Alt 14.08.17, 09:27
Standard Erholung - Tokio mit Nachholbedarf nach unten
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TOKIO / SCHANGHAI (Dow Jones)--Die Angst vor einer Ausweitung des verbalen Säbelrasselns zwischen den USA und Nordkorea in eine militärische Eskalation hat zu Beginn der neuen Woche an den Finanzmärkten in Ostasien und Australien deutlich nachgelassen. An den Börsen ging es nach leicht positiven Vorgaben der Wall Street nach oben mit den Aktienkursen. Eine Ausnahme machte nur Tokio. Dort wurden die Verluste nachgeholt, die die Nachbarbörsen am Freitag eingefahren hatten, als in Tokio feiertagsbedingt kein Handel stattgefunden hatte. In Taiwan fiel das Marktbarometer ebenfalls zurück, nachdem sich die Kurse am Freitag dem Abwärtstrend noch entzogen hatten.

Neue Konjunkturdaten spielten eine eher untergeordnete Rolle. In China fiel die Industrieproduktion im Juli etwas schwächer aus als erwartet, in Japan wuchs die Wirtschaft im zweiten Quartal 2017 dagegen stärker als von Ökonomen prognostiziert und zwar um 4 Prozent. Es war das sechste Quartal in Folge mit Wachstum. Ökonomen hatten mit 2,6 Prozent gerechnet.

Am Markt waren aber rasch skeptische Stimmen zu hören, wonach das Wachstum stark von Staatsausgaben getrieben worden sei und kaum aufrechtzuerhalten sein dürfte. Außerdem könne es in zweiter Lesung auch noch nach unten revidiert werden, wie zuletzt im ersten Quartal zu beobachten. "Die Konjunktur dürfte solide bleiben, aber im dritten Quartal werden wir eine Verlangsamung bekommen, denn die heimische Nachfrage wird dieses hohe Niveau nicht halten können", so Volkswirt Hiroshi Ugai von JP Morgan.

Zu den Daten aus China meinte ANZ-Ökonomin Betty Wang, die Investitionen in die Infrastruktur dürften stetig weiter wachsen und damit die Wirtschaft trotz der Verlangsamung der Industrieproduktion ankurbeln. Einige Projekte seien zudem gerade erst angelaufen.

Yen und Gold geben wieder nach

Der Nikkei-Index in Tokio verlor 1 Prozent auf 19.537 Punkte und schloss auf dem niedrigsten Stand seit Anfang Mai. Nur zwischenzeitlich machte der Index Anstalten, sich stärker von seinem Tagestief zu erholen. Etwas Rückenwind kam neben den guten BIP-Daten vom Yen, der zum Dollar im Verlauf weiter nachgab auf zuletzt 109,60 von knapp über 109 Yen im späten US-Geschäft am Freitag.

An den anderen Plätzen der Region legten die Indizes zwischen 0,6 (Sydney) und 1,2 Prozent (Hongkong) zu. Die Börse in Hongkong hatte zuletzt die schwächste Börsenwoche seit Dezember erlebt.

Wie beim Yen spiegelte sich auch beim Gold wider, dass die zuletzt noch angesteuerten sicheren Häfen zunächst nicht mehr so gefragt waren. Die Feinunze Gold verbilligte sich um 0,2 Prozent auf 1.286 Dollar. Bei den Ölpreisen ging es seitwärts.

Für Entspannung mit Blick auf Nordkorea sorgten unter anderem Aussagen führender US-Politiker, die eher im Gegensatz zur Kriegsrhetorik von US-Präsident Trump standen. US-Verteidigungsminister Jim Mattis und Außenminister Rex Tillerson hatten von fortgesetzten diplomatischen Versuchen zur Lösung der Probleme berichtet. Die USA hätten keine Pläne einer beschleunigten Wiederzusammenführung der beiden koreanischen Staaten und auch nicht zur Truppenstationierung in der entmilitarisierten Zone. "Einiges von der Kriegsrhetorik ist nach unten geschraubt worden" ,sagt Vishnu Varathan, Stratege bei Mizuho Bank in Singapur.

Die Finanzmärkte in Südkorea erhielten derweil Unterstützung verbaler Art vom Finanzminister des Landes. Er hatte betont, die Politik beobachte den Markt genau wegen abnormaler Bewegungen und werde gegebenenfalls eingreifen. In der vergangenen Woche hatte der Kospi insgesamt 3,2 Prozent an Wert verloren und zuletzt vier Tage in Folge nachgegeben.

Guter Absatz treibt Autoaktien in Hongkong

Unter den Einzelwerten gehörten chinesische Autoaktien zu den größeren Gewinnern, nachdem am Freitag eine Beschleunigung der Autoverkäufe im Juli in China bekanntgeworden war. Geely verteuerten sich im Späthandel um 4,8 Prozent, Brilliance um 4,0 Prozent. Guangzhou Auto zogen immerhin noch um 2,0 Prozent an. Ebenfalls in Hongkong steigen nach der Vorlage der Halbjahreszahlen Unicom um fast 6 Prozent.

Sunny Optical machten einen erneuten Versuch, sich im dreistelligen Kursbereich festzusetzen. Sie lagen zuletzt 7,5 Prozent höher bei 103,50 Hongkong-Dollar. Die Analysten von Nomura hatten die Aktie des Herstellers optischer Komponenten mit einem Ziel von 120 Hongkong-Dollar zum Kauf empfohlen, während zugleich Macquarie das Kursziel 140 bestätigte angesichts starker Auslieferungszahlen im Juli. Der Aktienkurs hat sich im bisherigen Jahresverlauf mehr als verdreifacht.

PCCW profitierten von einem Anteilsverkauf am Mediengeschäft OTT an Hony Capital, Foxconn Ventures und Temasek für 110 Millionen Dollar. Damit fließe dem Unternehmen nicht nur Geld für neue Investitionen zu, zugleich gebe es damit eine Indikation für die Bewertung des Geschäftszweigs, so die Analysten der Credit Suisse. Sie erhöhten PCCW darauf auf "Outperform". PCCW stiegen um 1,6 Prozent.

Huatai Securities wurden um gut 1 Prozent nach oben gesetzt. Das Brokerhaus hatte ein 5-prozentiges Gewinn- und ein 7-prozentiges Umsatzwachstum mitgeteilt.

Nexons Online-Spiele boomen

Nexon schossen um 14,3 Prozent nach oben. Der koreanische Hersteller von Online-Spielen für mobile Geräte und Computer, dessen Aktie aber in Tokio gelistet ist, konnte im vergangenen Geschäftsjahr den Gewinn mehr als verdoppeln und den Umsatz um 23 Prozent steigern. Das lag über den Erwartungen von Analysten.

Der Goldminenbetreiber Newcrest Mining verdiente im abgelaufenen Quartal weniger, will aber dennoch die Dividende erhöhen. Nach den Kursgewinnen im bisherigen Monatsverlauf wurde die Aktie in Sydney dennoch verkauft und verlor 1,1 Prozent.

Santos reagierten verhalten auf ein Abkommen mit der französischen Engie über die Lieferung von Erdgas. Die Analysten von Macquarie glauben dennoch, dass Santos daraus 2018 und 2019 ein höherer Gewinn erwachsen könne als vom Markt bislang angenommen. Santos stiegen um 0,6 Prozent.

In Taiwan verloren die Kurse der Technologietitel HTC und Asustek nach jeweils enttäuschend ausgefallenen Geschäftszahlen 9 bzw 4,6 Prozent.

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August 14, 2017 03:34 ET (07:34 GMT)

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