Alt 20.02.14, 12:22
Standard Konjunktursorgen rufen Verkäufer auf den Plan
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Die Nachrichtenlage hat sich in den vergangenen 24 Stunden aus Börsianersicht deutlich eingetrübt. In China lahmt das Wirtschaftswachstum und auch aus der Eurozone gibt es schlechte Nachrichten von der Konjunktur. Damit aber nicht genug. Die US-Notenbank bleibt ihrem Kurs treu und reduziert ihre monatlichen Anleihekäufe weiter. Wie aus dem am Vorabend veröffentlichten Protokoll der jüngsten Notenbanksitzung weiter hervorgeht, wird darüber hinaus aber auch das Thema Zinserhöhung von einer Minderheit im Offenmarktausschuss thematisiert, was an den BÖrsen nicht gerne gehört wird.

Nachdem die Aktienmärkte jüngst auf hohem Niveau stagnierten, drängen in diesem Umfeld nun verstärkt Verkäufer an den Aktienmarkt. Der DAX büßt 1,2 Prozent auf 9.542 Punkte ein, der Euro-Stoxx-50 verliert 0,8 Prozent auf 3.096 Punkte.

"Die Hürden für eine langsamere Drosselung der Anleihekäufe der US-Notenbank sind hoch, das hat das Protokoll der vergangenen Fed-Sitzung gezeigt", sagt Gary Yau von der Credit Agricole. Während Aktien und US-Staatsanleihen Verluste hinnehmen müssen, steigen am Euro-Rentenmarkt Bundesanleihen. Die verschreckten Investoren favorisieren wie so oft sichere Anlagen, zu denen allen voran Bundesanleihen zählen. Deren Kurse legen kräftig zu, entsprechend sinkt die Rendite von 1,665 auf 1,655 Prozent. Ein weiterer Fluchthafen, das Gold, reagiert derweil kaum. Die Feinunze verbilligt sich sogar leicht auf 1.314 US-Dollar.

Am Devisenmarkt ist der Euro zum US-Dollar und zum Yen stark unter Druck geraten. Händler machen hierfür die schwachen Einkaufsmanagerdaten aus der Eurozone verantwortlich, allen voran aus Frankreich. Die Gemeinschaftswährung hat sich inzwischen knapp unter 1,37 Dollar festgesetzt, nachdem sie zuvor noch bei knapp 1,3760 gelegen hatte. Daneben wertet der Yen zum Dollar und zum Euro auf. Die japanische Währung gilt als sicherer Hafen in schwierigen Zeiten.

Am Aktienmarkt verabschieden sich die Anleger passend zu den negativen Konjunktursignalen vor allem aus zyklischen Sektoren wie Rohstofffe, Chemie und Automobil, deren Subindizes zwischen 1,2 und 1,9 Prozent einbüßen. Im Plus liegen Energiewerte, Versorger und Telekommunikation. Die Einzelkurse werden derweil überwiegend von Geschäftszahlen bestimmt.

Im deutschen Aktienhandel fallen TUI-Aktien um 5,2 Prozent. Der dänische Großaktionär John Fredriksen verkauft fast 40 Millionen TUI-Aktien, das entspricht einem Anteil von 15,7 Prozent. Dieses große Angebot drückt den Kurs. Die Hotelkette Riu will hingegen ihren Einfluss bei TUI stärken.

Henkel hat unterdessen im vierten Quartal 2013 bei Umsatz und Nettogewinn die Erwartungen von Analysten verfehlt. Die Düsseldorfer waren bislang dafür bekannt, die Konsensschätzungen mit schöner Regelmäßigkeit zu übertreffen. Die Reaktion der Aktie fällt daher mit -5,8 Prozent besonders heftig aus.

Auch bei der Deutschen Börse blieb der operative Gewinn im vierten Quartal unter den Erwartungen. Der Kurs gibt jedoch nur leicht nach. Hohe Investitionen der Börse wertet ein Händler positiv, damit stelle sich das Unternehmen besser auf. Aktien von Hochtief zählen mit einem Kursplus von 1,0 Prozent zu den wenigen Gewinnern. Sie bekommen Rückenwind aus Australien. Die dortige Tochter Leighton hat gute Ergebnisse vorgelegt, der Kurs der Aktie zog in Sydney daraufhin um fast 5 Prozent an.

Papiere des Rückversicherers Swiss Re steigen gegen den schwachen Markt um 1 Prozent. Weil die Kapitalausstattung der Gruppe alle geltenden Solvabilitätsanforderungen übersteigt, wird die ordentliche Dividende auf 3,85 Schweizer Franken von vorher 3,50 Schweizer Franken erhöht. Zusätzlich gibt es auch wieder eine Sonderdividende, sie wird diesmal 4,15 Franken betragen. Aktien von Schneider Electric geben um 0,9 Prozent nach. Die Analysten der Societe Generale sprechen von einem ermutigenden Ausblick, Schneider Electric wolle organisch wachsen, also ohne Zukäufe.

Gegen den Trend steigen auch Vodafone. Anleger kauften die Aktie im Vorfeld der Sonderdividende am 24. Februar, heißt es. Die Analysten von Nomura gehen davon aus, dass ein Teil dieser Ausschüttung in Vodafone-Aktien reinvestiert werden wird.

Im TecDAX geben die Kurse von Adva Optical um 2,3 Prozent und von Dialog Semiconductor um 3,5 Prozent ab. Beide Unternehmen haben Ergebnisse veröffentlicht. Während der operative Gewinn von Adva Optical unter der Konsensschätzung liegt, hat der von Dialog Semiconductor die Erwartung übertroffen.

Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

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