Alt 22.09.17, 09:57
Standard S&P-Abstufungen belasten Schanghai und Hongkong
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TOKIO/SCHANGHAI (Dow Jones)--Mehrheitlich mit Abgaben haben die Aktienmärkte in Ostasien am Freitag den Handel beendet. In Schanghai und Hongkong fielen die Indizes zurück, nachdem sich die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) zu Wort gemeldet hatte. Erstmals seit 1999 wurde die Kreditwürdigkeit Chinas durch S&P gesenkt, und zwar um eine Stufe auf A+. Das Kreditwachstum habe die ökonomischen und finanziellen Risiken erhöht, so S&P. Den Ausblick für das Rating bezeichneten die Analysten aber als stabil. In der Folge verlor auch Hongkong seine Spitzenbonität. Diese wurde von S&P auf AA+ von AAA nach unten genommen. Zudem wurde der Ausblick auf negativ von stabil gesenkt.

Der Schanghai-Composite verlor vor diesem Hintergrund 0,2 Prozent auf 3.353 Punkte, der Hang-Seng-Index lag im späten Handel mit 0,8 Prozent im Minus. Allerdings rechnen Analysten nicht mit einem andauernden Verkaufsdruck nach den Abstufungen für China und Hongkong. Dies sei keine größere Überraschung, nachdem die Ratingagentur Moody's China bereits im Mai abgestuft hatte. "Zudem ist der Markt seit der Abstufung im Mai kräftig gestiegen", merkte Analyst David Millhouse von Forsyth Barr Asia an.

Auch der Nikkei-225 zeigte sich in Tokio mit einer negativen Tendenz und gab um 0,3 Prozent auf 20.296 Punkte nach. Zum Start hatte der Index noch leicht im Plus gelegen. Die geldpolitischen Aussichten für Japan und die wieder zunehmenden geopolitischen Sorgen drückten den Index ins Minus, so ein Teilnehmer. Am Vortag hatte er noch auf einem Zweijahreshoch geschlossen. Zudem belastete die Erholung des Yen, nachdem dieser in den vergangenen Tagen unter der kräftigen Dollar-Erholung, ausgelöst durch die gestiegenen Erwartungen an eine weitere Zinserhöhung in den USA in diesem Jahr, gelitten hatte. Der Dollar notierte bei 111,92 Yen, nach rund 112,60 Yen zur gleichen Zeit am Vortag.

Nordkorea-Krise drängt wieder in den Vordergrund

Gestützt wurde der "sichere Hafen" Yen vor allem von der neuerlichen Verschärfung des Konflikts mit Nordkorea. Nach den jüngsten martialischen Drohungen von US-Präsident Donald Trump hat Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un nun rhetorisch zurückgeschlagen. "Ich werde den Mann, der die Hoheit über das Oberkommando in den USA hat, für seine Rede teuer bezahlen lassen", sagte Kim laut der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA. Trump hatte bei einer Rede vor der UN-Vollversammlung mit der "völligen Zerstörung" Nordkoreas gedroht, sollte es nicht einlenken.

Der Kospi in Seoul verlor mit den wieder deutlich gestiegenen Spannungen im Nordkorea-Konflikt 0,7 Prozent und gehörte damit zu den schwächsten Handelsplätzen in der Region.

Die leicht gestiegene Verunsicherung ließ sich nicht nur am steigenden Yen, sondern auch an einem zulegenden Goldpreis ablesen. Dieser kletterte um 0,5 Prozent auf 1.298 Dollar je Feinunze. Marktteilnehmer sprachen aber auch von einer leichten Erholungsbewegung, nachdem der Goldpreis am Vortag den höchsten Tagesverlust seit Juli verzeichnet hatte. Auch hatte er zum US-Settlement erstmals im September unter der Marke von 1.300 Dollar gelegen.

Leicht aufwärts ging es mit den Ölpreisen. Hier herrschte gespannte Erwartung vor einem Treffen der Opec am Freitag in Wien. Zuletzt hatten die Spekulationen um eine mögliche Ausweitung der beschlossenen Förderkürzungen das Sentiment gestützt. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI legte um 0,3 Prozent auf 50,70 Dollar zu, Brent gewann 0,2 Prozent auf 56,55 Dollar.

Börse in Sydney legt gegen den Trend zu

Entgegen dem negativen Trend in Ostasien ging es mit den Kursen an der Börse in Sydney nach oben. Händler sprachen von verstärkten Gelegenheitskäufen nach den jüngsten Abgaben. Sogar die Rohstoffwerte wurden vereinzelt gekauft, obwohl der Eisenerzpreis seine Abwärtstendenz fortsetzte. Dies wurde allerdings durch den schwächeren australischen Dollar wieder ausgeglichen, hieß es von einem Teilnehmer. Der S&P/ASX-200 kletterte um 0,5 Prozent.

Bei den Einzelwerten verbesserten sich die Aktien von Rio Tinto um 0,7 Prozent. Hier stützte zudem, dass der Bergbaukonzern ein zusätzliches Aktienrückkaufprogramm im Volumen von 2,5 Milliarden US-Dollar starten will. Das Geld stammt aus dem Verkauf von Coal & Allied. Rio Tinto hatte schon im Februar und August Rückkaufprogramme angekündigt.

Auch die Bankenwerte waren in Sydney nach den jüngsten deutlichen Abgaben wieder gesucht. Für die Papiere der Commonwealth Bank of Australia ging es um 0,7 Prozent nach oben, Westpac Banking legten um 1,2 Prozent zu, National Australia Bank stiegen um 0,9 Prozent und Australia and New Zealand Banking erhöhten sich um 0,6 Prozent.

Mit einer uneinheitlichen Tendenz zeigten sich dagegen die Bankenwerte in China und Hongkong nach den Abstufungen von S&P. Die Aktien-Researchabteilung der Ratingagentur hat den Bankensektor mit "Overweight" bestätigt und gibt für die vier größten Banken weiter eine Kaufempfehlung aus. Für die Aktien der China Construction Bank ging es 0,4 Prozent nach unten, ICBC verloren 0,3 Prozent, während die Papiere der Bank of China um 0,7 Prozent zulegten.

Die Aktien von China International Capital Corp. (CICC) bauten die Vortagesgewinne aus und gewannen im späten Geschäft in Hongkong weitere 1,0 Prozent. Bei 19,08 Hongkong-Dollar wurde erneut ein Allzeithoch markiert. Die Bank of America hat die Aktie auf "Buy" von "Underperform" hochgestuft, nachdem der chinesische Internet-Konzern Tencent am Vortag bekannt gegeben hatte, sich für 367 Millionen US-Dollar an CICC zu beteiligen. Auch Merrill Lynch zeigte sich positiv gestimmt und rechnet mit einer deutlichen Geschäftsbelebung bei CICC. Durch die Kooperation erhält CICC Zugang zur Privatvermögensplattform Li Cai Tong mit mehr als 100 Millionen Kunden, sagte Goldman Sachs bereits am Vortag.

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September 22, 2017 03:41 ET (07:41 GMT)

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