Alt 16.10.17, 17:58
Standard Wall Street klettert auf neue Rekordhochs
Beitrag gelesen: 207 x 

NEW YORK (Dow Jones)--Die US-Börsen haben die neue Woche so begonnen, wie sie die vorige beendet haben: mit neuen Rekordständen, die aber nur geringfügig über den alten liegen. Gegen Mittag Ortszeit steigt der Dow-Jones-Index um 0,2 Prozent auf 22.912 Punkte. Der S&P-500 gewinnt 0,1 Prozent und der Nasdaq-Composite 0,3 Prozent.

Auf der einen Seite stützt der überraschend stark ausgefallene Empire State Manufacturing Index die Kurse, auf der anderen Seite dämpfen politische Ereignisse die Risikofreude der Anleger etwas, wie Händler sagen. Sie verweisen auf den Streit um das Atomabkommen mit Iran und die Unabhängigkeitsbestrebungen der autonomen Region Katalonien, die sich von Spanien lösen will.

Kurz vor dem Auslaufen des Ultimatums aus Madrid um 10.00 Uhr MESZ am Montag hat der katalanische Regierungschef Carles Puigdemont in einem Brief an die spanische Zentralregierung vorgeschlagen, das "Mandat" der Katalanen für eine Unabhängigkeit für zwei Monate auszusetzen, um mit der Zentralregierung zu verhandeln. Damit rückt Puigdemont zum einen nicht von seinen Äußerungen in der vergangenen Woche ab, in denen er das Recht der Katalanen auf einen unabhängigen Staat unterstrichen hat, und macht zum anderen auch nicht - wie von Spaniens Regierungschef Mariano Rajoy eingefordert - eindeutig klar, ob oder ob er nicht die Unabhängigkeit Kataloniens erklärt hat. Die Zentralregierung in Madrid verlangt nun von der katalanischen Regionalregierung bis Donnerstagmorgen eine "klare" Aussage zur Unabhängigkeitserklärung.

Diese unklare Lage verunsichert die Anleger besonders an der Madrider Börse, lässt die Investoren aber auch andernorts etwas vorsichtiger agieren. Die Situation könnte sich nun verschärfen, je nachdem wie Madrid reagiert. Im Fall einer Unabhängigkeitserklärung dürfte die Zentralregierung nach Verstreichen der Schonfrist am Donnerstag nämlich Artikel 155 der Verfassung aktivieren, und damit der Region den Autonomiestatus entziehen.

Yellen stützt Dollar

Am Devisenmarkt gibt der Euro minimal nach und notiert um 1,1810 Dollar von Ständen um 1,1820 am Freitagabend im späten US-Handel. Der Greenback erhält etwas Rückenwind von US-Notenbankchefin Janet Yellen. Sie hatte am Wochenende bekräftigt, dass die Fed die geplanten Zinserhöhungen vorantreiben wolle. Dagegen haben die Ergebnisse der Wahlen in Niedersachsen und in Österreich die Gemeinschaftswährung bisher kaum bewegt. Das könnte sich nach Meinung von Commerzbank-Devisenanalystin Esther Reichelt aber noch ändern. Naheliegend sei es anzunehmen, dass am Devisenmarkt eine mögliche Regierungsbeteiligung einer rechtspopulistischen Partei in Österreich mit Skepsis aufgenommen werde. Die gegenteilige Reaktion des Marktes auf die Wahl von Emmanuel Macrons, der als Befürworter einer stärkeren Integration gilt, zeige klar die Präferenzen der Devisenhändler.

Gold bewegt sich im Spannungsfeld aus voraussichtlich steigenden US-Zinsen und den zahlreichen politischen Unwägbarkeiten. Höhere Zinsen schmälern im Allgemeinen die Attraktivität des zinslos gehaltenen Edelmetalls, die politische Unsicherheit führt aber dazu, dass Anleger dem Gold trotzdem die Treue halten. Der Preis für eine Feinunze verharrt im Gefolge bei 1.304 Dollar.

Am Anleihemarkt geben die Notierungen leicht nach. Die Rendite zehnjähriger US-Anleihen steigt um 2 Basispunkte auf 2,29 Prozent. Staatsanleihen sind in Krisenzeiten normalerweise ebenfalls gefragt. Mit der Aussicht auf steigende Zinsen trennen sich Anleger aber von umlaufenden Papieren, weil bald Neuemissionen mit höheren Kupons angeboten werden dürften.

