Alt 11.10.17, 22:46
Standard Fed-Protokoll lockt Anleger kaum aus der Deckung
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NEW YORK (Dow Jones)--Überwiegend positive Vorgaben aus Asien und eine ausgebliebene Eskalation in der Spanienkrise haben die Wall Street am Mittwoch kalt gelassen. Der vorläufige Verzicht des katalanischen Regierungschefs Carles Puigdemont auf die Unabhängigkeit der autonomen Region von Spanien hatte bereits am Vorabend an der Wall Street kaum Akzente gesetzt. Nun mehren sich die kritischen Stimmen, die im Aufschub eine schwache Diskussionsgrundlage mit der spanischen Regierung sehen. Am US-Aktienmarkt war der Blick ohnehin auf heimische Ereignisse gerichtet.

Aber auch das mit Spannung erwartete Protokoll der jüngsten US-Notenbanksitzung gab dem Markt keine Impulse. Zwar haben sich laut dem Protokoll die Währungshüter bei ihrer Sitzung im September mehrheitlich für eine Zinserhöhung im Dezember ausgesprochen, doch hätten mehrere Mitglieder des Offenmarktausschusses der Federal Reserve wegen der hartnäckig niedrigen Inflation Bedenken angemeldet. Auch seien einige Notenbanker der Überzeugung, dass es länger dauern werde als bislang erwartet, bis das Inflationsziel der Fed erreicht sei. Alles in allem wurde das Protokoll dahingehend interpretiert, dass eine Zinserhöhung im Dezember keineswegs sicher ist.

Der Dow-Jones-Index stieg um 0,2 Prozent auf 22.873 Punkte und schloss damit auf einem neuen Rekordhoch. Der S&P-500 legte um 0,2 Prozent zu und ging ebenfalls auf einem Rekordhoch aus dem Handel, das aber nur einen hundertstel Punkt über dem vorigen lag. Der Nasdaq-Composite rückte um 0,3 Prozent vor. Umgesetzt wurden 742 (Dienstag: 709) Millionen Aktien. Dabei wurden 1.723 Kursgewinner und 1.176 -verlierer gesehen, während 161 Titel unverändert schlossen.

Delta überrascht positiv

Positiv wurden am Aktienmarkt die Geschäftszahlen von Delta Air Lines aufgenommen, die über Markterwartung lagen. Auch der Ausblick auf das vierten Quartal gefiel. Die Fluggesellschaft geht von einem verbesserten Erlösumfeld in allen Regionen und steigenden Umsätzen aus. Der Kurs legte um 0,7 Prozent zu. Etwas gebremst wurde die Delta-Aktie vom Streit um geplante Einfuhrzölle auf kanadische Produkte. Diese könnten den geplanten Kauf von Bombardier-Flugzeugen durch Delta erheblich verteuern, auch wenn Delta bislang davon ausgeht, diese Zölle nicht zahlen zu müssen.

Die Aktien von JetBlue stiegen unterdessen um 1,5 Prozent, obwohl die Airline aufgrund der Hurrikans Irma und Maria die Prognosen für Umsatz und Gewinn im dritten und vierten Quartal gesenkt hatte. JetBlue dürften von der guten Stimmung im Sektor profitiert haben, nachdem schon am Dienstag United Continental und American Airlines optimistische Ausblicke gegeben hatten.

Blackrock stiegen nach guten Geschäftszahlen 1,8 Prozent. Die Fonds- und Beteiligungsgesellschaft hat die Marktschätzungen im dritten Quartal geschlagen. Neugelder flossen weiter in börsengehandelte Fonds mit geringen Kosten. Auch die Einnahmen der Risikoverwaltungen entwickelten sich positiv.

Die Ankündigung einer Kapitalerhöhung belastete die Aktie von Micron Technology, der Kurs fiel um 0,9 Prozent. Der Chiphersteller, dessen Aktien auf dem höchsten Niveau seit dem Platzen der Dot.com-Blase notieren, will den Kursanstieg der zurückliegenden Monate nutzen und plant die Ausgabe neuer Aktien im Volumen von 1 Milliarde Dollar. Mit dem Geld sollen Schulden abgebaut werden. Barracuda Networks brachen um 12 Prozent ein. Das auf Cybersicherheit spezialisierte Unternehmen hat seinen Ausblick für den Umsatz und den bereinigten Gewinn im dritten Quartal an das untere Ende der bisher kursierenden Analystenerwartungen verortet. Zwar übertrafen die Zweitquartalszahlen bei Umsatz und Gewinn die Analystenschätzungen, allerdings verringerte sich die Bruttomarge um fast 4 Prozentpunkte.

Twenty-First Century Fox hat sich beim Fußball verzockt. Fox Sports investierte 425 Millionen Dollar für die Übertragungsrechte der Fußball-WM 2018 in Russland. Diese wird nun aber ohne das US-Team stattfinden, weil die Nationalmannschaft in der Qualifikation kläglich gescheitert ist. Twenty-First Century Fox verloren 2,5 Prozent.

Euro profitiert von Katalonien und "taubenhaftem" Fed-Protokoll

Am Devisenmarkt stieg der Euro nach der Entspannung in der Katalonienkrise auf rund 1,1850 Dollar nach Wechselkursen um 1,1810 vor der Rede Puigdemonts. Wäre die Situation eskaliert, wären weitergehende Konsequenzen für den Euroraum nicht auszuschließen gewesen, merkte die Commerzbank an. Nach dem als eher "taubenhaft" interpretierten Fed-Protokoll baute die Gemeinschaftswährung ihre Gewinne etwas aus. Im späten US-Handel notierte der Euro bei rund 1,1870 Dollar.

Am Erdölmarkt zogen die Preise nochmals etwas an. US-Leichtöl der Sorte WTI stieg um 0,7 Prozent auf 51,30 Dollar je Fass, die global gehandelte Nordseeölsorte Brent verteuerte sich um 0,6 Prozent auf 56,94 Dollar. Die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) hat ihre Prognosen für die weltweite Ölnachfrage im laufenden und kommenden Jahr etwas angehoben und rechnet zugleich für beide Jahre mit einem etwas geringeren Ölangebot aus Nicht-Opec-Ländern als bisher. Zugleich belegen neue Daten, dass die Opec im vergangenen Monat mehr Rohöl gefördert hat. Libyen, Nigeria, Irak und Gabun steigerten die Förderung. Ferner hob die Energy Information Administration (EIA), die im Auftrag des US-Energieministeriums tätig ist, ihre Ölpreisprognosen für dieses und das kommende Jahr an. Die EIA wird überdies am Donnerstag die wöchentlichen Daten zu den US-Ölvorräten veröffentlichen.

Der Goldpreis gab in Reaktion auf die Nachrichten aus Katalonien zunächst leicht nach, erholte sich aber nach dem Fed-Protokoll. Das Edelmetall profitierte davon, dass einige Währungshüter noch nicht davon überzeugt sind, dass die Inflation eine weitere Zinserhöhung rechtfertigt. Höhere Zinsen gelten als negativ für das zinslos gehaltene Gold. Die Feinunze stieg um 0,4 Prozent auf 1.293 Dollar.

Am US-Rentenmarkt stiegen die Notierungen ebenfalls, die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen sank um 1 Basispunkt auf 2,34 Prozent. Im Handel wurde auf den Internationalen Währungsfonds (IWF) verwiesen. Dieser hat die Zentralbanken der Industrieländer davor gewarnt, ihre Geldpolitik zu abrupt oder zum falschen Zeitpunkt zu straffen.

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October 11, 2017 16:13 ET (20:13 GMT)

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