Alt 02.04.15, 11:04
Standard Zinsfantasie stützt Aktienkurse
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TOKIO/SCHANGHAI (Dow Jones) - Trotz negativer Vorgaben aus den USA ging es am Donnerstag an den ostasiatischen Börsen nach oben. Die lockere Geldpolitik in Europa, Japan, China und Australien ermutigte die Anleger zum Kauf, wie Shane Oliver, Leitender Investmentstratege bei AMP Capital, sagte. Am Markt herrsche derzeit überdies die Überzeugung vor, dass die Zinswende in den USA nur allmählich eingeleitet werde.

Die am Mittwoch veröffentlichten US-Konjunkturdaten hatten die Erwartungen verfehlt, was Zweifel an der Tragfähigkeit des Wirtschaftsaufschwungs in den USA weckte und die Kurse an der Wall Street nachgeben ließ. Gleichzeitig nährten die Daten aber Hoffnungen, dass sich die US-Notenbank mit der ersten Zinserhöhung seit vielen Jahren etwas mehr Zeit lässt.

Mit Abstand die größten Kursgewinne in Ostasien verzeichnete die Tokioter Börse, wo der Nikkei-225-Index um 1,5 Prozent stieg. Am Mittwoch hatten die Kurse dort unter Druck gestanden, nachdem der Tankan-Bericht der Bank of Japan auf eine Stagnation der japanischen Wirtschaft hingedeutet und der Yen zum US-Dollar aufgewertet hatte. Ein starker Yen ist negativ für exportorientierte japanische Unternehmen, weshalb die Aktienkurse in diesem Segment besonders deutlich nachgegeben hatten. Mit gut 119,50 Yen je Dollar zeigte sich die US-Währung am Donnerstag noch etwas schwächer. Am Vortag kostete der Dollar um die gleiche Zeit rund 119,90 Yen.

Händler schrieben die Erholung der japanischen Aktien am Donnerstag daher hauptsächlich der Eindeckung von Leerverkaufspositionen zu. Im Hintergrund stützten Wertpapierkäufe der Bank of Japan und des staatlichen japanischen Pensionsfonds GPIF den Markt, hieß es.

Unter den Einzelwerten gewannen Takeda Phamaceutical 1,2 Prozent, nachdem das Unternehmen im Rechtsstreit um das Diabetes-Medikament Actos mehreren Tausend Klägern in den USA ein Vergleichsangebot im Volumen von insgesamt 2,2 Milliarden US-Dollar unterbreitet hatte. Actos steht im Verdacht, Krebs zu erregen. Takeda wird überdies eine Produktionsstätte in Belgien wegen zu geringer Auslastung schließen. Sony legten um 3,3 Prozent zu. Das Unternehmen hat den Verkauf der Hälfte seiner Olympus-Beteiligung angekündigt. Olympus verbilligten sich um 4,1 Prozent.

Nicht ganz so deutlich wie in Tokio ging es an den chinesischen Börsen nach oben. In Schanghai stiegen die Kurse im Schnitt um 0,4 Prozent und in Hongkong um 0,8 Prozent. Die Erwartung, dass der chinesische Regulierer bald neue Börsengänge genehmigen wird, bremste den Markt in Schanghai, wie Händler sagten. Schwergewichte verbuchten zudem Verluste, weshalb der Anstieg des breiten Marktes nicht überbewertet werden sollte. In Hongkong kletterte der Kurs des Telekommunikationskonzerns PCCW um 4,4 Prozent, nachdem die Tochter Hong Kong Television Entertainment von der örtlichen Regierung eine zwölf Jahre gültige Sendelizenz erhalten hatte.

Australische Aktien erholten sich von den jüngsten Verlusten, nachdem das australische Handelsbilanzdefizit im Rahmen der Erwartungen gelegen hatte. Getragen wurde der Markt auch von Erwartungen, dass die Reserve Bank of Australia in der kommenden Woche die Zinsen senken wird. Der S&P/ASX stieg um 0,6 Prozent. Der Verfall des Eisenerzpreises, der in den vergangenen Tagen den breiten Markt belastet hatte, setzte sich fort. Der Preis für die Tonne Eisenerz - gemessen am Wert das wichtigste australische Exportgut - fiel unter 50 US-Dollar. In seinem Sog verbilligte sich die Aktie von Fortescue Metals um 4 Prozent. Ebenfalls im Bergbausektor büßten Rio Tinto 1,1 Prozent ein und BHP Billiton 0,4 Prozent.

Der Ölpreis trat nach seiner Erholung am Mittwoch nun mehr oder weniger auf der Stelle. Das Barrel US-Leichtöl der Sorte WTI kostete mit 50,06 Dollar kaum weniger als zum Settlement am Vorabend. Die Feinunze Gold behauptete sich mit 1.203 Dollar über der wichtigen Marke von 1.200 Dollar, die das Edelmetall erst am Vortag zurückerobert hatte. Gold profitierte einerseits davon, dass der Dollar wieder etwas abgewertet hatte. Dadurch wurde Gold, das in Dollar bezahlt wird, für Käufer aus anderen Währungsgebieten billiger. Andererseits stützte die Krise im Jemen den Goldpreis.

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