Alt 13.10.17, 17:45
Standard Weichende Zinsfantasie führt Börsen auf Rekordhochs
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NEW YORK (Dow Jones)--Die Wall Street fügt ihrer Serie von Rekordständen am Freitag eine neue Episode hinzu. Wie so oft in jüngster Zeit liegen diese Hochs nur geringfügig über den vorigen. Nachdem selbst besser als erwartet ausgefallene Geschäftsergebnisse wichtiger Großbanken Anleger am Vortag nicht aus der Lethargie hatten reißen können, stützt zum Wochenschluss etwas entweichende Zinserhöhungsfantasie. Der Dow-Jones-Index gewinnt am Mittag (Ortszeit New York) 0,2 Prozent auf 22.877 Punkte, S&P-500 und Nasdaq-Composite legen um 0,2 und 0,3 Prozent zu.

Bank of America überzeugt - Wells Fargo nicht

Die vorbörslich veröffentlichten Geschäftsausweisen von Bank of America und Wells Fargo liefern nicht die erhofften Impulse. Bank of America hat sich im dritten Quartal besser behauptet als von Analysten erwartet. Der Nettogewinn stieg trotz Gegenwind aus einem schwachen Handelsgeschäft um 13 Prozent. Je Aktie verdiente die Bank 48 Cent, Analysten hatten mit 45 Cent gerechnet. Händler sprechen von einem soliden Zahlenwerk. Die Aktie legt um 1,2 Prozent zu. Allerdings hatte sie am Donnerstag im Sog von JP Morgan und Citigroup kräftig nachgegeben. Zwar hatten die beiden Banken gute Zahlen vorgelegt, doch nutzten Anleger diese zu Gewinnmitnahmen. Wells Fargo büßen 3,1 Prozent ein. Hier gibt es handfeste Argumente für Verkäufe, denn die Bank hat die Erwartungen sowohl beim Gewinn als auch bei den Einnahmen verfehlt. Händler begründen die deutlichen Abschläge auch mit dem Umstand, dass das Kreditinstitut klar schlechter abgeschnitten hat als die drei Wettbewerber Citigroup, JP Morgan und Bank of America.

Insgesamt bleibt das Aktienklima positiv. Die Zuflüsse in die globalen Aktienfonds in der vergangenen Woche per 11. Oktober erreichten einen neuen Rekordwert, wie aus Daten von EPFR Global hervorgeht. Die jüngsten Konjunkturdaten hätten das Bild einer wachsenden Weltwirtschaft untermauert, heißt es im Handel. Auch die ersten Geschäftsausweise stützten diese Sicht. "Ich halte an einer positiven Einstellung für das Eingehen von Risiken fest. Alle üblichen Zeichen wirtschaftlicher Aktivität und der Ergebnisentwicklung zeigen in eine positive Richtung mit Ausnahme vielleicht von China", sagt Investmentstrategin Tina Byles Williams von FIS Group.

Makroökonomisch erhalten die "Zinstauben" indes weitere Argumente: Die US-Einzelhandelsumsätze sind im September nicht ganz so deutlich wie erhofft gestiegen. Und auch die Verbraucherpreise legten weniger deutlich als vorhergesagt zu und dies auch in der für die Geldpolitik relevanten Kernrate. "Heute liefern die Preisdaten und die Einzelhandelsumsätze die Schlüsselereignisse des Tages, weil Investoren sehen wollen, inwieweit sich die Daten mit dem eher taubenhaften Tonfall der Fed decken", sagt IG-Analyst Chris Beauchamp mit Blick auf das jüngste Sitzungsprotokoll.

Die Stimmung der US-Verbraucher hat sich indessen überraschend deutlich aufgehellt. Der an der Universität Michigan berechnete Index für die Verbraucherstimmung in den USA stieg laut der ersten Umfrage im Oktober auf 101,1 (September: 95,1) Punkte. Ökonomen hatten einen Anstieg auf nur 95,3 Punkte prognostiziert.

Die Aktie des Computer- und Druckerherstellers HP Inc steigt um 6,4 Prozent. Das Unternehmen hat einen Gewinnausblick auf das Jahr 2018 abgegeben, der die kursierenden Erwartungen der Analysten übertraf. Monsanto klettern um 2 Prozent. Bayer hat durch einen Spartenverkauf den Weg für die geplante Übernahme des Argrarkonzerns geebnet.

Applied Optoelectronics werden dagegen abgestraft für verfehlte Gewinnerwartungen im dritten Quartal. Der Kurs des Herstellers von Glasfaserprodukten sackt um 21 Prozent ab. Applied Optoelectronics passte zudem den Umsatzausblick deutlich nach unten an. Spark Therapeutics profitieren davon, dass ein Beratergremium der US-Gesundheitsbehörde FDA sich positiv zu einer Gentherapie des Unternehmens geäußert hat. Dieses darf damit auf eine Zulassung hoffen. Spark ziehen um 1,6 Prozent an. Antares Pharma brechen dagegen um rund 40 Prozent ein, nachdem die FDA einem Medikament der Gesellschaft Defizite bescheinigt hat.

Chinesen befeuern Ölpreis

Am Ölmarkt geht es nach oben. US-Leichtöl der Sorte WTI verteuert sich um 1,3 Prozent auf 51,25 Dollar je Fass, europäisches Referenzöl der Sorte Brent um 1,3 Prozent auf 56,97 Dollar. Händler verweisen auf starke Handelsdaten in China mit gestiegenen Erdölimporten und wachsende geopolitische Risiken. US-Präsident Donald Trump dürfte in Kürze das Atomabkommen mit dem ölreichen Iran aufkündigen. Nun drohten möglicherweise neue Sanktionen gegen das Land verbunden mit sinkenden Ölexporten, heißt es.

Der Dollar geriet mit den US-Inflationsdaten etwas unter Druck, weil die Zahlen nicht für weitere Zinserhöhungen sprechen. Der Euro kletterte von Kursen um 1,18 Dollar bis auf 1,1875 Dollar, kommt nach dem Michigan-Index aber zurück auf rund 1,1840 Dollar.

Der schwächere Dollar und die Aussicht auf eine Verschiebung weiterer geldpolitischer Straffungen erhöhen den Glanz des Goldes, die Feinunze verteuert sich um 0,6 Prozent auf 1.300 Dollar. Vor den Daten war das Edelmetall für 1.296 Dollar zu haben gewesen. Auch die geopolitischen Spannungen stützen die Nachfrage.

Auch am Rentenmarkt werden geldpolitische Straffungen ausgepreist. Die Notierungen steigen und die Renditen drehen deutlich ins Minus. Zehnjährige US-Staatsanleihen werfen mit 2,29 Prozent drei Basispunkte weniger als am Vortag ab.

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October 13, 2017 12:02 ET (16:02 GMT)

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