Alt 31.12.11, 09:37
Standard So tickt die Börse: Jahresperformance 2011: Heibel-Ticker um 15% besser als der DAX
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„In Krisenzeiten muss man darauf achten, weniger zu verlieren als sein Nachbar“, heißt ein Spruch an der Börse. Der DAX hat im Jahr 2011 um 14,7% nachgegeben, ein heftiges Minus, das vielen Anlegern die Aktienanlage als Vermögensvorsorge vergrault haben dürfte. Wer die Empfehlungen des Heibel-Ticker PLUS eins zu eins umgesetzt hat, der konnte das Jahr 2011 mit 0,0% abschließen.

Und das zu fest vereinbarten und am Jahresbeginn veröffentlichten Bedingungen: Nur Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von mindestens 100 Mio. Euro werden berücksichtigt (keine Penny-Stocks!), in die Berechnung gehen nur Kurse ein, die deutlich nach dem Versand meiner Empfehlung existierten. Verschiedene Anlagegruppen werden unterschiedlich gewichtet (Value 50%, Alternativ 25%, Spekulativ 20%, Tradingideen 5%).

Gleichzeitig berücksichtige ich sowohl eine gute Markowitz-Diversifizierung im Portfolio als auch meine persönlichen Erwartungen für die verschiedensten Branchen. Es ist nicht leicht, eine gute Diversifizierung hinzubekommen, wenn man gleichzeitig bestimmte Branchen kategorisch meiden möchte – wie in diesem Jahr die Finanz- und Solarbranche.

So ist das System im Verlauf der vergangenen zehn Jahre so langsam auf meinem eigenen Mist gewachsen, und ich gebe heute unverblümt zu: Ich bin ziemlich stolz darauf.

Als ich mich vor zwölf Jahren selbständig machte und meinen Job als gut bezahlter SAP-Berater, der durch die Welt geschickt wurde, aufgab, hatte ich eine Vorstellung von meiner Selbständigkeit: Ich wollte verantwortlich sein für mein Tun, und ich wollte mir die Möglichkeit nehmen, Ausreden zu finden. Nichts ist leichter, als die gesetzten Rahmenbedingungen für Fehler verantwortlich zu machen. Ich war, zugegebenermaßen, Meister darin und lächelte, wenn ich meinen Chef mal wieder an der Nase herumgeführt hatte. Sie, liebe Heibel-Ticker Leser, kann ich nicht an der Nase herumführen.

Es wuchs in mir der Wunsch, die Rahmenbedingungen selber zu stecken, und Kritik erhoffte ich mir direkt von denjenigen zu erhalten, die Grund zur Kritik hatten. Nun, kein anderes Medium ist so kritikfreudig wie das Internet und Sie, liebe Heibel-Ticker Leser, sind Meister der konstruktiven Kritik. Ihre Mahnungen und Schimpfe aber auch Anregungen, Ideen und natürlich Ihr Lob machen den Heibel-Ticker für mich zu einem Job, wie ich ihn mir gewünscht habe.

Den schnellen Reichtum, den todsicheren Tipp oder das idiotensichere System gibt es an der Börse leider nicht. Wenn Ihnen Renditen und Gewinne versprochen werden, die zu gut sind um wahr zu sein, dann sind sie in der Regel zu gut um wahr zu sein. Es gehört viel Arbeit dazu, besser zu sein als der DAX. Arbeit, die sich Anlageberater großer Institute nicht machen können, sie sind meist durch Rahmenbedingungen nicht ganz frei in ihren Empfehlungen.

Arbeit, zu der gute Kontakte gehören. Vielfach verwende ich Informationen, die Analysten in wochenlanger Detailarbeit herausgefiltert haben. Ich habe nicht die Zeit, Analysen bis ins kleinste Detail zu erstellen. Das ist die Aufgabe von Analysten, und ich bin dankbar für meine Kontakte zu Analysten, die mir manchen Einblick gewähren, der Privatanlegern nicht zugänglich ist. Im Heibel-Ticker finden diese Einblicke manchmal nur wenige Zeilen Platz: „Solarbranche ist von China kaputt gemacht worden“, schrieb ich frühzeitig. Solon und Solar Millennium haben kürzlich Insolvenz angemeldet.

Oder „Lassen Sie die Finger von den Versorgern, die werden kaputt reguliert, und da hilft auch eine Dividende nicht“, schrieb ich über RWE und E.On, die in diesem Jahr -45% und -27% auf’s Parkett gelegt haben.

Also zurück zur Börse: Jahresgewinner im DAX sind Merck (+29%), Fresenius Medical Care (+21%) und Fresenius SE (+14%). Es folgen noch SAP, Beiersdorf, Adidas und Linde, „zufällig“ vier meiner DAX-Favoriten ,und der Rest hat 2011 im Minus abgeschlossen.

Nun ein wenig Statistik zur Heibel-Ticker Performance: Im Jahr 2011 wurden 52 Käufe und 40 Verkäufe getätigt. Sie mussten also jede Woche rund zweimal aktiv werden. Mit dem Express-Zusatzdienst wurden Sie stets per E-Mail und auf Wunsch auch per SMS auf diese Aktionen hingewiesen.

