Alt 16.08.17, 15:58
Standard Börsen bauen die Gewinne am Nachmittag leicht aus
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FRANKFURT (Dow Jones)--Auch am Mittwochnachmittag zeigen sich Europas Börsen von ihrer Sonnenseite. Stützend wirken die aus den Schlagzeilen verschwindende Nordkorea-Krise sowie solide Konjunkturzahlen aus Europa. Die Eurozone ist im zweiten Quartal um 0,6 Prozent gegenüber dem Vorquartal gewachsen, ergab die Zweitlesung des BIP. Außerdem neigt der Euro zur Schwäche und handelt um die Marke von 1,17 Dollar. Der Devisenhandel wartet auf das Protokoll der vergangenen Sitzung der US-Notenbank, es wird aber erst am Abend veröffentlicht.

Der DAX steigt um 1 Prozent auf 12.298 Punkte, für den Euro-Stoxx-50 geht es um 1 Prozent auf 3.496 Punkte nach oben. Der SDAX kehrt am Mittwoch auf seinen Rekordkurs zurück. Mit knapp 11.453 Punkten hat er den höchsten Stand aller Zeiten markiert. Aktuell legt er um 1,2 Prozent auf 11.452 Punkte zu. Begründet wird die Relative Stärke des SDAX mit der vergleichsweise niedrigen Abhängigkeit vom Euro, dessen Anstieg ausländische Anleger in den vergangenen Wochen zu Gewinnmitnahmen im DAX verleitet hat.

Stada könnte erneut auf der Ziellinie stolpern

Bei Stada wird es spannend. Nachdem der erste Übernahmeversuch durch die Finanzinvestoren Bain Capital und Cinven ins Leere gelaufen war, endet um Mitternacht der zweite Versuch. Bisher wurden 45,96 Prozent der Stada-Aktien angedient. Damit fehlen noch rund 17 Prozent bis die Mindestannahmeschwelle von 63 Prozent erreicht wird. "Sollten die Finanzinvestoren scheitern, dürfte kein dritter Versuch folgen", erwartet ein Marktteilnehmer. Aber selbst bei einem Erfolg sind Bain/Cinven noch nicht am Ziel.

Denn mit Paul Singer ist ein Investor an Bord, der seine eigene Strategie verfolgt. Diese könnte dahingehend ausfallen, dass er seine Beteiligung von über zehn Prozent nicht andient, sondern vielmehr ausbaut und damit einen erwarteten Squeeze-Out bei Stada torpediert. Es muss nach Einschätzung eines Marktteilnehmers damit gerechnet werden, dass er für seine Beteiligung eine höhere Prämie erzielen will als die momentan gebotenen 66,25 Euro je Stada-Aktie. Stada verlieren 0,3 Prozent auf 64,42 Euro.

Ryanair reicht Kartellbeschwerde wegen Air-Berlin-Hilfe ein

Keine größere Belastung sehen Marktteilnehmer in den Klagen von Ryanair gegen die staatlichen Finanzhilfen für Air Berlin. Ryanair hat Beschwerden dagegen sowohl beim Bundeskartellamt als auch bei der EU-Kommission eingereicht. Die Insolvenz sei mit dem Ziel aufgesetzt worden, dass die Deutsche Lufthansa im Endeffekt Air Berlin schuldenfrei übernehmen könne. "Ganz unbegründet sind die Beschwerden wohl nicht", sagt ein Händler.

Wie das Plus der Lufthansa-Aktie von 0,5 Prozent nahelegt, drücken die Ryanair-Beschwerden nicht auf die Stimmung der Aktie. "Der Markt spielt ganz klar Branchen-Konsolidierung", so ein Händler. Lufthansa habe gute Chancen, günstig an neue Slots zu kommen. Nach Einschätzung von Goldman Sachs sind Lufthansa und Ryanair die Hauptgewinner einer Air-Berlin-Pleite. Sollte es zu einer Insolvenz kommen, könnte das Angebot für Kurzstreckenflüge in Deutschland mittelfristig zurückgehen. Ryanair gewinnen 1,2 Prozent.

Carlsberg geben nach Geschäftszahlen um 3 Prozent nach. Die Ergebnisse haben sich zwar besser als erwartet entwickelt. Allerdings war Westeuropa die einzige Region, in der die Umsatzziele erreicht wurden, merkt Investec an. Das Exposure auf den schwierigen Bier-Märkten Russland, Indien und China erhöhe die Unsicherheiten der Prognosen. Moeller Maersk gewinnen 2 Prozent. Zwar hat der Gewinn enttäuscht, allerdings hat sich der Container-Umsatz gut entwickelt, was eine erfreuliche Branchenkonjunktur andeutet.

Übernahmen von Datagroup und Evotec

"Datagroup hat einen exzellenten Track-Record, was Zukäufe betrifft", heißt es aus dem Handel zu dem Kauf des Banken-IT-Spezialisten Ikb Data durch Datagroup (plus 2,7 Prozent). Damit baue das Unternehmen das margenstarke Cloud-Services- und IT-Betriebsdienstleistungsgeschäft aus. Den größten Teil ihres Umsatzes erwirtschaftet Ikb Data auf der Basis mehrjähriger Serviceverträge. Datagroup baut in Folge den Anteil der wiederkehrenden Erträge am Umsatz weiter aus.

Für Evotec geht es im TecDax um 3,6 Prozent nach oben. Das Unternehmen hat die Übernahme von Aptuit nun abgeschlossen. Evotec verspricht sich davon einen Schub in der Wirkstoffforschung. Der Umsatz soll nun in diesem Jahr um mindestens 40 Prozent wachsen und das bereinigte EBITDA um mindestens 50 Prozent. Allerdings ist mit einer Prognoseanpassung aufgrund des Zukaufs gerechnet worden.

Nach einer Studie von Berenberg steigen Rocket Internet um 6,2 Prozent. Das Papier sei stark unterbewertet. Der Konzern habe seit dem Börsengang einige Fehler gemacht, insbesondere bei der Anlegerkommunikation. Doch auf aktuellem Kursniveau billige der Markt - mit Ausnahme von Delivery Hero - keinem Unternehmensteil irgendeinen Wert zu. Dies sei "absurd", kritisieren die Analysten.

Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

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August 16, 2017 10:12 ET (14:12 GMT)

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