Alt 15.08.17, 22:47
Standard Aufwärtstendenz an der Wall Street gerät ins Stocken
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NEW YORK (Dow Jones)--Nachdem die US-Börsen am Montag von der Hoffnung auf eine diplomatische Lösung des Nordkorea-Konflikts profitiert hatten, kam die Erholung der Aktienkurse am Dienstag ins Stocken. Selbst gute Konjunkturdaten vermochten die Kauflust der Anleger nicht zu befeuern.

Der Dow-Jones-Index schloss kaum verändert bei 21.999 Punkten. Für den S&P-500 ging es um 0,1 Prozent nach unten. Der Index hatte am Vortag mit einem Plus von 1,0 Prozent den größten Tagesgewinn seit Anfang April verzeichnet. Auch der Nasdaq-Composite sank um 0,1 Prozent. Umgesetzt wurden 701 (Montag: 744) Millionen Aktien. Dabei kamen auf 1.085 Kursgewinner 1.891 -verlierer. Unverändert schlossen 116 Titel.

Die Anleger stünden vor der Frage, ob sich der Markt noch in einem gesunden Aufwärtstrend befinde oder ob die kleinen Verluste vom Dienstag schon einen deutlicheren Rücksetzer eingeleitet hätten, sagte John Kosar, Chef-Marktstratege bei Asbury Research. "Ich weiß nicht, was Nordkorea anstellen wird oder was (US-Präsident Donald) Trump twittern wird", so Kosar. "Aber ich kann sagen, dass das nächste geopolitische Ereignis darüber entscheiden wird, ob der S&P seinen Aufwärtstrend wieder aufnimmt oder ob es zu einer Korrektur kommt."

Die Spannungen zwischen den USA und Nordkorea ließen am Dienstag abermals etwas nach. Nach Tagen der verbalen Eskalation ließ Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un über die Staatsmedien verbreiten, dass er noch keine Entscheidung über den Abschuss von Raketen auf US-Gebiet getroffen habe. Er wolle die Entwicklungen in Washington noch "etwas länger" beobachten.

Gebremst wurde der Markt von negativen Nachrichten aus dem Einzelhandel. Zwar waren die vorbörslich veröffentlichten Daten zum Umsatz der Branche überraschend gut ausgefallen, doch wurden die Quartalsausweise einiger Unternehmen negativ aufgenommen.

Der Einzelhandelsumsatz ist im Juli statt um 0,4 Prozent um 0,6 Prozent gewachsen, und die Juni-Umsätze wurden nach oben revidiert. Der Inflationsdruck bei den Einfuhrpreisen in den USA hat sich zudem im Juli erstmals seit vier Monaten nicht verringert. Die Importpreise stiegen wie schon im Vormonat mit einer Jahresrate von 1,5 Prozent. Volkswirte hatten unveränderte Preise erwartet. Zudem ist die Geschäftsaktivität des verarbeitenden Gewerbes im Großraum New York im August stärker als erwartet gewachsen. Der nach der Startglocke vermeldete Anstieg der Lagerbestände im Juni entsprach exakt dem Ökonomenkonsens.

Daneben sind die Augen der Investoren bereits auf das am Mittwoch anstehende Fed-Protokoll der Sitzung aus dem Juli gerichtet. Zuletzt hatten überraschend niedrige Verbraucherpreise die Hoffnung genährt, dass die US-Notenbank sich mit weiteren Zinsschritten Zeit lassen dürfte, denn die Jahresinflation in den USA liegt noch immer unter dem Fed-Ziel von 2 Prozent.

Dollar legt mit US-Daten kräftig zu

Der Dollar zog nach den US-Daten zunächst kräftig an. Der Euro fiel im Gegenzug auf ein Tagestief von 1,1687 Dollar, erholte sich aber im späten US-Handel auf rund 1,1740 Dollar. "Die Zahlen sind Dollar-bullish", sagte Thu Lan Nguyen von der Commerzbank. Zum Yen legte die US-Devise mit den Hinweisen auf eine Entspannung im Nordkorea-Konflikt weiter zu und stieg auf gut 110,50 Yen. Das ist knapp 1 Yen mehr als am Vortag.