Wir haben im Jahr 2011 genau 37 verschiedene Positionen gehabt. Besonders erfolgreich waren unsere Tradingideen mit durchschnittlich 4,5% sowie die alternativen Investments, bestehend aus Unternehmensanleihen und Gold mit 5,3% Plus.

Die langfristigen Value-Positionen haben mit einem Minus von 0,6% bescheiden abgeschnitten. Insbesondere Teva hat nicht die Erwartungen erfüllt, die ich an ein Pharma-unternehmen stellte. „Schuld“ daran könnte der arabische Frühling gewesen sein, der die Börsen in der dortigen Region unter Druck setzte und somit auch das israelische Unternehmen Teva.

Auch Siemens hat diesen Bereich herunter gezogen. Hier war mein Timing schlichtweg desaströs: Ende Juli und Anfang August haben wir dreimal gekauft und somit haben wir den ab dem 1. August folgenden Einbruch voll mitgenommen.

Unsere spekulativen Positionen haben mit -6,5% am schlechtesten abgeschnitten. Hier habe ich einige Finanztitel viel zu lange im Portfolio behalten, obwohl ich bereits lange Zeit vor genau diesen Titeln gewarnt hatte. Eine Warnung auszusprechen ist folglich etwas anderes, als einen Verlust zu realisieren – stets hofft man auf eine kleine Zwischenerholung, was über die Zeit den Verlust immer größer werden lässt.

Besonders schwer wurde dieses Jahr die Technologiebranche getroffen: Der Niedergang des PCs ist bei vielen Tech-Unternehmen zu sehen. Der Technologiebereich ist eigentlich der Bereich, in dem ich mich am wohlsten fühle, in dem ich meiner Ansicht nach das beste Knowhow habe. Vielleicht müssen wir hier dankbar sein, dass das Minus nicht noch größer wurde, denn wir haben eigentlich ganz gute Titel ausgewählt.

Die Liste aller Transaktionen finden Sie in der PDF-Version: http://www.heibel-ticker.de/downloads/hts111230.pdf

Das Jahr ist recht friedlich ausgeklungen, die Kurse kletterten bei leichtem Handelsvolumen noch ein wenig hinauf. Hier wird höchstens noch ein bisschen Bilanzkosmetik betrieben, aber bislang traut sich noch niemand so recht eine Prognose und somit Positionierung für 2012 zu. Schauen wir einmal, wie die Indizes in der verkürzten Weihnachtswoche abgeschnitten haben:

WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES

INDIZES (30.12.2011) | DIFF

Dow Jones: 12.235 | 0,5%
DAX: 5.898 | 0,8%
Nikkei: 8.455 | 0,7%
Euro/US-Dollar: 1,294 | -0,8%
Euro/Yen: 99,6114 | -2,4%
10-Jahres-US-Anleihe: 1,87% | -0,1
Umlaufrendite Dt: 1,46% | -0,1
Feinunze Gold USD: $1.568,35 | -2,3%
Fass Brent Öl USD: $106,94 | -0,8%
Kupfer in US$/to: 7.570 | 0,2%
Baltic Dry Shipping I: 1.787 | -3,7%



Das Gold ist in den vergangenen Wochen recht schwach gewesen, und ich würde hier nochmals nachkaufen, wenn Sie noch nicht genug Gold in Ihrem Portfolio haben. Im Jahr 2011 stieg der Goldpreis in Euro um 14,4% an, und ich denke, im Jahr 2012 wird diese gute Performance anhalten.

Die Stimmungsdaten, die wir natürlich wie immer erhoben haben, sind diese Woche jedoch aufgrund des geringen Interesses an der Börse nicht gerade aussagekräftig:

SENTIMENTDATEN

Analysten
Empfehlungen (Anzahl Empfehlungen): Kaufen / Verkaufen
09.12.- 16.12. (501): 57% / 9%
16.12.- 23.12. (358): 53% / 12%
23.12.- 30.12. ( 80): 47% / 21%

Kaufempfehlungen der Analysten
Newcrest Mining, Lynas, Halliburton

Verkaufsempfehlungen der Analysten
Sears Holding, Bancolombia

Privatanleger
50. KW: 66% Bullen (141 Stimmen)
51. KW: 67% Bullen (156 Stimmen)
52. KW: 75% Bullen (136 Stimmen)

Kaufempfehlungen der Privatanleger
Derichebourg S.A., Rheinmetall, Mersen S.A.

Verkaufsempfehlungen der Privatanleger
Electronic Arts, Q-Cells, Commerzbank


Die Sentiment-Daten wurden in Zusammenarbeit mit Sharewise erstellt: http://www.sharewise.com?heibel

Insbesondere Analysten haben zwischen den Jahren keinen Anreiz, eine Aktie zum Kauf zu empfehlen, es hört ja doch keiner. Dafür jedoch werden längst notwendige aber unangenehme Abstufungen gerne vorgenommen, denn es hört ja kaum einer :-)

Auch mein Ausblick auf das Jahr 2012 wird noch ein wenig auf sich warten lassen.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
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