Alt 17.08.17, 18:47
Standard Wall Street im Minus - Cisco belastet Technologiewerte
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NEW YORK (Dow Jones)--Zweifel am Zustandekommen der versprochenen Wirtschaftsreformen in den USA dämpfen auch am Donnerstag die Stimmung an den US-Börsen. Der Verkaufsdruck verstärkte sich, als Gerüchte aufkamen, Präsident Trumps Wirtschaftsberater Cary Cohn werde zurücktreten. Das Weiße Haus dementierte zwar Rücktrittspläne Cohns, der als Direktor des National Economic Council fungiert, doch haben sich die Kurse bislang noch nicht vollständig erholt.

Überwiegend positive US-Konjunkturdaten haben unterdessen keinen Einfluss auf das Geschehen. Vor allem der wichtige Konjunkturindex der Notenbankfiliale in Philadelphia ist etwas höher als erwartet ausgefallen. Im Blickpunkt des Marktes stehen derzeit jedoch vor allem Inflationszahlen, so ein Teilnehmer.

Der Dow-Jones-Index reduziert sich gegen Mittag (Ortszeit New York) um 0,5 Prozent auf 21.906 Punkte. Für den S&P-500 geht es um 0,6 Prozent nach unten und der Nasdaq-Composite verliert 0,8 Prozent. Technologiewerte werden besonders heftig abverkauft, nachdem Cisco bei der Vorlage von Quartalszahlen einen enttäuschenden Ausblick gegeben hat.

Die Gerüchte um Cohn, der als treibende Kraft hinter der von Trump versprochenen Steuerreform gilt, bestärken Skeptiker in ihrer Meinung, dass die versprochenen Reformen der Trump-Administration wohl nie in die Tat umgesetzt werden. Zweifel daran haben schon am Vortag neue Nahrung erhalten. Der US-Präsident will zwei Beratergremien auflösen, die sich aus hochrangigen Vertretern wichtiger US-Konzerne zusammensetzen. Etliche Mitglieder der Gremien hatten sich zuletzt bereits zurückgezogen, viele von ihnen aus Protest gegen die Reaktion Trumps auf die rechtsextreme Gewalt in Charlottesville am vergangenen Wochenende.

Der Philly-Fed-Index ist im August etwas besser ausgefallen als erwartet. Der Konjunkturindex der Federal Reserve Bank of Philadelphia sank auf 18,9 (Vormonat: 19,5) Punkte. Volkswirte hatten einen Rückgang auf 16,0 prognostiziert. Der Index gilt als einer der wichtigsten Frühindikatoren für die US-Produktion. Zudem sind in der vergangenen Woche deutlich weniger Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe gestellt worden als erwartet. Im Vergleich zur Vorwoche fiel die Zahl auf saisonbereinigter Basis um 12.000 auf 232.000 Anträge. Volkswirte hatten einen Rückgang auf 240.000 vorhergesagt. Mit einem Plus von 0,2 Prozent lag die durch die Fed versehentlich zu früh veröffentlichte Industrieproduktion im Juli nur knapp unter der erwarteten Zunahme von 0,3 Prozent. Der Index der Frühindikatoren aus dem Monat Juli blieb mit einem Anstieg um 0,1 Prozent hinter der Konsenserwartung von 0,3 Prozent zurück.

Euro kommt mit EZB-Protokoll zwischenzeitlich unter Druck

Nachdem der Euro bereits im Vorfeld des EZB-Protokolls unter Druck gestanden hat, weitete er die Abgaben mit dessen Veröffentlichung kurzzeitig noch etwas aus und fiel bis auf 1,1662 Dollar. In dem Protokoll bringen die Währungshüter ihre Sorge über ein mögliches Überschießen der Gemeinschaftswährung am Devisenmarkt zum Ausdruck. Damit hat es den Anschein, als ob die Schmerzgrenze der EZB mit Blick auf den Euro-Höhenflug erreicht worden ist.

