Alt 13.10.17, 22:26
Standard Weichende Zinsfantasie führt Börsen auf Rekordhochs
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NEW YORK (Dow Jones)--Die US-Börsen haben ihrer Serie von Rekordständen am Freitag eine neue Episode hinzugefügt. Wie so oft in jüngster Zeit lagen diese Hochs aber nur geringfügig über den vorigen. Nachdem selbst besser als erwartet ausgefallene Geschäftsergebnisse wichtiger Großbanken Anleger am Vortag nicht aus der Lethargie hatten reißen können, stützte zum Wochenschluss etwas entweichende Zinserhöhungsfantasie.

Unbeeindruckt zeigten sich die Aktienmärkte von der jüngsten Entwicklung im Streit um das Atom-Abkommen mit Iran. US-Präsident Trump hatte sich geweigert, dem Kongress zu bestätigen, dass sich Teheran an die Vereinbarungen hält. Ein US-Gesetz verlangt diese Bestätigung vom Präsidenten alle 90 Tage. Stattdessen forderte Trump die Neuverhandlung des Abkommens. Beobachter wiesen jedoch darauf hin, dass das Abkommen durch Trumps Weigerung nicht ungültig wird.

Der Dow-Jones-Index gewann 0,1 Prozent auf 22.872 Punkte, S&P-500 und Nasdaq-Composite legten um 0,1 und 0,2 Prozent zu. Umgesetzt wurden 767 (Donnerstag: 788) Millionen Aktien. Dabei wurden 1.737 Kursgewinner und 1.185 -verlierer gesehen. Unverändert schlossen 133 Titel.

Es gebe derzeit einfach keine Gründe, zu verkaufen, erklärte Randy Frederick, geschäftsführender Direktor bei Charles Schwab, die vergleichsweise dünnen Umsätze. Anleger müssten einfach nur dasitzen und den Kursen beim Steigen zusehen

Bank of America überzeugt - Wells Fargo nicht

Wie schon am Donnerstag fanden sich Bankenaktien auf der Verliererseite. Beobachter machten dafür die wieder gesunkenen Anleiherenditen verantwortlich. Sie schmälern die Zinseinnahmen der Geldhäuser. Die vorbörslich veröffentlichten Geschäftsausweise von Bank of America und Wells Fargo lieferten nicht die erhofften positiven Impulse für den Sektor. Bank of America hat sich im dritten Quartal besser behauptet als von Analysten erwartet. Der Nettogewinn stieg trotz Gegenwind aus einem schwachen Handelsgeschäft um 13 Prozent. Je Aktie verdiente die Bank 48 Cent, Analysten hatten mit 45 Cent gerechnet. Händler sprachen von einem soliden Zahlenwerk. Die Aktie legte um 1,5 Prozent zu. Allerdings hatte sie am Donnerstag im Sog von JP Morgan und Citigroup kräftig nachgegeben. Zwar hatten die beiden Banken gute Zahlen vorgelegt, doch nutzten Anleger diese zu Gewinnmitnahmen.

Wells Fargo büßten 2,8 Prozent ein. Hier gab es handfeste Argumente für Verkäufe, denn die Bank hatte die Erwartungen sowohl beim Gewinn als auch bei den Einnahmen verfehlt. Händler begründeten die deutlichen Abschläge auch mit dem Umstand, dass das Kreditinstitut klar schlechter abgeschnitten hat als die drei Wettbewerber Citigroup, JP Morgan und Bank of America.

Insgesamt bleibt das Aktienklima positiv. Die Zuflüsse in die globalen Aktienfonds in der vergangenen Woche per 11. Oktober erreichten einen neuen Rekordwert, wie aus Daten von EPFR Global hervorgeht. Die jüngsten Konjunkturdaten hätten das Bild einer wachsenden Weltwirtschaft untermauert, hieß es im Handel. Auch die ersten Geschäftsausweise stützten diese Sicht. "Ich halte an einer positiven Einstellung für das Eingehen von Risiken fest. Alle üblichen Zeichen wirtschaftlicher Aktivität und der Ergebnisentwicklung zeigen in eine positive Richtung mit Ausnahme vielleicht von China", sagte Investmentstrategin Tina Byles Williams von FIS Group.

