Alt 27.06.12, 21:40
Standard Konjunkturoptimismus beflügelt Aktien, Öl und Dollar
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Gute Konjunkturdaten haben die Stimmung an der Wall Street am Mittwoch merklich aufgehellt. Daten zu den Auftragseingängen waren besser als erwartet ausgefallen, und vom Immobilienmarkt kamen den dritten Tag in Folge erfreuliche Nachrichten. Bei den ausstehenden Häuserverkäufen wurde ein unerwartet deutlicher Anstieg verzeichnet. Dieses Plus bestätigte den positiven Trend, der sich schon an den vergangenen beiden Tagen aus den Daten zu Neubauverkäufen und Häuserpreisen herauslesen ließ. Passend dazu meldete das Bauunternehmen Lennar einen Gewinnsprung im zweiten Geschäftsquartal.

Der Dow-Jones-Index für 30 Industriewerte (DJIA) stieg um 0,7 Prozent auf 12.627 Punkte. Der S&P-500 gewann 0,9 Prozent auf 1.332 Punkte, und der Nasdaq-Composite legte um 0,7 Prozent auf 2.875 Punkte zu. Das Umsatzvolumen war mit 0,68 (Dienstag: 0,71) Milliarden Aktien erneut recht dünn. Auf 2.403 Kursgewinner kamen 666 -verlierer. Unverändert schlossen 90 Titel.

Trotz der guten Konjunkturdaten verzeichnete der Anleihemarkt, dem Anleger in Zeiten des Konjunkturoptimismus gerne den Rücken kehren, kleine Kursgewinne. Die Schuldenkrise in der Eurozone und der EU-Gipfel, der am Donnerstag beginnt, verschafften den Staatsanleihen Zulauf. Die Rendite zehnjähriger US-Treasurys sank geringfügig auf 1,625 Prozent.

Wenig Anklang fand die Auktion fünfjähriger US-Notes. Die Nachfrage sogenannter indirekter Bieter, zu denen auch ausländische Notenbanken gehören, lag auf dem niedrigsten Niveau seit Februar vergangenen Jahres.

Der Goldpreis schwankte in einer engen Spanne und schloss an der Comex um 0,2 Prozent bzw 3,50-US-Dollar höher bei 1.578,40 Dollar. Vor dem EU-Gipfel seien die Anleger unentschlossen, wie sie sich positionieren sollten, sagte Matt Zeman, Chef-Händler bei Kingsview Finance in Chicago.

Die Erwartungen an den Gipfel sind eher skeptisch. Davon profitierte der US-Dollar ebenso wie von den guten Konjunkturdaten. Im späten US-Handel kostete ein Euro 1,2468 Dollar, nachdem im frühen europäischen Handel noch 1,2490 Dollar gezahlt worden waren. Die jüngsten Äußerungen einiger EU-Politiker haben die Hoffnung zerschlagen, dass der Gipfel die Schuldenkrise einer Lösung näher bringt. So hält Bundeskanzlerin Merkel unverändert an ihrem Nein zu Euro-Bonds und der Vergemeinschaftung von Schulden fest.

Der Ölpreis erhielt von den Konjunkturdaten ebenfalls Auftrieb. Die Daten zu den Öllagerbeständen der USA bremsten den Anstieg kaum, obwohl sie zeigten, dass das Land nach wie vor auf hohen Vorräten sitzt. An der Nymex stieg der August-Kontrakt auf ein Barrel Leichtöl der Sorte WTI um 1,1 Prozent bzw 0,85 Dollar auf 80,21 Dollar. An der ICE verteuerte sich die europäische Referenzsorte Brent um 0,5 Prozent bzw 0,48 Dollar auf 93,50 Dollar.

Am Aktienmarkt profitierten die Papiere von Bauunternehmen nicht nur von den Immobilienmarktdaten, sondern auch von den überraschend guten Lennar-Quartalszahlen. Das Unternehmen prognostiziert zudem eine zwar langsame, aber stetige Erholung des Markts für Wohnimmobilien. Die Lennar-Aktie stieg um 4,8 Prozent auf 28,70 Dollar. In ihrem Gefolge gewannen die Aktien der Wettbewerber Hovnanian und KB Home 5,2 Prozent auf 2,82 Dollar und 3,0 Prozent auf 8,61 Dollar.

Auch der Finanzsektor wurde von den guten Immobilienmarktdaten nach oben getragen. Innerhalb des Sektors fielen die Aktien von J.P. Morgan (+3,0 Prozent auf 36,78 Dollar) und Goldman Sachs (+2,5 Prozent auf 93,27 Dollar) mit überdurchschnittlichen Gewinnen auf. Die beiden Banken sollen laut Berichten die geplante Aufspaltung des Medienkonzerns News Corp in zwei Gesellschaften begleiten. News Corp ist Eigentümer von Dow Jones, Herausgeber von Dow Jones Newswires und dem Wall Street Journal.

Der Agrarchemiekonzern Monsanto überraschte mit guten Geschäftszahlen. Ein Gewinnsprung um 35 Prozent im dritten Geschäftsquartal ließ den Kurs der Aktie um 3,9 Prozent auf 80,89 Dollar klettern.

Aktien von Diätpillen-Herstellern gingen durch die Decke, nachdem die US-Gesundheitsbehörde FDA Lorcaserin, ein Medikament zur Gewichtsreduktion von Arena Pharmaceuticals, zugelassen hatte. Mit dieser Entscheidung steigen die Chancen, dass die entsprechenden Medikamente von Vivus und Orexigen ebenfalls die Marktzulassung erhalten. Der Kurs von Vivus stieg um 7,4 Prozent auf 28,33 Dollar. Die Orexigen-Papiere verteuerten sich um 20,3 Prozent auf 4,92 Dollar. Arena-Aktien schlossen um 28,7 Prozent höher bei 11,39 Dollar.

Die Papiere von Weight Watchers verloren dagegen 2,3 Prozent auf 49,55 Dollar. Die Analysten von Barclays glauben indessen nicht, dass die neu zugelassenen Diätpillen die Ertragsaussichten des Anbieters von Diätprogrammen verschlechtern werden. Die Medikamente seien schließlich nur für extrem adipöse Patienten gedacht. Möglicherweise könnte Weight Watchers sogar profitieren, wenn die Pillen mit einem Programm kombiniert würden, das auf eine Verhaltensänderung ziele. Diese sei nämlich die Vorraussetzung dafür, dass das erreichte Gewicht langfristig gehalten werde.

Kontakt zum Autor: claudia.nehrbass@dowjones.com
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