Alt 12.10.17, 21:53
Standard Börse schaltet trotz guter Geschäftszahlen Gang zurück
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NEW YORK (Dow Jones)--Verluste im Bankensektor haben die US-Börsen am Donnerstag gebremst. Die Geschäftsausweise der beiden Großbanken JP Morgan Chase und Citigroup waren zwar besser ausgefallen als erwartet, vermochten die Stimmung aber nicht aufzuhellen. Zwar tasteten sich die großen Indizes im Verlauf auf neue Rekordhochs vor, die aber nur geringfügig über den "alten" vom Mittwoch lagen und nicht verteidigt werden konnten.

Der Dow-Jones-Index schloss 0,1 Prozent niedriger bei 22.841 Punkten. Der S&P-500 und der Nasdaq-Composite sank jeweils um 0,2 Prozent. Die Umsätze waren mit 789 (Mittwoch: 742) Millionen gehandelten Aktien lebhafter als an den bisherigen Tagen der Woche. Den 1.540 Kursgewinner standen 1.384 -verlierer gegenüber. Unverändert schlossen 128 Titel.

Der US-Aktienmarkt hatte in diesem Jahr bisher einen guten Lauf. Die Kurse erreichten in rascher Folge immer neue Rekordhöhen. Zu verdanken war dies, dass die Unternehmen ihre Gewinne kräftig steigerten. Solide Unternehmensergebnisse in der gerade anlaufenden Berichtssaison dürften der Wall Street nach Meinung von Analysten zu weiteren Gewinnen verhelfen, selbst wenn Aktien schon hoch bewertet seien. "Das Wachstum mag nicht überragend sein, aber es reicht, um die Unternehmensgewinne steigen zu lassen", meinte Karyn Cavanaugh, Marktstrategin bei Voya Investment Management.

Gewinnmitnahmen in JPM und Citigroup nach guten Zahlen

Bankenwerte gehörten mit Verlusten von durchschnittlich 1,3 Prozent zu den größten Verlierern, obwohl JP Morgan (JPM) und die Citigroup überraschend gute Quartalsausweise vorgelegt hatten. JPM hat es trotz eines schwachen Handelsgeschäfts verstanden, die Markterwartungen bei Ergebnis und Einnahmen zu schlagen. Die gemessen an den Einlagen größte Bank der USA profitierte hierbei vom Kreditgeschäft, das die Schwäche des Handelsgeschäfts ausglich. Kritiker bemängelten jedoch, dass die Einnahmen im Geschäft mit festverzinslichen Wertpapieren zurückgegangen waren. Das JPM-Papier fiel um 0,9 Prozent. Auch die Citigroup schlug die Gewinnschätzungen des Marktes locker, die Aktie zeigte sich äußerst volatil. Letztlich büßte sie 3,4 Prozent ein. Hier war die Eigenkapitalrendite, die einigen Beobachtern missfiel. Sie hinkt nämlich den Renditen der Konkurrenz hinterher.

Die "Schönheitsfehler" in den Quartalsberichten der beiden Banken dürften aber nicht der eigentliche Grund für die Kursverluste gewesen sein. Beide Aktien hatten sich zuletzt klar besser als der Gesamtmarkt entwickelt, daher waren sie laut Händlern anfällig für Gewinnmitnahmen. Im Sog von Citi und JPM gaben auch andere Bankenaktien nach: Goldman Sachs verbilligten sich um 1,1 Prozent und Bank of America um 1,5 Prozent. Wells Fargo sanken um 0,8 Prozent. Bank of America und Wells Fargo werden ihre Zahlen am Freitag vorlegen.

