Alt 15.07.14, 12:39
Standard Schwacher ZEW-Index und Sorgen um Banco Espirito belasten
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Die Serie zuletzt enttäuschender Wirtschaftsdaten aus Deutschland reißt nicht ab. Die ZEW-Konjunkturerwartungen sind am im Juli zum siebten Mal in Folge auf 27,1 Punkte gefallen. Ökonomen hatten nur mit einem Rückgang auf 28,0 von 29,8 gerechnet. Als Hauptgründe nannte das ZEW am Dienstag unter anderem rückläufige Umsätze im Einzelhandel sowie geringere Auftragseingänge in der Industrie. Die BayernLB macht die gestiegenen geopolitischen Risiken als Belastungsfaktor aus. Die konjunkturelle Erholungsbewegung im Euro-Raum dürfte im Sommer kaum an Dynamik gewinnen.

An den Börsen hört man das nicht gerne. Der DAX verliert 0,5 Prozent auf 9.732 Punkte. Für den Euro-Stoxx-50 geht es kräftiger um 0,8 Prozent auf 3.161 nach unten - hier machen sich auch die kräftigen Abschläge im Bankensektor bemerkbar. Die Aktie der Banco Espirito Santo setzt auch am Mittwoch ihre Talfahrt fort. Dem Sentiment nicht zuträglich sind zudem Gewinnwarnungen von Software AG und Drägerwerk. Die gerade beginnende Berichtssaison in Europa könnte weitere negative Nachrichten bereit halten. Denn der teure Euro dürfte einmal mehr die Unternehmensgewinne belastet haben.

Als leicht stützend erweisen sich die besser als erwartet ausgefallenen Quartalszahlen von J.P.Morgan. Damit setzt sich die positive Tendenz im US-Bankensektor nach den operativ guten Ergebnissen der Citigroup am Vortag fort. Im weiteren Verlauf wird noch Goldman Sachs einen Blick in die Bücher für das zweite Quartal gewähren.

Mit den US-Einzelhandelsumsätzen für Juni, dem Empire State Manufacturing Index Juli sowie der Anhörung von US-Notenbankpräsidentin Janet Yellen vor dem Bankenausschuss des Senats bietet der Nachmittag noch einige Topereignisse. Yellen sei zwar "taubenhafter" als die meisten ihrer Kollegen, merkt die Deutsche Bank an. Allerdings bestehe immer das Risiko, dass sie sich während der Anhörung "hawkisher" zeige als vom Markt erwartet. Ein Thema der heutigen Anhörung dürfte er jüngste Anstieg der Inflation in den USA sein.

In Lissabon handelt die Aktie der Banco Espirito Santo (BES) weiter volatil und verliert aktuell rund 11 Prozent. Die BES-Holding Rioforte will am Dienstag fällige Finanzmarktpapiere über 200 Millionen Euro verlängern. Damit nehme die Gefahr eines Zahlungsausfalles wieder zu, hießt es im "Diario Economico". Unter Druck stehen auch andere Bankenaktien aus der Peripherie der Eurozone: So fallen BBVA 1,5 Prozent, Santander 3 Prozent, UniCredit 2 Prozent oder Intesa Sanpaolo 2,1 Prozent. Für den Sektor geht es europaweit um 1,4 Prozent nach unten.

Im TecDAX bricht die Software-Aktie 17 Prozent ein. Der Darmstädter Konzern hat weniger verdient als im Vorjahr - aufgrund sich zurückhaltender Kundschaft bei Infrastrukturprojekten und einer schwachen Entwicklung in der Sparte BPE. Entsprechend ist die Software AG auch für das Gesamtjahr wesentlich pessimistischer als bisher. Von einem "klaren Verfehlen" der Markterwartungen spricht die DZ-Bank. Die neue Unternehmenszielsetzung sei "substanziell niedriger". Die Aktien von SAP geben im Fahrwasser der negativen Software-AG-Schlagzeilen um 1,2 Prozent nach.

Die Aktie des Medizintechnikherstellers Drägerwerk bricht derweil um 18 Prozent ein. Das Unternehmen hat nach einem Gewinn- und Umsatzrückgang im zweiten Quartal die Jahresprognose gesenkt. Neben dem starken Euro trübten nach Aussage des Unternehmens ein deutlich niedrigeres Russlandgeschäft, die gegenwärtige Kaufzurückhaltung der Medizintechnikkunden in den USA und die schwächere Geschäftsentwicklung in einigen Ländern der Region Asien-Pazifik die Aussichten ein. Hauck & Aufhäuser erwartet, dass die negativen Faktoren auch im zweiten Halbjahr auf die Geschäftsentwicklung drücken werden.

Um 1,9 Prozent geht es für die Aktie von Danone nach oben. Morgan Stanley hat die Titel zum Kauf empfohlen und in ihre "Best Ideas List" aufgenommen. Auch für die Peugeot-Aktie geht es nach einem positiven Analysten-Kommentar um 3,5 Prozent aufwärts. Nach Angaben aus dem Handel hat J.P.Morgan die Titel auf ihre "Focus List" aufgenommen.

Am Devisenmarkt kommt der Euro nach dem schwachen ZEW auf 1,3605 Dollar von zurück. Impulse könnte am Nachmittag die Anhörung von Janet Yellen setzen. Keine Rolle spielen Aussagen von EZB-Präsident Draghi vom Montagabend. Draghi warnte vor einer Aufwertung des Euro. Bei seiner ersten Anhörung vor dem Wirtschafts- und Währungsausschuss des neu gewählten Europaparlaments forderte Draghi zudem die Mitgliedstaaten auf, die vereinbarten Haushaltsregeln einzuhalten. Mit neuen Details zu den im Juni angekündigten geldpolitischen Maßnahmen wartete Draghi nicht auf.

Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

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