Alt 17.11.14, 12:21
Standard Rezession in Japan sorgt für Rücksetzer
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Leicht im Minus notieren die europäischen Aktienmärkte am Montagmittag. Dabei kommt die Nachricht des Tages aus Japan. Die japanische Wirtschaftsleistung ist im dritten Quartal völlig unerwartet gesunken. Mit dem zweiten Quartalsrückgang nacheinander, der das Land in eine technische Rezession stürzt, wird allerdings auch die Politik von Ministerpräsident Shinzo Abe in Frage gestellt. An der Börse wächst nun die Sorge, dass auch Europa die Konjunkturkrise nicht so schnell beenden kann wie erhofft.

Optimistisch für den Aktienmarkt in Europa sind dagegen die Analysten von J.P. Morgan, die ihre Anlageempfehlung für europäische Aktien auf "Overweight" von "Underweight" nach oben genommen haben. Dies sorgte für eine leichte Erholung von den zu Handelsbeginn niedrigeren Indexständen. Der DAX verliert 0,2 Prozent auf 9.232 Punkte. Der Euro-Stoxx-50 gibt um 0,2 Prozent auf 3.054 Punkte nach.

Die japanische Wirtschaft ist im dritten Quartal um 0,4 Prozent zum Vorquartal geschrumpft, erwartet wurde aber ein Plus von 0,5 Prozent. Japan ist damit trotz sämtlicher geldpolitischer Lockerungen in eine technische Rezession gerutscht. Die kritischen Stimmen zur Geldpolitik von Premierminister Abe, auch "Abenomics" genannt, dürften nach den schwachen Daten weiter zunehmen. Die Tatsache, dass die japanische Öffentlichkeit ohnehin gemischte Gefühle zu dieser habe, könnten laut den Analysten von IG Markets Neuwahlen nach den Daten erschweren. Sollte Abe nicht bald mit neuen und überzeugenden Ideen an die Öffentlichkeit treten, dürfte der Widerstand dagegen weiter zunehmen, heißt es.

Für die Analysten von J.P. Morgen sind die Aktien in Europa, im Vergleich zum Jahresstart und aus Sicht der US-Anleger, nun um 22 Prozent billiger. Sie liegen aktuell sogar unterhalb der Tiefs aus dem Sommer 2012. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis der europäischen Aktien sei vom Rekordhoch zurückgekommen und nun als günstig anzusehen. Attraktiv seien auch die Kurs-Buchwert-Verhältnisse. Der schwächere Euro sollte zudem das Wachstum in Europa begünstigen. Das Währungspaar notiert aktuell bei 1,25 Dollar, nach 1,38 Dollar zum Jahresbeginn.

An der Börse richten sich zu Wochenbeginn die Blicke auch in Richtung EZB. Mit Draghi, Mersch, Coeure und Praet treten gleich mehrere hochkarätige Redner auf. Die Europäische Zentralbank (EZB) kann nach den Worten ihres Direktors Yves Mersch ihre Geldpolitik mit zusätzlichen Maßnahmen noch weiter lockern. Derzeit sieht er jedoch keine Notwendigkeit dafür.

Vor allem die vierteljährliche Rede von EZB-Präsident Mario Draghi vor dem EU-Parlament in Brüssel am Nachmittag steht nun im Blick. Nach den jüngsten Daten, die das desinflationäre Umfeld in der Eurozone bestätigt haben, dürften die Anleger gespannt auf jegliche Änderung der Kommunikation achten, so die Credit Agricole.

Bei den Einzelwerten im DAX ragen Merck KGaA mit einem Plus von 3,6 Prozent hervor. Die Darmstädter haben eine weltweite Zusammenarbeit mit dem US-Pharmakonzern Pfizer bekannt gegeben. Sie könnte Merck Milliarden einbringen. Mit Pfizer habe Merck KGaA einen beeindruckenden und finanzstarken Partner gewonnen, kommentieren die Analysten von Berenberg die Zusammenarbeit.

Auch Bayer und Sanofi stehen im Blick. Hier hat die US-Gesundheitsbehörde FDA das Multiple-Sklerose-Medikament Lemtrada der Sanofi-Tochter Genzyme zugelassen. Nach der ersten Ablehnung des Medikaments vor einem Jahr könne der Markt nun positiv auf die Zulassung reagieren. Bayer ist Co-Entwickler des Medikaments und bei der Markteinführung an den Erlösen beteiligt. Analysten rechnen hier mit 400 Millionen US-Dollar im Jahr 2018. Sanofi notieren 0,3 Prozent höher, Bayer geben mit dem Markt um 0,3 Prozent nach.

Die Kurse der in London gelisteten Bergwerksgesellschaften tendieren durchweg fester. "Der Goldpreis ist seit dem Aktienhandelsschluss am Freitag in der Spitze um weitere 20 Dollar gestiegen", sagt ein Händler. Dies sorge bei Goldproduzenten für Aktienkäufe. "Gold legt eine Rally hin, nachdem die Umfragen (vom Wochenende) zeigen, dass die Abstimmung zugunsten höherer Goldbestände der Schweizer Notenbank ausfällt", merken die Analysten von Numis an. Der Sektor der Minenwerte steigt um 1,3 Prozent.

Deutlich bessere Quartalszahlen stützen Vivendi. Die Aktien klettern um 0,4 Prozent, nachdem der Gewinn stärker als erwartet gestiegen ist. Dies könnte dazu beitragen, die Rally der Medienwerte weiter anzutreiben, hoffen Händler.

Am Nachmittag rücken zudem Zahlen aus den USA in den Fokus. Dort stehen der Empire State Manufacturing Index für November sowie die Industrieproduktion und Kapazitätsauslastung für Oktober an.

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