Alt 11.08.17, 23:15
Standard Kleine Erholung nach schwacher Inflation
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NEW YORK (Dow Jones)--Am letzten Handelstag der Woche ist die Verlustserie der US-Aktienmärkte vorerst gestoppt worden. Übergeordnet dämpfte zwar der Streit um das nordkoreanische Atomwaffenprogramm das Interesse der Anleger an Aktien. Überraschend niedrige Verbraucherpreise ließen aber erwarten, dass die Zinsen in den USA noch lange niedrig bleiben. Vor allem die am Vortag verschmähten Technologiewerte wurden gekauft.

Die Erholungsbewegung blieb aber recht zahm, und auf Wochenbasis liegt die Wall Street klar im Minus. Nach der langen Rally sei ein Rückschlag wenig überraschend gewesen, sagte der Managing Director of Investments Michael Baele von U.S. Bank Private Wealth Management zur Wochentendenz. Für Volkswirt Torsten Slok von der Deutschen Bank dreht sich für Anleger jetzt alles um die Frage, ob sich aus dem Nordkorea-Konflikt ein Krieg entwickelt. Wer damit rechne, solle defensiv agieren, wer nicht daran glaube, könne dies als Kaufgelegenheit sehen.

Der Dow-Jones-Index gewann 0,1 Prozent auf 21.858 Punkte, der S&P-500 stieg ebenfalls um 0,1 Prozent, der Nasdaq-Composite rückte um 0,6 Prozent vor. Dabei schlossen die Indizes praktisch auf Tagestief. An der NYSE wurden rund 792 (Donnerstag: 859) Millionen Aktien gehandelt. Dabei kamen auf 1.588 (406) Kursgewinner 1.392 (2.626) -verlierer, unverändert gingen 98 (56) Titel aus der Sitzung.

In den vergangenen Tagen hatte die Angst vor einem Krieg mit Nordkorea die Anleger in Scharen aus dem Aktienmarkt flüchten lassen. Ihr Heil suchten die Investoren lieber in vermeintlich sicheren Häfen wie Staatsanleihen, Gold oder den klassischen Fluchtwährungen Yen und Schweizer Franken.

Die Verbraucherpreise stiegen im Juli sowohl insgesamt als auch in der Kernrate um 0,1 Prozent gegenüber dem Vormonat. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten für beide Kennziffern einen Anstieg um 0,2 Prozent prognostiziert. Die Flüsterschätzungen dürften aber niedriger gelegen haben oder gar von gesunkenen Preisen ausgegangen sein, nachdem die am Donnerstag veröffentlichten Erzeugerpreise wider Erwarten zurückgegangen waren.

Die Inflation in den USA liegt noch immer unter dem Ziel der US-Notenbank von 2 Prozent. Schon der Rückgang der Erzeugerpreise hatte Spekulationen auf eine baldige Zinserhöhung der Fed einen Dämpfer versetzt. Die am Markt noch stärker beachteten Verbraucherpreise untermauern Erwartungen, dass sich die Fed mit einer weiteren Straffung ihrer Geldpolitik Zeit lassen wird.

Einen Hinweis hierauf lieferte der Präsident der Dallas-Fed, Robert Kaplan. Er hält den aktuellen Leitzins in den USA für angemessen. Bevor er sich für eine weitere Anhebung aussprechen werde, wolle er erst klare Hinweise für ein Anziehen der Inflation sehen. Er habe bislang geglaubt, der gute Arbeitsmarkt werde die Teuerung anheizen. Auch der Präsident der Fed von Minneapolis, Neel Kashkari, will abwarten, bis die Inflation anzieht.

Schwache Inflation drückt Dollar

Am Devisenmarkt geriet der Dollar nach den Verbraucherpreisdaten unter Druck. Der Euro stieg von Kursen um 1,1760 auf 1,1824 Dollar.

Der Anleihemarkt war Nutznießer der gesunkenen Zinserhöhungserwartungen, allerdings hielten sich die Aufschläge in engen Grenzen, nachdem die Titel in den vergangenen Tagen vom gestiegenen Sicherheitsbedürfnis profitiert hatten. Die Rendite zehnjähriger US-Titel fiel um einen Basispunkt auf 2,19 Prozent.

Auch das zinslos gehaltene Gold profitierte von der niedrigen Inflation, denn es würde für die Anleger bei steigenden Zinsen weniger interessant. Trotz des bereits steilen Anstiegs in jüngster Zeit gewann es nochmals 0,3 Prozent auf 1.291 Dollar je Feinunze.

Die Ölpreise zeigten sich wieder sehr volatil. Nach anfänglichen Verlusten drehten sie ins Plus, so dass das Barrel der Sorte WTI 0,5 Prozent zulegte. Daten von Baker Hughes belegten nur einen leichten Anstieg der aktiven Bohrlöcher, was die Erwartung stärkte, dass die Aktivität sich stabilisiert hat. Zudem machte der schwächere Dollar Öl für Käufer aus dem Nicht-Dollarraum billiger, was den Preis ebenfalls stützte. Andererseits wirkte noch immer der monatliche Bericht der Internationalen Energieagentur vom Vortag, aus dem hervorging, dass die Ölfördermenge im Juli abermals gestiegen ist. Ein Grund dafür ist, dass die von Opec-Mitgliedern und anderen Ölstaaten vereinbarten Förderkürzungen nicht immer konsequent eingehalten werden. Außerdem haben Libyen und Nigeria, die ohnehin von den Begrenzungen ausgenommen waren, ihre Förderung erhöht. Laut Händlern lässt auch der Nordkoreakonflikt den Ölmarkt nicht ungeschoren.

Snap-Aktie stürzt nach Quartalszahlen ab

Unter den am Donnerstag nach Börsenschluss veröffentlichten Quartalsausweisen fiel der von Snap besonders negativ auf. Die Muttergesellschaft des Messagingdienstes Snapchat ist tiefer in die roten Zahlen gerutscht. Die Aktie brach um 14 Prozent ein. Die Quartalszahlen von Nvidia übertrafen zwar die Erwartungen, gleichwohl gab die Aktie um 5,3 Prozent nach. Händler sprachen von einem Gewöhnungseffekt, nachdem das Unternehmen schon in den vorigen acht Quartalen jedes Mal die Erwartungen geschlagen habe.

Kräftig unter Druck geriet auch die Aktie des Einzelhändlers J.C. Penney, nachdem die Bruttomarge des Unternehmens im zweiten Quartal die Erwartungen deutlich verfehlt hat. Die Titel stürzten um knapp 17 Prozent ab. Nordstrom tendierten nahezu unverändert, obwohl dieser Branchenvertreter am Donnerstag nach Börsenschluss gute Zahlen vorgelegt hat. Teilnehmer verwiesen darauf, dass die Aktie bereits teuer sei. Das KGV liege bei knapp 15, während die Aktien von Macy's und Kohl's lediglich 7,7 bzw 10,7 verzeichnen.

Für die Tesla-Aktie ging es 0,7 Prozent nach oben. Der Elektroautobauer hat wegen guter Nachfrage das Volumen seiner Anleihe auf 1,8 Milliarden Dollar von 1,5 Milliarden erhöht.

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August 11, 2017 16:16 ET (20:16 GMT)

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