Alt 26.09.14, 11:23
Standard Zinsängste belasten Aktienkurse und stützen Dollar
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Die Sorgen vor steigenden Zinsen, die den Börsen in Europa und den USA am Donnerstag kräftige Verluste bescherten, sind am Freitag auch in Asien angekommen. An den Börsen dominierten die Minuszeichen, allerdings fielen die Abschläge längst nicht so stark aus wie in Europa und den USA. Am deutlichsten waren die Verluste in Sydney mit 1,3 Prozent. In Tokio verlor der Nikkei-Index nach seinem Siebenjahreshoch zwar 0,9 Prozent auf 16.229 Punkte, gestartet war er aber schon deutlich niedriger bei knapp über 16.100 Zählern.

Am Devisenmarkt legte der Dollar auf breiter Front zu - auch gegenüber dem Yen. Der Yen konnte nur anfangs von seinem Ruf als sicherer Hafen angesichts der Stimmungseintrübung an den Börsen profitieren. Zuletzt kostete der Dollar nach einem Tagestief unter 108,60 Yen wieder 109 Yen. Die die Aktienmärkte belastenden Spekulationen über näher rückende Zinserhöhungen in den USA und auch Großbritannien stützten den Dollar. Das wiederum half der Tokioter Börse die Verluste einzugrenzen, denn ein starker Dollar ist gut für die Geschäfte exportsensitiver Unternehmen.

Japan sei nie immun gegenüber der Stimmung an den globalen Börsen, auch jetzt nicht, wo sie sich plötzlich zum Schlechten gewendet habe, sagte Fondsmanager Naoki Fujiwara von Shinkin Asset Management.

In den USA und auch Europa waren die Kurse am Donnerstag eingeknickt. Neben Zinserhöhungsspekulationen erklärten Marktteilnehmer das mit der Skepsis bezüglich weiterer Konjunkturstimuli in China, aber auch den diversen internationalen Konflikten, allen voran jenem des Westens mit Russland. Berichten zufolge könnte Russland als Antwort auf die Sanktionen der EU und der USA die Konfiszierung ausländischer Vermögenswerte erwägen. Außerdem stehen Verhandlungen zwischen der EU, der Ukraine und Russland über Gaslieferungen auf dem Terminkalender - Ausgang ungewiss.

Ein Profiteur der wieder auflebenden Skepsis am Aktienmarkt ist das Gold. Die Feinunze baute ihre Erholung vom Vortag leicht aus und kostete 1.224 Dollar, rund 14 Dollar mehr als im Tagestief am Donnerstag, als die Aktienkurse plötzlich abrutschten.

Kaum eine Rolle für die Tokioter Börse spielten die Inflationsdaten für August. Mit 1,1 Prozent fiel die Teuerung - bereinigt um die Effekte der Mehrwertsteuererhöhung vom 1. April - etwas niedriger aus als erwartet. Das kann als negatives Zeichen für die japanische Konjunktur gewertet werden und weckt zudem Zweifel über die Wirksamkeit der lockeren Geldpolitik der japanischen Notenbank. Sie strebt für 2015 eine Inflationsrate von 2 Prozent an.

Die relativ geringen Verluste an den Börsen in China bzw. das kleine Plus in Schanghai erklärten sich Händler mit Hoffnungen auf die von Peking eingeleiteten Reformen und Spekulationen über einen Wechsel an der Spitze der chinesischen Notenbank. Ein neuer Chef werde womöglich eine lockerere Geldpolitik betreiben, als der derzeitige Amtsinhaber, hieß es. Außerdem stützte die bevorstehende engere Verzahnung der Börsen in Hongkong und Schanghai die Stimmung. Die Börse in Taiwan fiel auf ein Viermonatstief. "Ja, die Anleger werden konservativer, aber ich würde nicht sagen, dass sie jetzt 'bearish' sind oder gar in Panik verfallen. Wir befinden uns in einer Korrekturphase, die auch fällig war nach den massiven Zuflüssen zu Beginn des Jahres", meinte Analyst Alex Huang von Mega Securities.

Gegen den Trend legte die Samsung-Aktie in Seoul deutlich um 2,5 Prozent zu. Der Kurs des großen Samsung-Konkurrenten Apple war dagegen am Donnerstag um annähernd 4 Prozent abgerutscht, wegen Problemen mit dem neuen iPhone 6. Nach einer aktuellen Studie von Nomura könnte sich Samsung ähnlich wie Apple zu einer Aktie entwickeln, die mehr von der fundamentalen Werthaltigkeit des Unternehmens bestimmt wird als den reinen Wachstumsraten. "Wir gehen davon aus, dass Samsung die Ausschüttungen an die Aktionäre nach und nach erhöhen wird. ... Die jüngsten Kursverluste unterschätzen die fundamentale Stärke des Unternehmens", so die Autoren, die die Aktie zum Kauf empfehlen.

Die Probleme von Apple mit dem neuen iPhone 6 bekamen unterdessen auch die Aktien von taiwanischen Zulieferern des Technologieriesen zu spüren. Pegatron verloren 6,9 Prozent, Hon Hai 2,9 Prozent, Catcher 2,5 Prozent und TSMC 0,8 Prozent. In Tokio fielen die Reaktionen gemischt aus. Japan Display gaben leicht nach, während Alps Electric leicht zulegten. Foster Electric gaben um 1,4 Prozent nach und Murata Manufacturing stiegen um 1,1 Prozent.

Wie in Seoul wartete auch in Tokio ein Schwergewicht mit einem kräftigen Plus auf. Fanuc stiegen um 4,1 Prozent auf ein neues Rekordhoch. Der Roboterhersteller hatte seinen Ausblick für das laufende Geschäftsjahr erhöht. Am Markt sorgte das deshalb für Erstaunen, weil das Unternehmen auch stark in China engagiert ist, wo sich das Wachstum abzuschwächen droht. Gut ausgefallene Halbjahreszahlen trieben den Kurs des Möbeleinzelhändlers Nitori um 4,7 Prozent an.

Weiter abwärts ging es in Sydney. Der schwache Austral-Dollar habe ebenso auf der Stimmung gelastet wie der zuletzt auf ein Fünfjahrestief gesunkene Eisenerzpreis, hieß es. "Indexseitig war das ein Horrormonat ... mit einem Minus von 5,5 Prozent die schlechteste Monatsentwicklung seit Mai 2012", stellte Chris Weston, IG-Chefstratege fest. Erneut gehörten Bankenaktien zu den größeren Verlierern. Im Rohstoffsektor verloren BHP Billiton 1,8 und Rio Tinto 2,3 Prozent.

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