Die Feinunze Gold verlor 0,7 Prozent auf 1.272 Dollar. Die Aussicht auf steigende Zinsen in den USA und der anziehende Dollar wurden von Händlern als Belastungsfaktoren genannt. Für die Notierungen am Anleihemarkt ging es ebenfalls nach unten. Die Rendite zehnjähriger Titel stieg um 4 Basispunkte auf 2,26 Prozent. Neben der Entspannung im Nordkorea-Konflikt und den guten Konjunkturdaten lastete laut Händlern auch eine bevorstehende 16 Milliarden Dollar schwere Emission von Anleihen des Online-Händlers Amazon auf dem Markt. Vor solchen Emissionen verkaufen Anleger oft Staatsanleihen, um unerwünschte Schwankungen der Renditen zu neutralisieren. Viele Fondsmanager setzen zudem Mittel frei, um diese in die neuen Unternehmensanleihen investieren zu können.

Die Sorgen um ein andauerndes Überangebot lasteten weiter auf den Ölpreisen, auch wenn diese ihre Verluste wettmachten und schließlich zaghaft ins Plus drehten. Nachdem in der Vorwoche sowohl die Opec als auch die Internationale Energieagentur (IEA) eine auf Monatssicht gestiegene Fördermenge der Opec-Mitglieder gemeldet hatten, prognostizierte die IEA am Montag in einem neuen Bericht für den kommenden Monat einen Anstieg der US-Schieferölförderung. Nun warten die Akteure gespannt auf Daten der US-Regierung zu den heimischen Ölvorräten am Mittwoch. Am späten Dienstag wird bereits der Branchenverband American Petroleum Institute Daten zu den Lagerbeständen veröffentlichen. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI gab zum Settlement um 0,1 Prozent auf 47,55 Dollar nach. Im nachfolgenden elektronischen Handel rückte WTI leicht in positives Terrain vor. Für Brent ging es um 0,1 Prozent auf 50,80 Dollar aufwärts.

Home Depot erhöht erneut die Prognose

Die US-Baumarktkette Home Depot hat ihren Jahresausblick nach überraschend guten Quartalszahlen zum zweiten Mal angehoben. Der Konzern rechnet nun mit einem Wachstum des Jahresumsatzes um 5,3 Prozent. Der Gewinn je Aktie soll um 13 Prozent zulegen. Zuvor hatte Home Depot ein Erlöswachstum von 4,6 Prozent, sowohl insgesamt als auch auf flächenbereinigter Basis, und einen Gewinnanstieg um 11 Prozent in Aussicht gestellt. Der Konzern profitiert davon, dass der Immobilienmarkt wächst und Amerikaner mehr Geld für Renovierungsprojekte ausgeben. Dank günstiger Kredite können sich viele Immobilienkäufer auch weiter höhere Preise leisten. Die Aktie fiel dennoch um 2,7 Prozent, hatte seit Jahresbeginn jedoch schon um 15 Prozent zugelegt.

Die Aktien der Sportartikelkette Dick's Sporting Goods brachen um 23 Prozent ein, nachdem der flächenbereinigte Umsatz im zweiten Quartal stagniert und damit die Erwartungen eines Wachstums von 2 bis 3 Prozent verfehlt hat. Überdies senkte das Unternehmen sein Jahresgewinnziel. Auch Coach, ein Anbieter von Handtaschen und anderen Accessoires, hat einen enttäuschenden Quartalsbericht vorgelegt. Die Aktie stürzte um über 15 Prozent ab.

Die Aktie von Apple verzeichnet den dritten Tag in Folge ein Kursplus, nachdem der Hedgefondsmanager David Tepper seinen Anteil an dem Technologieriesen mehr als verdoppelt und Warren Buffett seine umfangreiche Beteiligung noch etwas aufgestockt hat. Die Aktie legte um 1,1 Prozent auf 161,60 Dollar zu und erreichte im Verlauf bei 162,19 Dollar ein neues Rekordhoch.

Berkshire Hathaway hatte dagegen am Montag nachbörslich den Komplettausstieg bei General Electric mitgeteilt. Zudem seien die Beteiligungen an IBM, Costco Wholesale und Sirius XM Holdings reduziert worden. Dagegen kaufte Berkshire 17,5 Millionen Aktien von Synchrony Financial. Die Aktie legte um 4,6 Prozent zu. General Electric und Costco verloren 0,9 und 0,7 Prozent. Die Aktie von IBM zeigte sich mit einem Minus von 0,2 Prozent.

Nicht gut kam bei den Anlegern die Übernahme von Songa durch Transocean an. Der US-Betreiber von Ölbohrplattformen will 1,2 Milliarden Dollar für das norwegische Unternehmen zahlen. Transocean verbilligten sich um 5,7 Prozent.

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August 15, 2017 16:13 ET (20:13 GMT)

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