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NEW YORK (Dow Jones)--Ein unerwartet falkenhaft ausgefallenes Protokoll der US-Notenbanksitzung vom Dezember hat an den US-Börsen am Mittwoch für eine Schockwelle gesorgt. Besonders stark unter die Räder kamen die an den Vortagen bereits schwachen Nasdaq-Indizes, in denen die Aktien vieler als besonders wachstumsträchtig geltender Unternehmen enthalten sind. Sie gelten als besonders empfindlich gegenüber steigenden Zinsen.
Während der Dow-Jones-Index mit einem Minus von 1,1 Prozent und 36.407 Punkten aus dem Tag ging und der S&P-500-Index 1,9 Prozent einbüßte, sackten die Nasdaq-Indizes um bis zu 3,3 Prozent ab. Alle Indizes schlossen damit praktisch auf den Tagestiefs. An der Nyse gab es nach ersten Angaben 627 (Dienstag: 1.803) Kursgewinner und 2.754 (1.581) -verlierer. 111 (86) Titel schlossen unverändert. Am Anleihemarkt legten die Renditen weiter zu, im Zehnjahresbereich um 5 Basispunkte auf 1,70 Prozent, im Zweijahresbereich sogar um 8 Punkte. Das ist der höchste Stand seit April 2021. Am Zinsterminmarkt wurde bereits vor Veröffentlichung des Protokolls eine Zinserhöhung um 25 Basispunkte im März mit 58-prozentiger Wahrscheinlichkeit eingepreist. Der Dollar verringerte mit den aktualisierten Zinsperspektiven seine zuvor noch gesehenen Verluste. Zuletzt lag der Dollar-Index nur noch knapp im Minus. Notenbanker signalisieren schnellere Zinserhöhung Aus dem Protokoll geht ein wachsendes Unbehagen der US-Notenbanker über die hohe Inflation hervor. Wörtlich heißt es: "Die Teilnehmer stellten allgemein fest, dass es angesichts ihrer individuellen Aussichten für die Wirtschaft, den Arbeitsmarkt und die Inflation gerechtfertigt sein könnte, den Leitzins früher oder schneller zu erhöhen, als sie zuvor erwartet hatten". Hinzu kommt, dass es für einige Teilnehmer angebracht sein könnte, relativ bald nach der ersten Zinserhöhung die durch die massiven Anleihekäufe aufgeblähte Notenbankbilanz zu verkleinern. Erst vor Handelsbeginn hatte es einen weiteren Beleg für die robuste US-Wirtschaft gegeben. Die Arbeitsmarktdaten des Dienstleisters ADP zeigten für Dezember einen viel stärkeren Stellenzuwachs in der privaten US-Wirtschaft als erwartet. Die Daten gelten als Indikation für den offiziellen Arbeitsmarktreport am Freitag. "Ich glaube die Anleger merken, dass jetzt nicht die Zeit ist, den Kopf alluzweit aus dem Fenster zu strecken", kommentierte Portfoliomanager Robert Pavlik von Dakota Wealth Management. Er wies darauf hin, dass es an den Vortagen eine Neubewertung bei sogenannten Value-Aktien gegeben habe und am Mittwoch die Verkäufe im Techniksektor weitergegangen seien. Am Aktienmarkt schlugen sich Aktien aus weniger zyklischen Branchen wie Telekommunikation (+1,4%) und Lebensmittel (+0,3%) am besten. Am Ende lagen die zyklischen und zuletzt sehr starken Autoaktien (-4,9%) und Halbleiterwerte (-3,5%). Bankaktien, die als Profiteure eines höheren Zinsniveaus gelten und zuletzt noch gesucht waren, gaben um durchschnittlich 1,3 Prozent nach. Smart Global trotz guter Zahlen unter Druck Unter den Einzelwerten fielen sogenannte Meme-Aktien mit starken Verlusten auf. AMC Entertainment gaben um 10,7 und Gamestop um 13,1 Prozent nach. Als Meme-Aktien werden Papiere bezeichnet, die wiederholt drastische Kurssteigerungen verzeichnen, meist ausgelöst durch private Akteure, die sich in sozialen Medien zusammenschließen. Beim Technologieunternehmen Smart Global Holdings (-15,4% auf 61,52 Dollar) waren gute Nachrichten entweder nicht gut genug, oder aber die Anleger nahmen Gewinne mit. Im Vorjahr war der Kurs um über 80 Prozent gestiegen. Das Unternehmen teilte neben starken und besser als erwarteten Geschäftszahlen einen Aktiensplit im Verhältnis 1:2 mit. Barclays erhöhte darauf das Kursziel auf 82 von 60 Dollar. Jeweils nach Abstufungen auf "Neutral" von "Buy" durch die UBS rutschten Salesforce um 8,3 und Adobe um 7,2 Prozent ab. Eine Kursexplosion erlebte die Aktie der an der Nasdaq notierten deutschen Mainz Biomed. Das Unternehmen hat exklusive Rechte an neuartigen mRNA-Biomarkern erworben für Darmkrebs-Screeningtests. Die Aktie schoss um rund 46 Prozent nach oben, im Tageshoch betrug das Plus aber auch schon über 70 Prozent. Ölpreise ebenfalls von Fed-Protokoll gedrückt Wie die Aktienkurse reagierte auch das Öl negativ auf das Fed-Protokoll. Die Preise kamen von den Tageshochs zurück und schlossen auf dem Vortagsniveau. Als zwischenzeitlichen Treiber hatten Marktteilnehmer Unruhen im Ölförderland Kasachstan ausgemacht, wo der Präsident die Regierung entlassen hat nach heftigen Protesten der Bevölkerung wegen hoher Gaspreise. Kasachstan fördert täglich rund 1,6 Millionen Barrel. Analyst Tom Kloza von Oil Price Information Service spricht mit Blick auf die Unruhen von einem "Schwarzen Schwan", also einem gänzlich unerwarteten Ereignis. Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com DJG/DJN/gos (END) Dow Jones Newswires January 05, 2022 16:11 ET (21:11 GMT) Copyright (c) 2022 Dow Jones & Company, Inc. | ||
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