Alt 25.09.14, 10:22
Standard Schwacher Yen hievt Tokio auf Siebenjahreshoch
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An den ostasiatischen Börsen haben sich am Donnerstag nach positiven Vorgaben von den US-Börsen Gewinne und Verluste die Waage gehalten. Klarer Tagessieger war Tokio. Dort stieg der Nikkei-Index um 1,3 Prozent auf 16.374 Punkte und damit den höchsten Stand seit sieben Jahren. Angetrieben wurde er von Käufen vor allem exportsensitiver Aktien, die wiederum Rückenwind erhielten vom starken Dollar. Mit zuletzt rund 109,30 Yen befindet sich der Dollar praktisch auf einem Sechsjahreshoch.

Hintergrund der anhaltenden Dollarstärke waren die neuesten gut ausgefallenen Daten zu den Neubauverkäufen in den USA. Das schürt Zinserhöhungsspekulationen in den USA, während gleichzeitig die japanische Notenbank unverändert eine extrem lockere Geldpolitik fährt. Der Euro fiel zum Dollar auf ein neues Jahrestief von 1,2696 zurück, nachdem er am Vortag in der Spitze noch knapp über 1,2850 gekostet hatte. Händler erklärten dies mit Aussagen von EZB-Präsident Mario Draghi, entschlossen und gegebenenfalls unkonventionell gegen eine zu niedrige Inflation vorgehen zu wollen. Das nährte die bereits kursierenden Spekulationen über den Ankauf von Staatsanleihen durch die europäische Notenbank, wie er in den USA gerade ausläuft.

In Schanghai setzte die Börse ihren Aufwärtstrend zwar fort, nach zwischenzeitlich höheren Gewinnen verblieb am Ende des Tages aber nur ein mageres Plus von 0,1 Prozent. In Hongkong drehte der Markt sogar ins Minus. Stärker angetrieben wurden die Kurse in Schanghai zwischenzeitlich von Diskussionen über eine Reduzierung der Steuerlast heimischer Unternehmen. "Wir sehen frisches Geld in den Markt fließen. Dafür verantwortlich ist der positive Vermögenseffekt nach dem Anstieg des Index in Schanghai um 15 Prozent in den vergangenen drei Monaten", sagte Analyst Zeng Xianzhao von Everbright Securities.

Gestützt wurden die Kurse in Schanghai von der entbrannten Diskussion um einen Wechsel an der Spitze der chinesischen Notenbank. Offenbar will Peking den amtierenden Amtsinhaber Zhou Xiaochuan austauschen, der trotz der Anzeichen für eine Wachstumsverlangsamung in China für Reformen eintritt. Die Politiker in Peking befürchten dagegen, dass derlei Reformen eine zusätzliche Belastung für die Wirtschaft darstellen. Als Nachfolger Xiaochuans ist nach Informationen des Wall Street Journal Guo Shuqing im Gespräch, ein früherer Banker und derzeit Gouverneur der wohlhabenden Provinz Shandong. Er könnte womöglich eine akkomodierendere, mithin liquiditätserhöhendere Geldpolitik betreiben als der aktuelle reformfreudige Amtsinhaber.

Am Aktienmarkt wurde das auf die Kurzformel "von Reform zu Wachstum" gebracht, zumal bereits in den Vorwochen die Hoffnungen auf sinkende Zinsen die Kurse angetrieben hatten. Die Personalie und möglicherweise weitere könnte bei einem Parteikonvent im Oktober beschlossen werden, so das Wall Street Journal.

"Autoaktien und Aktien anderer Exportunternehmen stehen heute im Fokus, speziell bei ausländischen Akteuren", kommentierte ein Händler das Geschehen in Tokio. Sie spekulierten nun darauf, dass japanische Unternehmen ihre Yen-Prognosen nach unten anpassen, was auf die Ergebnisse dann auch nachhaltig positive Auswirkungen haben dürfte. Taisuke Tanaka von der Deutschen Bank sieht den Dollar nun zum Jahresende bei 112 Yen. Honda, Nissan und Toyota gewannen zwischen 1,2 und 1,9 Prozent. Zudem macht der zum Yen steigende Dollar japanische Aktien für Ausländer billiger.

Ein abruptes Ende fand der Höhenflug von Daiei. Am Vortag noch ein großer Gewinner, getrieben von Plänen der Mutter Aeon, das Unternehmen komplett zu übernehmen, gab die Aktie rund die Hälfte der Aufschläge wieder ab und büßte 11 Prozent ein. Grund war das inzwischen bekannt gewordene Umtauschverhältnis von lediglich 0,115 Aeon-Aktien je Daiei-Anteilsschein. Stabilisiert zeigte sich das Schwergewicht SoftBank. Nach kräftigen Gewinnmitnahmen an den Vortagen nach dem erfolgreichen Börsengang der Tochter Alibaba stieg der Kurs um 0,6 Prozent. Ähnliches galt für Yahoo Japan, wo es um 0,2 Prozent nach oben ging.

Am Rohstoffmarkt verteidigten die Ölpreise ihr am Vortag nach einem überraschend starken Rückgang der wöchentlichen US-Lagerbestände deutlich erhöhtes Niveau. Das Barrel der US-Sorte WTI kostete 92,60 Dollar. Der Goldpreis fiel wieder in die Nähe der jüngsten Tiefs zurück auf 1.209 Dollar je Feinunze. Er litt unter anderem unter dem starken Dollar, der das Edelmetall für Anleger aus dem Nicht-Dollarraum verteuert.

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