Makroökonomisch erhielten die "Zinstauben" indes weitere Argumente: Die US-Einzelhandelsumsätze sind im September nicht ganz so deutlich wie erhofft gestiegen. Und auch die Verbraucherpreise legten weniger deutlich als vorhergesagt zu und dies auch in der für die Geldpolitik relevanten Kernrate. "Heute liefern die Preisdaten und die Einzelhandelsumsätze die Schlüsselereignisse des Tages, weil Investoren sehen wollen, inwieweit sich die Daten mit dem eher taubenhaften Tonfall der Fed decken", sagte IG-Analyst Chris Beauchamp mit Blick auf das jüngste Sitzungsprotokoll.

Die Stimmung der US-Verbraucher hat sich indessen überraschend deutlich aufgehellt. Der an der Universität Michigan berechnete Index für die Verbraucherstimmung in den USA stieg laut der ersten Umfrage im Oktober auf 101,1 (September: 95,1) Punkte. Ökonomen hatten einen Anstieg auf nur 95,3 Punkte prognostiziert.

Die Aktie des Computer- und Druckerherstellers HP Inc stieg um 6,4 Prozent. Das Unternehmen hatte einen Gewinnausblick auf das Jahr 2018 abgegeben, der die kursierenden Erwartungen der Analysten übertraf. Monsanto kletterten um 2 Prozent. Bayer hat durch einen Spartenverkauf den Weg für die geplante Übernahme des Argrarkonzerns geebnet.

Applied Optoelectronics wurden dagegen abgestraft für verfehlte Gewinnerwartungen im dritten Quartal. Der Kurs des Herstellers von Glasfaserprodukten sackte um gut 20 Prozent ab. Applied Optoelectronics passte zudem den Umsatzausblick deutlich nach unten an. Antares Pharma brachen um rund 38 Prozent ein, nachdem die FDA einem Medikament der Gesellschaft Defizite bescheinigt hatte.

Chinesen befeuern Ölpreis

Am Ölmarkt ging es nach oben. US-Leichtöl der Sorte WTI verteuerte sich um 1,7 Prozent auf 51,45 Dollar je Fass, europäisches Referenzöl der Sorte Brent um 1,4 Prozent auf 57,17 Dollar. Händler verwiesen auf starke Handelsdaten in China mit gestiegenen Erdölimporten und wachsende geopolitische Risiken. Während eine etwaige Aufkündigung des Atomabkommens mit Iran durch US-Präsident Donald Trump am Aktienmarkt keine Rolle spielte, war es am Ölmarkt durchaus ein Thema. Dann drohten möglicherweise neue Sanktionen gegen das Land verbunden mit sinkenden Ölexporten, befürchteten Marktteilnehmer. Etwas Unterstützung erhielt der Ölpreis auch von neuen Daten zur Ölförderung in den USA. Aus den wöchentlich erhobenen Daten des Branchenausrüsters Baker Hughes ging hervor, dass in der vergangenen Woche in den USA 743 Förderanlagen in Betrieb waren. Das waren fünf weniger als in der Woche davor und so wenige wie zuletzt Anfang Juni. Der Rückgang lässt vermuten, dass sich bei Preisen von aktuell etwa 50 Dollar je Barrel WTI die Förderung für einige Unternehmen nicht lohnt.

Der Dollar geriet mit den US-Inflationsdaten etwas unter Druck, weil die Zahlen nicht für weitere Zinserhöhungen sprachen. Der Euro kletterte von Kursen um 1,18 Dollar bis auf 1,1875 Dollar, kam nach dem Michigan-Index aber zurück und notierte im späten US-Handel bei 1,1820 Dollar.

Die unter den Erwartungen liegende Teuerung und die daraus resultierende Aussicht auf eine Verschiebung weiterer geldpolitischer Straffungen erhöhten den Glanz des Goldes. Die Feinunze verteuert sich um 0,7 Prozent auf 1.302 Dollar. Vor den Daten war das Edelmetall für 1.296 Dollar zu haben gewesen. Auch die geopolitischen Spannungen stützten die Nachfrage.

Am Rentenmarkt wurden geldpolitische Straffungen ebenfalls ausgepreist. Die Notierungen stiegen; im Gegenzug fielen die Renditen. Zehnjährige US-Staatsanleihen warfen mit 2,28 Prozent vier Basispunkte weniger als am Vortag ab.

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October 13, 2017 16:11 ET (20:11 GMT)

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