Alt 17.10.17, 13:28
Standard Seitwärts - Airbus mit Bombardier-Coup
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FRANKFURT (Dow Jones)--Weiter lethargisch entwickelt sich das Geschäft an Europas Börsen am Dienstagmittag. Ein etwas schwächerer ZEW-Index lässt die Anleger genauso kalt wie die neuesten Preisdaten aus der Eurozone: Die Verbraucherpreise sind im September wie erwartet um 1,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Für die EZB ergibt sich hieraus kein Handlungsbedarf. Es wird erwartet, dass die Währungshüter ab Januar ihre monatlichen Wertpapierkäufe von derzeit 60 Milliarden Euro drosseln werden. Der DAX notiert bei 13.004 Punkten und somit unverändert. Der Euro-Stoxx-50 steigt 1 Punkt auf 3.607.

Nach den Abgaben vom Vortag erholt sich die Börse Madrid leicht und gewinnt 0,1 Prozent auf 10.194 Punkte. Und das, obgleich sich die Katalonien-Krise weiter verschärft. Die spanische Justiz erließ Haftbefehl gegen die Anführer zweier einflussreicher Gruppierungen und ließ den katalanischen Polizeichef nach zwischenzeitlicher Festnahme nur unter Auflagen wieder auf freien Fuß. Die Staatsanwaltschaft wirft den beiden Chefs der einflussreichen Organisationen Katalanische Nationalversammlung (ANC) und Omnium Cultural "aufrührerisches Verhalten" vor. Der katalanische Premier Carles Puigdemont spricht von "politischen Gefangenen".

Win-Win-Deal von Airbus

Sehr positiv für Airbus wird die Zusammenarbeit mit Bombardier bei Mittelstreckenflugzeugen aufgenommen. "Das war schon ein richtiger Coup", sagt ein Börsianer. Airbus ergänze damit ein bisher nicht erschlossenes Marktsegment, ohne milliardenschwere Vorleistungen erbringen zu müssen. Gleichzeitig erhalte Airbus damit Zugriff auf einen bereits eingeführten Jet. Auch für die Kanadier sei der Schritt attraktiv, weil eine Montage der Jets im Airbus-Werk in den USA die von der Trump-Regierung eingeführte Strafsteuer umgehen dürfte. "Per Saldo gibt es hier nur Gewinner", so der Händler. Airbus ziehen um 2,9 Prozent an.

Als sehr gut werden die Umsatzzahlen von Danone gewertet. Sie hätten die Erwartung nachgerade gesprengt, heißt es bei den Analysten von Berenberg. Zwar sei nach vier schwachen Quartalen durchaus mit einem starken Drittquartal gerechnet worden, doch liege das flächenbereinigte Wachstum mit 4,7 Prozent weit über den Prognosen. Danone verteuern sich um 1,5 Prozent. Für Casino geht es 1,3 Prozent nach oben. "Als Einzelhändler ein organisches Wachstumsplus von 3,4 Prozent zu vermelden, ist ungewöhnlich", sagt ein Händler. Von der Branche sei man angesichts der Online-Konkurrenz zuletzt nur noch Hiobsbotschaften gewohnt gewesen.

Remy Cointreau fallen nach Geschäftszahlen dagegen um 1,8 Prozent. Einzig die Cognac-Sparte hat überzeugt, die anderen Bereiche haben die Erwartungen aber nicht erfüllt. Zu den Tagesfavoriten gehören auch Pearson mit einem Kurssprung von 7,1 Prozent nach dem Zwischenbericht der britischen Mediengruppe. Pearson hat seine Prognosespanne für das Gesamtjahr nach oben eingeengt und will eigene Aktien zurückkaufen.

Aktivistischer Investor will Credit Suisse aufspalten

Credit Suisse entwickeln sich mit Plus 0,9 Prozent besser als der europäische Banken-Sektor, für den es 0,3 Prozent nach oben geht. Hier treibt der Einstieg des aktivistischen Investors RBR, der eine Aufspaltung der Bank anstrebt. "Quantitativ kann man das aber so richtig noch nicht einordnen", so ein Händler. Entscheidend sei, ob der rührige Fonds mit nur 0,3 Prozent Anteil weitere Investoren überzeugen könne, die Forderung zu unterstützen.

OHL sind nach dem Verkauf des Konzessionsgeschäftes an die australische IFM Investors stark gesucht. Die Aktie legt fast 35 Prozent zu. Bankinter begrüßt die Transaktion und spricht von einem "Meilenstein" für die Veräußerungspläne von OHL. Der Konzern erziele dafür einen attraktiven Preis und werde seine Verschuldung deutlich reduzieren. Durch die erwarteten Amortisationen höherpreisiger Verbindlichkeiten würden die Finanzierungskosten zurückgeführt, heißt es.

Sartorius von Umsatzwarnung gedrückt

Im DAX zeigen sich Commerzbank unbeeindruckt davon, dass das Geldhaus durch die im Sommer vereinbarte Beendigung eines Gemeinschaftsunternehmens bei Ratenkrediten mit BNP Paribas nun einen Einmalertrag von 132 Millionen Euro verbuchen kann. Mit der operativen Entwicklung habe dies nichts zu tun, dies sei nur ein Einmalposten, heißt es zur Nicht-Reaktion des Aktienkurses auf die Nachricht. Commerzbank steigen um 0,4 Prozent.

Abwärts geht es bei Sartorius, und zwar um 4,8 Prozent nach einer Umsatzwarnung. Der Laborausrüster erwartet für 2017 nun ein wechselkursbereinigtes Umsatzplus von nur noch 9 Prozent nach zuvor 12 bis 16 Prozent. Hauptgrund sind Probleme in der Zuliefererkette, resultierend aus Schäden, die die Hurrikan-Saison in den USA angerichtet hat.

In der dritten Reihe gefallen die Quartalszahlen von Steico. Der Baustoffhersteller profitiere wie erhofft von der Immobilienkonjunktur, heißt es. Steico gewinnen 1,4 Prozent.

Am Devisenmarkt gibt der Euro in kleinen Schritten zum Dollar weiter nach. Er kostet 1,1765 Dollar im Vergleich zu 1,1820 zu Wochenbeginn. Der Dollar profitiert leicht von der Erwartung einer weiteren Zinserhöhung in den USA noch im laufenden Jahr.

Aus dem gleichen Grund verliert der Goldpreis weiter an Boden, weil das Edelmetall selbst keine Zinsen abwirft. Zudem verteuert es sich für Käufer aus dem Nichtdollarraum durch den festeren Dollar. Die Feinunze kostet 1.290 Dollar, 7 Dollar weniger als im US-Handel und rund 15 Dollar weniger als im Vortageshoch.

Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

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October 17, 2017 06:56 ET (10:56 GMT)

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