Alt 11.08.17, 10:45
Standard Koreakonflikt sorgt für Ausverkauf bei Aktien
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SCHANGHAI (Dow Jones)--Der sich verschärfende Nordkoreakonflikt hat am Freitag die Stimmung an der Börse massiv belastet. Die asiatischen Aktienmärkte folgten dem Beispiel der Wall Street, die wegen der Angst vor einer militärischen Auseinandersetzung auf der koreanischen Halbinsel in die Knie gegangen war. US-Präsident Donald Trump hatte an die Adresse des nordkoreanischen Diktators Kim Jong-un gesagt, seine bisherigen Warnungen an Nordkorea seien "womöglich nicht hart genug" gewesen. Bereits zuvor hatten die Kontrahenten ihre Kriegsrhetorik fortgesetzt. US-Verteidigungsminister James Mattis warnte Pjöngjang vor allen "Aktivitäten, die zum Ende des Regimes und zur Vernichtung seines Volkes führen würden". Nordkorea präzisierte indes die Pläne für einen Raketenangriff auf den US-Außenposten Guam im Pazifik.

Koreabörse unter Druck

Angesichts des Säbelrasselns bevorzugten Anleger weniger risikoreiche Anlagen und vermeintlich sichere Häfen. "Die Situation beginnt langsam, sich in Richtung der kubanischen Raketenkrise zu bewegen", sagte ING-Analyst Robert Carnell. 1962 hatten die USA und die frühere Sowjetunion wegen russischer Atomraketen auf Kuba kurz vor einem Krieg gestanden. Hongkong erlebte den dramatischsten Ausverkauf seit dem Absturz als unmittelbare Reaktion auf die Trump-Wahl im November, und Seoul verbuchte die schwächste Woche seit der Brexit-Entscheidung.

In Südkorea gab der Kospi 1,7 Prozent ab, der südkoreanische Leitindex verzeichnete damit den vierten Tagesverlust in Folge. Schwergewicht Samsung Electronics sank um 2,8 Prozent und baute den Wochenverlust damit auf gut 7 Prozent aus. Zuletzt verzeichnete die Aktie im Oktober derartige Einbußen. Bereits an der Wall Street hatten Technologiewerte die Liste der Verlierer angeführt.

Yen als Fluchtwährung gesucht

Dem Abwärtssog konnte sich keine der größeren Börsen entziehen: Der australische S&P/ASX-200 verlor 1,2 Prozent - zusätzlich belastet vom Rohstoff- und Ölpreisverfall - und verzeichnete den höchsten Verlust seit zwei Wochen. Lediglich die Titel von Goldförderern schlossen im Plus, nachdem der Goldpreis auf ein 20-Monatshoch gesprungen war. Rohstoffaktien folgten den Rohstoffpreisen gen Süden. In China gaben die Leitindizes in Hongkong und Schanghai 2,0 bzw. 1,6 Prozent auf 3.210 Punkte ab. Das Technikschwergewicht Tencent stürzte in Hongkong um 4,9 Prozent ab. Hier standen neben Rohstoffwerten auch solche aus dem Chemiesektor unter Abgabedruck.

In Japan ruhte der Handel wegen eines Feiertages. Allerdings wurde der Yen am Devisenmarkt gehandelt. Die japanische Währung wurde ihrem Ruf als "Fluchthafen" in unsicheren Zeiten gerecht und wertete deutlich auf. Der US-Dollar wurde mit 108,96 Yen gehandelt nach Wechselkursen um 110 zur Vortageszeit.

"Die Marktbedingungen sind reif für Gewinnmitnahmen bei Aktien in dieser Woche", sagte Marktstratege Alexander Ho Wan Lee von Nimbus Capital Group. Allerdings sahen Marktbeobachter in den Verlusten dieser Woche auch eine Einstiegsgelegenheit in die asiatischen Aktienmärkte, sollte sich der verbale Pulverdampf um Nordkorea verziehen.

Am Devisenmarkt zählte auch der australische Dollar zu den Verlierern. Der "Aussie" fiel auf 0,7839 US-Dollar nach 0,7877 am Vortag - belastet von taubenhaften Äußerungen aus dem Kreise der Zentralbank. Anschließend erholte sich die Devise etwas. Bei der australischen Notenbank rechnet man zwar mit einer Zinserhöhung, allerdings erst in einiger Zeit. Der nächste Zinsschritt wäre wahrscheinlich aufwärts, aber das käme erst in einiger Zeit in der Zukunft, sagte Philip Lowe, Gouverneur der australischen Notenbank. Zudem brachte Lowe Interventionen am Devisenmarkt ins Spiel, sollte der Austral-Dollar zu sehr aufwerten.

Unter den Einzelaktien hielten sich China Mobile mit einem Aufschlag von 0,8 Prozent recht wacker. Der chinesische Telekommunikationskonzern will nicht blindlings in neue Übertragungsstandards investieren. Zudem sehen Analysten keine größeren Einfluss auf den Wettbewerb durch kleinere Anbieter, die zuletzt mit kundenfreundlichen Angeboten gelockt hatten. China Mobile hatte am Vortag Geschäftszahlen vorgelegt.

Rohstoffmärkte mit Konjunktursorgen

An den Rohstoffmärkten preisten Anleger angesichts der Kriegsgefahr in Korea zunehmend Konjunktursorgen ein. Zudem warnten chinesische Behörden vor "irrationalem" Handel und Preisfindungen im Stahlhandel. Die Metall bzw. Eisenerzpreise gerieten vor allem in China unter Druck. Auch die Ölpreise gaben mit den Koreasorgen weiter nach, im späten asiatischen Handel ermäßigte sich der Preis für die global gehandelte Sorte Brent um weitere 0,9 Prozent auf 51,45 Dollar, nachdem der Preis bereits im US-Handel unter Druck geraten war. Der Goldpreis lag nur leicht im Plus, allerdings hatte das Edelmetall bereits im US-Geschäft deutlich zugelegt und von den geopolitischen Spannungen profitiert.

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August 11, 2017 05:08 ET (09:08 GMT)

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