Ölpreise setzen Anstieg fort

Die Ölpreise setzen ihren Anstieg fort. Sie profitieren von Spannungen im Nahen Osten und drohenden Förderausfällen. Das Barrel US-Rohöl der Sorte WTI verteuert sich um 0,6 Prozent auf 51,75 Dollar. Die europäische Referenzsorte Brent steigt um 1 Prozent auf 57,74 Dollar. Marktteilnehmer verweisen auf die jüngste Entwicklung im Irak. Laut Medienberichten sind irakische Truppen in die von kurdischen Kämpfern gehaltene Stadt Kirkuk vorgedrungen. Kirkuk ist das Zentrum der irakischen Ölindustrie, der Irak wiederum ist innerhalb der Opec der zweitgrößte Ölproduzent. Seitdem die Bewohner des kurdischen Autonomiegebiets im September für die Loslösung der Region vom Irak gestimmt haben, wachsen die Spannungen zwischen der kurdischen Regionalregierung und der Regierung in Bagdad. Daneben stützt auch der Streit um das Atomabkommen mit Iran, das US-Präsident Donald Trump gerne aufkündigen würde, die Ölpreise.

An US-Konjunkturdaten wurde am Montag nur der Empire State Manufacturing Index für Oktober veröffentlicht. Er stieg im Oktober überraschend auf 30,2 Punkte. Volkswirte hatten einen Rückgang auf 20 Punkte erwartet, nachdem der Index im September 24,4 Punkte erreicht hatte.

Ansonsten ist die Nachrichtenlage recht dünn. Das dürfte sich aber in den kommenden Tagen ändern, wenn die Bilanzsaison der US-Unternehmen erst richtig in Schwung kommt. Am Montag nach Börsenschluss wird Netflix Quartalszahlen vorlegen. Am Dienstag folgen noch vor der Startglocke mit Morgan Stanley und Goldman Sachs zwei große Banken.

Zu den großen Kursgewinnern gehört am Montag die Aktie von Exelixis. Sie steigt um rund 32 Prozent, nachdem die US-Gesundheitsbehörde FDA zugesagt hat, die erweiterte Marktzulassung von Cabometyx zur Therapie von bislang unbehandelten Nierenzellkarzinomen in fortgeschrittenem Stadium vorrangig zu prüfen. Cabometyx darf seit April vergangenen Jahres schon zur Behandlung fortgeschrittenen Nierenzellkarzinomen bei Patienten eingesetzt werden, die bis dahin schon andere Therapien erhalten haben. Nierenkrebs ist eine der zehn häufigsten Krebsarten in den USA.

Ebenfalls gefragt mit einem Plus von 1,4 Prozent ist die Apple-Aktie. Hier stützt eine positive Analyse von Keybanc Capital, die den Wert auf "Overweight" nach oben nimmt. Die Experten vertreten die Ansicht, dass der Anstieg beim durchschnittlichen Umsatz pro Nutzer die stagnierenden Verkäufe beim iPhone ausgleichen könnte. Freundliches wissen auch die Analysten von GBH Insights zu sagen. Offenbar Zeigen Untersuchungen, dass diesmal ein besonders großer Anteil der iPhone-Verkäufe an die neuen (und damit teureren) Modelle entfällt, also iPhone X, iPhone 8 oder 8 plus.

Auf der Verliererseite finden sich Adobe, die nach einem negativen Analystenkommentar 2,4 Prozent einbüßen. Die Deutsche Bank hat die Aktien auf "Hold" von "Buy" zurückgestuft. Ford legen 0,3 Prozent zu, auch wenn die Analysten von RBC Capital die Aktie des Automobilkonzerns auf "Sector Perform" von "Outperform" zurückgestuft haben. Sie gehen davon aus, dass die Ertragswende noch länger auf sich warten lassen wird.

Nordstrom verbilligen sich um 5,7 Prozent. Die Eigentümer-Familie des Einzelhändlers verzichtet nun doch darauf, das Unternehmen von der Börse zu nehmen.

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/raz/mgo

(END) Dow Jones Newswires

October 16, 2017 12:26 ET (16:26 GMT)

Copyright (c) 2017 Dow Jones & Company, Inc.


Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Dow Jones die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
 Es ist 16:04 Uhr.
Top 



copyright: imagine Grafik - DTP - Webdesign - [AGB / Datenschutz]