Auch wenn der Start der Finanzbranche in die Bilanzsaison nicht gut ankam, behält sie doch ihre Fürsprecher: "Wir sind positiv gestimmt für Finanzwerte", sagte Marktstratege Antoine Lesne von State Street Global Advisors. Er sieht Kurspotenzial im Gefolge möglicher Steuersenkungen und Deregulierungen des Bankensektors durch die US-Politik. Auch die Sorge über den Zustand spanischer und italienischer Banken trete angesichts des weiterhin überzeugenden wirtschaftlichen Umfeldes in Europa in den Hintergrund.

Am übrigen Markt verloren Juniper Networks 5,2 Prozent nach einer Gewinn- und Umsatzwarnung. Ungleich härter traf es den Einzelhändler J.Jill, dessen Aktie um 51 Prozent abstürzte. "Produkt- und Marketingkalender-Probleme" verhageln dem auf Damenmode spezialisierten Unternehmen die Umsätze. AT&T zeigten sich mit einem Abschlag von 6,1 Prozent. Im dritten Quartal seien wegen Naturkatastrophen Gewinneinbußen zu erwarten, warnte der Telekommunikationskonzern.

Der Kurs des Versicherers XL Group profitierte davon, dass laut CEO Mike McGavick die Schäden der jüngsten Wirbelsturm-Serie im erwarteten Rahmen liegen und eine verstärkte Risikowahrnehmung zu einem nachhaltig realistischeren Preisniveau in der Branche führen dürfte. XL zogen um 3,4 Prozent an.

Ein gelungenes Börsendebüt feierten die Aktien von CarGurus. Die Titel wurden zum Preis von 16 Dollar ausgegeben und notierten zum Handelsschluss bei 27,58 Dollar. Das war ein Plus von über 72 Prozent. Im Tageshoch hatten die Titel aber bei 30,19 Dollar notiert.

Daten sprechen nur zum Teil für Zinserhöhung

Überzeugende Daten kamen vom Arbeitsmarkt. In den USA waren in der Vorwoche deutlich weniger Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe gestellt worden als erwartet, die Gesamtzahl der Arbeitslosengeldempfänger fiel auf den niedrigsten Stand seit Ende 1973. Zugleich stieg die Inflation auf Basis der Erzeugerpreise - auch in der Kernrate - wie erwartet. Insgesamt stiegen die Preise nur moderat.

Am Ölmarkt standen die Preise unter Druck, obwohl das US-Energieministerium einen überraschend deutlichen Rückgang seiner Ölvorräte gemeldet hatte. Allerdings hatte der US-Branchenverband API am Vorabend einen deutlichen Lageraufbau vermeldet und damit ein klar "bearisches" Preissignal geliefert. Zudem sprach die Internationale Energie-Agentur von einem steigenden Angebot. US-Leichtöl der Sorte WTI verbilligte sich um 1,4 Prozent auf 50,60 Dollar, Nordseeöl der Sorte Brent um 1,2 Prozent auf 56,25 Dollar.

Der Goldpreis gab mit den Inflationsdaten seine Tagesaufschläge weitgehend wieder ab und legte um 0,2 Prozent auf 1.295 Dollar zu. Die Inflation auf Basis der Erzeugerpreise bleibe insgesamt niedrig und das Sitzungsprotokoll der US-Notenbank am Vorabend habe auch Argumente gegen eine weitere Zinserhöhung im Dezember geliefert, hieß es. Händler sprachen von einer taubenhaften Interpretation des Protokolls.

Diese Einschätzung drückte auch die Renditen am Rentenmarkt - zunächst vor allem am kurzen Ende des Marktes. Am langen Ende sanken die Renditen, nachdem die Auktion von Longbonds auf eine rege Nachfrage getroffen war. Zehnjährige US-Staatsanleihen warfen mit 2,32 Prozent 3 Basispunkte weniger ab.

Der Dollar legte mit den positiven Arbeitsmarktdaten und der anziehenden Inflation etwas zu. Der Euro fiel auf gut 1,1830 Dollar nach Wechselkursen um 1,1860 am Vorabend.

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October 12, 2017 16:12 ET (20:12 GMT)

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