Wie eine Analystin anmerkt, dürfte die Aussage einige Teilnehmer überrascht haben, da sich EZB-Präsident Mario Draghi auf der Pressekonferenz nicht zum Euro geäußert hatte. Dies wurde am Markt als Signal verstanden, dass die EZB kein Problem mit einer weiteren Euro-Aufwertung habe. Diese sehe nun anders aus. Die EZB sehe offenbar zunehmend Probleme, ihre Inflationsziele bei einem steigenden Euro zu erreichen.

Das als taubenhaft interpretierte US-Notenbankprotokoll vom Mittwochabend lindert jedoch den Abwertungsdruck auf die Gemeinschaftswährung, denn die Zinsdifferenz zwischen Bundesanleihen und US-Treasurys dürfte sich so bald nicht ausweiten. Der Euro erholt sich auf gut 1,1730 Dollar, liegt damit aber noch immer deutlich unter seinem Tageshoch von 1,1790 Dollar.

Der Preis für die Feinunze Gold legt um 0,3 Prozent auf 1.285 Dollar zu. Vor allem die Aussicht auf zunächst nicht weiter steigende US-Zinsen stützt das Edelmetall.

Die Ölpreise erholen sich etwas von ihrem jüngsten Ausverkauf. Anleger vermuten jedoch rein technisch bedingte Käufe, nachdem der WTI-Ölpreis unter 47 Dollar je Barrel gefallen war. Weiter laste jedoch das Überangebot auf den Preisen. Aus den US-Lagerdaten am Mittwoch war hervorgegangen, dass die Ölförderung in den USA weiter zunimmt und schon fast wieder das Spitzenniveau aus dem Jahr 2015 erreicht hat. Damit scheinen sich die Befürchtungen des Marktes zu bewahrheiten, dass die Opec-Förderbegrenzung Länder außerhalb des Kartells, und hier vor allem die USA, zu einer Anhebung der Fördermenge animieren könnte, so ein Beobachter. Ein Barrel der US-Sorte WTI gewinnt 0,2 Prozent auf 46,89 Dollar. Für Brent geht es um 0,9 Prozent auf 50,70 Dollar nach unten.

Die Notierungen der US-Staatsanleihen erfahren mit den Spekulationen um Cohn etwas Zulauf. Übergeordnet stütze zudem nach wie vor die Aussicht auf noch länger Zeit niedrige Zinsen, heißt es aus dem Handel. Die Rendite zehnjähriger Papiere sinkt um 1 Basispunkt auf 2,22 Prozent.

Schwacher Ausblick belastet Cisco-Aktie

Bei den Einzelwerten geht es für die Cisco-Aktie um 4,0 Prozent nach unten. Der Netzwerkausrüster erfüllte in seinem vierten Geschäftsquartal zwar die Erwartungen der Analysten, rechnet jedoch im laufenden Quartal mit einem neuerlichen Umsatzrückgang.

Wal-Mart hat den Umsatz im zweiten Quartal anders als viele Konkurrenten gesteigert. Der Gewinn sank zwar, aber nicht so stark wie befürchtet. Der Umsatz stieg um 2,1 Prozent auf 123 Milliarden Dollar. Flächenbereinigt betrug das Wachstum 1,8 Prozent. Es war der zwölfte Anstieg in Folge. Die Online-Erlöse in den USA schossen um 60 Prozent empor. Allerdings blieb der Umsatzanstieg bei Sam's Club leicht hinter den Erwartungen zurück. Die Aktie verliert 2,1 Prozent.

Der chinesische Online-Gigant Alibaba hat im ersten Geschäftsquartal mehr Kunden auf seine Webseiten gelockt und den Gewinn deutlicher als erwartet gesteigert. Dieses Jahr will der Konzern zudem weiter investieren, um Marktanteile hinzuzugewinnen. Die Aktie steigt um über 5 Prozent auf ein neues Rekordhoch bei 168 Dollar.

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August 17, 2017 12:16 ET (16:16 GMT)

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