Alt 09.09.15, 09:54
Standard Kursfeuerwerk in Tokio - Größtes Tagesplus seit 7 Jahren
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TOKIO/SCHANGHAI (Dow Jones) - Die Kursauschläge an den Börsen werden immer extremer. Eine regelrechte Kursexplosion hat die Börse in Tokio am Mittwoch um 7,7 Prozent nach oben katapultiert. Der Nikkei-Index verzeichnete damit sein größtes Tagesplus seit sieben Jahren und ging 1.343 Punkte höher aus dem Tag mit 18.770. Punktemäßig war es sogar das größte Plus seit Januar 1994. So spektakulär das Kursplus war, so banal fiel im Handel die Erklärung dafür aus. Händler sprachen von einer auf Japan übergreifenden Erholung, die bereits in Europa eingesetzt und sich in den USA fortgesetzt habe. In Hongkong schoss der Hang-Seng-Index um 4,1 Prozent nach oben, in Schanghai war der Aufschlag mit 2,3 Prozent etwas verhaltener.

Nachdem der Nikkei-Index am Dienstag auf ein Jahrestief zurückgefallen war und zu seinem Jahreshoch ein Minus von 16 Prozent aufwies, hätten die niedrigen Bewertungen Käufer angelockt, hieß es. "Es war schwierig, in den (japanischen) Markt reinzukommen, weil (China) dauernd weiter gefallen ist. Schanghai hat sich (am Dienstag) aber stabilisiert und auch in Europa und den USA ging es aufwärts. Das hat uns einen idealen Einstiegszeitpunkt beschert", meinte Fondsmanager Naoki Fujiwara von Shinkin Asset Management.

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis japanischer Aktien liegt mittlerweile bei 14,9 im Vergleich zu 17,9 in den USA und 15 in Deutschland, wie aus Berechnungen des Datendienstleisters Quick hervorgeht. "Solange der Trend andauert, dass sich die Unternehmensgewinne erholen, solange machen die Kurs-Gewinn-Verhältnisse Aktien nicht teuer", so Fujiwara weiter.

Die offenbar weltweit wieder ins Positive drehende Stimmung sorgte auch an den anderen Plätzen der Region für zumeist deutlich steigende Kurse. In Schanghai ging es um weitere 2,3 Prozent nach oben. In Sydney fiel der Aufschlag mit 2,1 Prozent ebenfalls kräftig aus.

Zur deutlich verbesserten Stimmung an den Finanzmärkten hätten Ankündigungen des chinesischen Finanzministeriums einer "kraftvolleren Fiskalpolitik" beigetragen, berichteten Marktteilnehmer. Demnach soll die Reform des Steuersystems beschleunigt werden, darunter eine Absenkung der Steuern kleinerer Unternehmen, und die Wirtschaft angekurbelt werden mittels einer Ausweitung der Infrastrukturinvestitionen um 200 Milliarden Yuan (umgerechnet 28 Milliarden Euro).

Zuletzt hatten immer wieder Schwächesignale der chinesischen Konjunktur weltweit für Wachstumsängste und phasenweise kräftige Einbußen an den Aktienmärkten gesorgt. Zusätzlich für Nervosität und Risikoscheu unter den Anlegern hatte die Abwertung des chinesischen Yuan vor wenigen Wochen gesorgt.

"Jedes Signal, dass die (chinesische) Regierung mehr zur Stützung des Wirtschaftswachstums tut, verbessert die Stimmung", insbesondere wenn es noch auf die geldpolitische Lockerung oben drauf komme, sagte IG-Analyst Bernard Aw.

Die Gewinne bei den Einzelwerten in Tokio zogen sich quer durch alle Branchen. So schnellte die Aktie des Elektronikzulieferers Murata Manufacturing um fast 10 Prozent nach oben, der Kurs des Gesundheitsdienstleisters Terumo um 11,6 Prozent. Für Denso, einen Automobilzulieferer, ging es um 10,1 Prozent aufwärts. Fuji Heavy Industries zogen um 9,7 Prozent an, zusätzlich befeuert von einem Bericht über eine wahrscheinliche Dividendenerhöhung.

In Hongkong gehörten Power Assets Holdings mit einem Anstieg von rund 6 Prozent zu den Tagesfavoriten. Das Unternehmen hatte angekündigt, mit Cheung Kong Infrastructure Holdings zu fusionieren, was Analysten zufolge umgehend gewinnsteigernd wirken dürfte. Cheung Kong Infrastructure gewannen über 4 Prozent. In Sydney wiesen Bankenaktien Gewinne bis 4 Prozent auf.

An der Börse in Taiwan waren Papiere von Unternehmen gesucht, die Geschäftsverbindungen mit Apple pflegen. Apple stellt im Laufe des Tages neue Produkte vor, darunter neue iPhone-Modelle. Largan Precision verteuerten sich um 9,6 Prozent, Catcher Technology und Foxconn Technology um jeweils über 7 Prozent.

Die Stimmungsaufhellung schlug sich auch in einer Stabilisierung vieler Währungen der Region nieder. Sowohl der australische als auch der neuseeländische Dollar legten zum US-Dollar zu, während der Offshore-Yuan seine bereits im Tagesverlauf am Dienstag gesehenen Gewinne verteidigte. Der US-Dollar kostet 6,4695, verglichen mit im Tageshoch am Dienstag über 6,49 Offshore-Yuan. Nicht gefragt war der als Krisenwährung bekannte Yen. Der Dollar stieg auf 120,67 Yen.

Ungeachtet der Tagesgewinne warnten Beobachter vor weiter sehr volatilen Börsen in nächster Zeit. Die unverändert im Hintergrund schwelende Angst vor einer Wachstumsverlangsamung in China und damit mutmaßlich der Weltkonjunktur könne die Märkte immer wieder schnell einholen. Zudem drohe in den USA schon in der kommenden Woche die lange erwartete Zinserhöhung mit schwer absehbaren Reaktionen an den Märkten. Es wäre die erste Erhöhung seit fast zehn Jahren. Der Fokus der Märkte liege nicht auf Japan. China und die USA stünden im Mittelpunkt, betonte Hideyuki Ishiguro, Marktstratege bei Okasan Securities, denn auch.

Die Ölpreise zeigten sich auf ihren am Vortag erhöhten Niveaus stabil. Das Barrel Brent kostete zuletzt 49,66 Dollar, nach Tagestiefs am Dienstag von unter 48 Dollar. Auch wenn die Rohölimporte Chinas im August gesunken seien - im Vergleich zu den hohen Niveaus der Vormonate -, seien sie dennoch stark ausgefallen und Anzeichen für einen Zusammenbruch der Ölnachfrage gebe es ebenfalls nicht, sagt ein Händler. Im Monatsvergleich waren die Ölimporte zwar um 10,2 Prozent gesunken, im Jahresvergleich aber um 5,6 Prozent gestiegen.

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/DJN/gos/smh

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