Alt 17.10.17, 15:43
Standard Börsen drehen leicht ins Plus - Banken vorne
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FRANKFURT (Dow Jones)--Europas Börsen ziehen am Dienstagnachmittag leicht an. Das Umfeld für Aktien wird grundsätzlich als positiv eingestuft. Wie der jüngsten Fund Manager Survey von Bank of America-Merrill Lynch zu entnehmen ist, rechnen 48 Prozent der befragten Fondsmanager mit einem Goldilocks-Szenario für die Weltwirtschaft, also einer Phase überdurchschnittlichen Wachstums bei zugleich unterdurchschnittlicher Inflation. Dies ist das erste Mal seit sechs Jahren, dass der Anteil der Wachstums-Optimisten über dem der Stagnations-Anhänger liegt. Der DAX steigt 0,2 Prozent auf 13.029. Der Euro-Stoxx-50 gewinnt 0,4 Prozent auf 3.619.

Nach den Abgaben vom Vortag erholt sich die Börse Madrid und legt kräftig um 0,9 Prozent auf 10.269 Punkte zu. Und das, obgleich sich die Katalonien-Krise weiter verschärft. Die spanische Justiz erließ Haftbefehl gegen die Anführer zweier einflussreicher Gruppierungen und ließ den katalanischen Polizeichef nach zwischenzeitlicher Festnahme nur unter Auflagen wieder auf freien Fuß. Die Staatsanwaltschaft wirft den beiden Chefs der einflussreichen Organisationen Katalanische Nationalversammlung (ANC) und Omnium Cultural "aufrührerisches Verhalten" vor. Im Handel heißt es, die Anleger setzten weiter letztlich auf eine Entschärfung der Krise.

Mit Aufschlägen von 0,8 Prozent stellt der Bankensektor einen der Tagesgewinner an Europas Börsen. Hintergrund dürfte die Erwartung steigender Marktzinsen in den kommenden Monaten sein, was prinzipiell positiv für den Sektor ist. Laut der bereits oben erwähnten Fund Manager Survey von Bank of America-Merrill Lynch erwarten 82 Prozent der Befragten höhere Marktzinsen in den kommenden zwölf Monaten. Sie rotierten daher in Bankaktien und den japanischen Aktienmarkt.

Win-Win-Deal von Airbus

Sehr positiv für Airbus wird die Zusammenarbeit mit Bombardier bei Mittelstreckenflugzeugen aufgenommen. "Das war schon ein richtiger Coup", sagt ein Börsianer. Airbus ergänze damit ein bisher nicht erschlossenes Marktsegment, ohne milliardenschwere Vorleistungen erbringen zu müssen. Gleichzeitig erhalte Airbus damit Zugriff auf einen bereits eingeführten Jet. Auch für die Kanadier sei der Schritt attraktiv, weil eine Montage der Jets im Airbus-Werk in den USA die von der Trump-Regierung eingeführte Strafsteuer umgehen dürfte. "Per Saldo gibt es hier nur Gewinner", so der Händler. Airbus ziehen um 3,8 Prozent an.

Als sehr gut werden die Umsatzzahlen von Danone gewertet. Sie hätten die Erwartung nachgerade gesprengt, heißt es bei den Analysten von Berenberg. Zwar sei nach vier schwachen Quartalen durchaus mit einem starken Drittquartal gerechnet worden, doch liege das flächenbereinigte Wachstum mit 4,7 Prozent weit über den Prognosen. Danone verteuern sich um 1,2 Prozent. Für Casino geht es 1,4 Prozent nach oben. "Als Einzelhändler ein organisches Wachstumsplus von 3,4 Prozent zu vermelden, ist ungewöhnlich", sagt ein Händler. Von der Branche sei man angesichts der Online-Konkurrenz zuletzt nur noch Hiobsbotschaften gewohnt gewesen.

Remy Cointreau fallen nach Geschäftszahlen dagegen um 1,6 Prozent. Einzig die Cognac-Sparte hat überzeugt, die anderen Bereiche haben die Erwartungen nicht erfüllt. Zu den Tagesfavoriten gehören auch Pearson mit einem Kurssprung von 8 Prozent nach dem Zwischenbericht der britischen Mediengruppe. Pearson hat seine Prognosespanne für das Gesamtjahr nach oben eingeengt und will eigene Aktien zurückkaufen.

Aktivistischer Investor will Credit Suisse aufspalten

Credit Suisse entwickeln sich mit Plus 1,4 Prozent besser als der europäische Banken-Sektor. Hier treibt der Einstieg des aktivistischen Investors RBR, der eine Aufspaltung der Bank anstrebt. "Quantitativ kann man das aber so richtig noch nicht einordnen", so ein Händler. Entscheidend sei, ob der rührige Fonds mit nur 0,3 Prozent Anteil weitere Investoren überzeugen könne, die Forderung zu unterstützen.

OHL sind nach dem Verkauf des Konzessionsgeschäftes an die australische IFM Investors stark gesucht. Die Aktie legt mehr als 40 Prozent zu. Bankinter begrüßt die Transaktion und spricht von einem "Meilenstein" für die Veräußerungspläne von OHL. Der Konzern erziele dafür einen attraktiven Preis und werde seine Verschuldung deutlich reduzieren. Durch die erwarteten Amortisationen höherpreisiger Verbindlichkeiten würden die Finanzierungskosten zurückgeführt, heißt es.

Sartorius von Umsatzwarnung gedrückt

Im DAX zeigen sich Commerzbank unbeeindruckt davon, dass das Geldhaus durch die im Sommer vereinbarte Beendigung eines Gemeinschaftsunternehmens bei Ratenkrediten mit BNP Paribas nun einen Einmalertrag von 132 Millionen Euro verbuchen kann. Mit der operativen Entwicklung habe dies nichts zu tun, dies sei nur ein Einmalposten, heißt es zur Nicht-Reaktion des Aktienkurses auf die Nachricht. Commerzbank steigen um 0,4 Prozent. Infineon gewinnen 3,6 Prozent nach einer positiven Studie von Merrill Lynch.

Abwärts geht es bei Sartorius, und zwar um 6,9 Prozent nach einer Umsatzwarnung. Der Laborausrüster erwartet für 2017 nun ein wechselkursbereinigtes Umsatzplus von nur noch 9 Prozent nach zuvor 12 bis 16 Prozent. Hauptgrund sind Probleme in der Zuliefererkette, resultierend aus Schäden, die die Hurrikan-Saison in den USA angerichtet hat. Hypoport verlieren trotz guter Zahlen der Tochter Eurospace 6,4 Prozent. Ein Analyst vermutet Gewinnmitnahmen nach der starken Entwicklung der Aktie.

Am Devisenmarkt gibt der Euro in kleinen Schritten zum Dollar weiter nach. Er kostet 1,1739 Dollar im Vergleich zu 1,1820 zu Wochenbeginn. Der Dollar profitiert leicht von der Erwartung einer weiteren Zinserhöhung in den USA noch im laufenden Jahr. Die US-Importpreise sind im September stärker als erwartet gestiegen, wenngleich auch vor allem wegen des volatilen Ölpreises.

Wegen der Erwartung steigender Zinsen verliert der Goldpreis weiter an Boden, weil das Edelmetall selbst keine Zinsen abwirft. Zudem verteuert es sich für Käufer aus dem Nichtdollarraum durch den festeren Dollar. Die Feinunze kostet 1.285 Dollar, ein Minus von 0,8 Prozent gegenüber dem Vortag.

Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

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October 17, 2017 10:10 ET (14:10 GMT)

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