Die Schuldenkrise der Eurozone ist auch am Donnerstag eines der zentralen Themen an den US-Finanzmärkten, aber beileibe nicht das einzige. Ein zweites Thema bewegt die Anleger womöglich noch stärker: Der Oberste Gerichtshof der USA hat die umstrittene Gesundheitsreform von Präsident Barack Obama ("Obamacare") für verfassungskonform erklärt. In dieser Gemengelage setzen Anleger bevorzugt auf sichere Anlagen wie Staatsanleihen. Aktien werden gemieden.

Der Dow-Jones-Index (DJIA) verliert 1,1 Prozent auf 12.489 Punkte. Der S&P-500 fällt um 1,0 Prozent auf 1.318 Punkte. Der Nasdaq-Composite gibt um 1,4 Prozent auf 2.836 Punkte nach.

Die Gesundheitsreform sieht eine gesetzliche Krankenversicherungspflicht vor, was von vielen US-Bürgern als Beschneidung ihrer Entscheidungsfreiheit abgelehnt wird. Skepsis herrscht auch mit Blick auf den zweitägigen EU-Gipfel, der am Donnerstag begonnen hat. Dort soll die jüngste Verschärfung der Schuldenkrise thematisiert werden. Auf der Agenda stehen vor allem eine Bankenunion und die mögliche Vergemeinschaftung der Schuldenaufnahme durch Euro-Bonds.

Die US-Konjunkturdaten des Tages zum Bruttoinlandsprodukt und den Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe entsprachen weitgehend den Erwartungen und finden daher kaum Beachtung.

Rohstoffpreise leiden unter Zweifeln, dass der EU-Gipfel die Schuldenkrise einer Lösung näher bringt. Auch die Aufwertung des US-Dollar zum Euro belastet die Preise für Öl und Gold. Beide werden in Dollar abgerechnet und nunmehr für Käufer aus der Eurozone teurer. Der Goldpreis fällt um 1,4 Prozent auf 1.551,61 Dollar je Feinunze. Der Preis für ein Barrel Leichtöl der Sorte WTI sinkt um 1,66 Dollar auf 78,55 Dollar.

Der Anleihemarkt profitiert unterdessen von der Verunsicherung der Anleger. Die Rendite zehnjähriger US-Treasurys sinkt um 4 Basispunkte auf 1,58 Prozent.

Die Entscheidung zur Gesundheitsreform belastet Aktien von Versicherungsunternehmen, die Krankenversicherungen anbieten. Unter anderem fallen die Papiere von WellPoint um 6,0 Prozent. Der Kurs von Aetna gibt um 4,2 Prozent nach.

Gegen den Trend gesucht sind dagegen Aktien von Krankenhausbetreibern. Sie profitieren von der Reform, weil sie nun nicht mehr so häufig auf unbezahlten Rechnungen sitzenbleiben dürften. Die Aktien von HCA Holdings und Tenet steigen um 7,7 Prozent bzw. 7,2 Prozent. Der Aktienkurs von Community Health springt um 7,1 Prozent.

Im Bankensektor büßen die Aktien von J.P. Morgan 3,5 Prozent ein. Die New York Times hatte unter Berufung auf nicht näher bezeichnete Quellen berichtet, die Verluste der Bank aus Derivatgeschäften könnten sich auf bis zu 9 Milliarden Dollar belaufen.

Kontakt zum Autor: claudia.nehrbass@dowjones.com

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