Alt 23.09.15, 10:49
Standard Börsen im Sog schwacher Vorgaben und Konjunkturdaten
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SCHANGHAI/SYDNEY (Dow Jones) - Mit tiefroten Vorzeichen haben die Börsen in Ostasien am Mittwoch den Handel beendet. Nachdem schon in Europa und den USA am Dienstag Sorgen über die globale Konjunkturentwicklung auf die Stimmung gedrückt hatten, erhielten diese neue Nahrung aus China. Denn dort ist der von Caixin ermittelte Einkaufsmanagerindex des verarbeitenden Gewerbes im September auf 47,0 gesunken, verglichen mit 47,3 im August. Damit erreichte das Konjunkturbarometer den niedrigsten Stand seit sechseinhalb Jahren und verfehlte auch den bei etwa 47,5 liegenden Erwartungswert. Ein Wert unter 50 deutet auf eine wirtschaftliche Abschwächung hin.

Während in Tokio auch am Mittwoch noch nicht gehandelt wurde - dort geht es nach dann dreitägiger Feiertagspause erst am Donnerstag weiter -, befanden sich die chinesischen Börsen auf Talfahrt. Der Shanghai-Composite verlor 2,2 Prozent auf 3.116 Punkte, der HSI in Hongkong rutschte um 2 Prozent ab, konnte damit aber zumindest einen Teil der Tagesverluste wieder wettmachen. In Sydney fiel das Minus mit 2,1 Prozent ähnlich hoch aus, ebenso wie in Seoul.

"Die Reaktion des Marktes hat nicht auf sich warten lassen", kommentierte IG-Marktstratege Bernard Aw. "Die schwächer als erwartet ausgefallenen Daten verstärken die Sorgen, dass die chinesische Wirtschaft Probleme hat, Wachstumsmomentum aufzubauen".

Nach Ansicht der Analysten von Nordea deuten die Daten darauf hin, dass das BIP Chinas im dritten Quartal eine Wachstumsrate von unter 7 Prozent zeigen wird. "Weitere politische Stimuli sind in der Pipeline, aber sie reichen nicht aus, um dem strukturellen Abwärtsdruck entgegenzuwirken. Vor einem Kollaps steht die chinesische Wirtschaft zwar nicht, aber das Risiko einer harten Landung ist deutlich gestiegen", so die Marktexperten der Bank. Offiziell peilt Peking für 2015 ein Wachstum von rund 7 Prozent an.

Am Devisenmarkt standen Währungen von Ländern unter Druck, die stärker von der Nachfrage aus China abhängen. So gaben die indonesische Rupie und der malaysische Ringgit um rund 1 Prozent nach zum US-Dollar. Der Austral-Dollar fiel von 0,7072 US-Dollar zurück auf zuletzt 0,7038 und auch der Offshore-Yuan, der frei handelbare Yuan, gab nach Bekanntgabe des schwachen Einkaufsmanagerindex nach.

Auf der anderen Seite wurde der Yen zumindest zwischenzeitlich seinem Ruf als Fluchthafen in Krisenzeiten gerecht und stieg von 120,20 je Dollar auf 119,73. Zuletzt ging der Dollar aber wieder mit 120,20 Yen um. Angesichts der Schwächesignale aus China halten sich am Markt Spekulationen, dass nicht nur die EZB sondern auch die Bank of Japan ihre Geldpolitik weiter lockern könnten.

Die Ölpreise reagierten ebenfalls auf die schwachen Konjunkturdaten aus China und gaben während des asiatischen Handels einen kleinen Teil ihrer Gewinne aus dem späten US-Handel vom Dienstag wieder ab.

Der Caixin-Einkaufsmanagerindex passe in das Szenario, auf das sich der Markt seit der am vergangenen Donnerstag von der US-Notenbank aufgeschobenen Zinswende, einstelle und das bereits im Vorfeld des Caixin die Kurse gedrückt habe, meinten Beobachter. Die US-Notenbanker hatten ihre Entscheidung, die Zinsen anders als vielfach erwartet nicht zu erhöhen, auch mit den globalen Wachstumssorgen begründet, und dabei vor allem China im Blick gehabt.

Erst am Dienstag hatte zudem die asiatische Entwicklungsbank nach dem schwachen ersten Halbjahr und angesichts der langsamen Erholung der Weltwirtschaft ihre Wachstumsprognosen für die Region gesenkt. Die Wachstumsprognose für China wurde dabei von 7,2 auf 6,8 Prozent gekappt.

Die schwachen Daten aus China hätten vor allem auch den Aktien in Sydney zugesetzt, weil Australien als potenziell am stärksten betroffen von einem Wirtschaftsabschwung in China gelte, so IG-Marktstratege Evan Lucas. BHP Billiton verloren 4,4 Prozent an Wert und erreichten beinahe ein Siebenjahrestief. Für South32 ging es um 5,7 Prozent südwärts, für Fortescue Metals Group um 5,5 Prozent.

In Seoul standen mit dem breiten Markt auch Autoaktien unter Druck. Am Vortag waren sie noch gesucht gewesen als potenzielle Profiteure der massiven Probleme des Konkurrenten VW. Kia und Hyundai Motor fielen um 3,4 bzw um 4,2 Prozent zurück.

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