Alt 03.03.14, 12:21
Standard Krise in der Ukraine lässt Börsen einbrechen
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Angesichts der Krise in der Ukraine gehen Investoren am Montag in Deckung. Aktien werden verkauft, Bundesanleihen als sichere Alternative sind gefragt und der Goldpreis schießt nach oben. Die Moskauer Börse bricht um fast 13 Prozent ein auf den tiefsten Stand seit viereinhalb Jahren. Da nimmt sich der DAX-Verlust von 3 Prozent auf 9.397 Punkte noch geradezu harmlos aus. Die Warschauer Börse fällt um 4 Prozent zurück. Polen hat enge wirtschaftliche Beziehungen sowohl zur Ukraine als auch zu Russland.

Kein einziger der europäischen Blue-Chips kann sich dem Verkaufsdruck entziehen. Der Euro-Stoxx-50 büßt 2,9 Prozent auf 3.059 Punkte ein. "Händler verabschieden sich von Aktien und flüchten in sichere Häfen wie Gold", sagt David Madden vom Londoner Broker IG. Mehr als zwei Drittel des russischen Gases, das in die Europäische Union geliefert wird, nehme den Weg durch die Ukraine. "Wenn die Spannungen noch zunehmen, könnten Gaslieferungen in den Westen gekappt werden", sagt Madden.

Allan Vallentiner von AMF Capital erinnert an das Jahr 2006: "Wie der Streit zwischen dem russischen Gaslieferanten Gazprom und der Ukraine über die Höhe des Gaspreises zu Engpässen bei der Gaslieferung nach Europa führte, ist auch dieses mal mit Lieferverzögerungen zu rechnen. Diese könnten die sowieso schon schwache konjunkturelle Erholung in der Eurozone und somit die Aktienmärkte belasten", sagt Vallentiner.

Am Bondmarkt setzt man immer mehr auf einen Totalausfall der Ukraine als Schuldner. Anleihen des Landes, die im Juni dieses Jahres fällig werden, rentierten in der Spitze mit 50 Prozent. "Die wirtschaftliche Lage (der Ukraine) schätzen wir als prekär ein. Im Zweifel wäre eine Umschuldung mit einem Schuldenschnitt die beste Lösung für einen Neuanfang", sagt Martin Wilhelm von IFK Invest. Die ukrainische Währung Hryvnia ist seit Jahresbeginn um 30 Prozent eingebrochen.

Der Goldpreis steigt dagegen um 1,8 Prozent auf 1.345,20 US-Dollar je Feinunze, das ist der höchste Stand seit Ende Oktober. Silber verteuert sich um 1,3 Prozent auf 21,51 Dollar. Noch erheblich stärker steigt der Weizenpreis und in seinem Fahrwasser die Preise vieler anderer Getreidesorten. An der Warenterminbörse von Chicago ist der Weizenpreis um 5,6 Prozent auf 636 Dollar nach oben gesprungen. Die Ukraine ist einer der größten Weizenproduzenten der Welt.

Der Rubel steht immer mehr unter Druck. Zum US-Dollar ist Russlands Währung auf den niedrigsten Stand seit fünf Jahren gefallen. Um diesen Druck zu mildern, hat die russische Zentralbank den Leitzins von 5,5 auf 7,0 Prozent erhöht. "Bis zu den ukrainischen Wahlen am 25. Mai ist auch für den russischen Präsidenten unsicher, wer die neuen Machthaber sein werden", sagt Bert-Ardo Spelter von ICFB Investment. Russland selbst sei angezählt, der Rubel im Sinkflug und die korruptionsbelastete rohstoffabhängige Wirtschaft sorge für Investitionsunsicherheit.

"Das Putin-Regime scheint sich nicht um völkerrechtliche Verpflichtungen und Regeln zu scheren. Werden Investoren nun generell an der Vertragstreue des Regimes in Moskau zweifeln?", fragt sich Ulrich Leuchtmann von der Commerzbank. Solange nicht klar sei, ob und wie weit der Konflikt eskaliert, sei ein temporärer Risikoaufschlag auf den Rubel-Kurs jedenfalls gerechtfertigt. Die Risikoprämien für russische Anleihen sind um 10 auf 200 Basispunkte gestiegen.

Bundesanleihen als sicherer Hafen sind gesucht. Bei den Leitwährungen profitiert der Yen zum US-Dollar, er hat auf den höchsten Stand seit Anfang Februar aufgewertet. Japans Währung gilt in Krisenzeiten als sichere Devise. An den europäischen Aktienmärkten ist die Wiener Börse mit einem Minus von 3,7 Prozent der größte Verlierer. Etliche österreichische Unternehmen, nicht zuletzt die Banken, haben enge wirtschaftliche nach Osteuropa und auch in die Ukraine. Aktien der Erste Group Bank brechen um 5 Prozent ein und die der Raiffeisen International um 10 Prozent.

Kontakt zum Autor: benjamin.krieger@dowjones.com

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