehmens und der Investoren ruhen, wird erst Anfang nächsten Jahres eingeführt und verpasst das wichtige Weihnachtsgeschäft.

Ebenfalls Abgaben verzeichnen die Titel von Ford, die 1,6 Prozent verlieren. Das Unternehmen lieferte einen schwachen Ausblick auf das internationale Geschäft. So rechnet Ford mit einer Verdreifachung der operativen Verluste im zweiten Quartal im internationalen Geschäft im Vergleich zur ersten Periode. Zu den Gewinnern dürften dagegen wie in Europa die Banken-Werte gehören. Der Sektor-Index des Stoxx-50 klettert um 4,2 Prozent.

Der Dow-Jones-Index verlor am Donnerstag 0,2 Prozent auf 12.602 Punkte. Der S&P-500 fiel um 0,2 Prozent auf 1.329 Punkte. Der Nasdaq-Composite gab um 0,9 Prozent auf 2.849 Punkte nach.

Kontakt zum Autor: thomas.rossmann@dowjones.com

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