Alt 14.08.12, 10:37
Standard Schwache japanische Wachstumsdaten belasten Aktienkurse
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Schwache Wachstumsdaten aus Japan haben zu Wochenbeginn die Aufwärtstendenz der Kurse an Wall Street beendet. So schloss der S&P-500-Index erstmals nach sechs Handelstagen wieder mit einem Abschlag. Eine solch lange Aufwärtsbewegung hatte der Index zuletzt im Dezember 2010 verzeichnet. Händler sprachen daher auch von einer Verschnaufpause des Marktes nach der zuletzt positiven Entwicklung. Dem Markt fehlten zudem die Impulse, den wichtige Daten aus den USA standen am ersten Handelstag der Woche nicht auf der Agenda.

Der Dow-Jones-Index reduzierte sich um 0,3 Prozent auf 13.169 Punkte. Der S&P-500 fiel um 0,1 Prozent auf 1.404 Punkte. Der Nasdaq-Composite schaffte dagegen noch den Sprung ins Plus und gewann 0,1 Prozent auf 3.023 Punkte. Das Umsatzvolumen ging auf 0,48 (Freitag: 0,57) Milliarden Aktien zurück. Den 1.129 (1.630) Kursgewinnern standen dabei 1.885 (1.372) -verlierer gegenüber, während 118 (124) Titel unverändert schlossen. "Der Markt hat sich eine Auszeit genommen, nachdem die Berichtssaison nun weitgehend abgeschlossen ist", sagte Andrew Slimmon von Morgan Stanley Smith Barney.

Die Wirtschaftsdaten aus Japan sorgten allerdings für einen Dämpfer. Sie zeigten, dass sich die Konjunkturerholung im zweiten Quartal aufgrund langsamer wachsender Exporte abgeschwächt hat. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg gegenüber dem Vorquartal nur um 1,4 Prozent, während Volkswirte einen Anstieg von 2,7 Prozent prognostiziert hatten. Im ersten Quartal war die japanische Wirtschaft auf das Jahr hochgerechnet noch um 5,5 Prozent gewachsen. "Mit dem schwachen Wachstum in den USA und anderen entwickelten Ländern setzt sich bei den Investoren die Überzeugung durch, dass wir vor einem konjunkturellen Abgrund stehen könnten", so Steve Hammers von Compass EMP Funds.

Die Bank of America-Merrill Lynch hat derweil ihre Wachstumsprognose für China im laufenden Jahr gesenkt. Die Volkswirte der Bank rechnen nun noch mit einem Zuwachs von 7,7 Prozent, nachdem die Experten zuvor noch von einer Zunahme um 8 Prozent ausgegangen waren. Damit folgen sie letztlich anderen Häusern, die ihre Prognosen für die zweite größte Volkswirtschaft der Welt bereits zurückgenommen haben.

Derartige Daten aus Griechenland würden an den Märkten dagegen für wahre Feststimmung sorgen. Denn die griechische Wirtschaft ist im zweiten Quartal des laufenden Jahres erneut stark geschrumpft, allerdings hat der Abschwung leicht an Dynamik verloren. Das BIP lag um 6,2 Prozent unter Vorjahresniveau. Im ersten Quartal hatte das Minus noch bei 6,5 Prozent gelegen. Händler werteten die Daten halbwegs positiv und sprachen von einer Bodenbildung.

"Die meisten Anleger halten an ihrer Überzeugung fest, dass die Notenbanken bei einem weiteren konjunkturellen Abschwung zusätzlich intervenieren werden", so Marktstratege Fawad Razaqzada von GFT Markets. Daher könne von einem Rückzug vom US-Aktienmarkt keine Rede sein - trotz der Wachstumsschwäche in China und der steigenden Unsicherheit bezüglich des Präsidentschaftswahlkampfes in den USA. "Selbst die eher unspektakuläre Berichtsperiode hat Anleger nicht vergrault. Allerdings müssen die US-Indizes erst eine Konsolidierung durchlaufen, eher sie die Jahreshochs ins Visier nehmen können", hieß es weiter.

Am US-Rentenmarkt zeigten sich die Notierungen kaum verändert. So lag die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen etwa niedriger bei 1,63 Prozent. Der Ölpreis der Sorte WTI gab seine anfänglichen Gewinne dagegen wieder ab und notierte zum Settlement bei 93,03 Dollar, ein Abschlag von 0,1 Prozent gegenüber Freitag. Zunächst hatte noch die Einführung eines Frühwarnsystems für die Bevölkerung in Israel den Ölpreis bis auf 94,14 Dollar nach oben getrieben. Mit den Abgaben an Wall Street kam der Preis für das schwarze Gold aber wieder zurück.

"Öl und Aktien sind derzeit fest miteinander verbunden", erklärte Kyle Cooper von IAF Advisors. Der Aktienmarkt wird aktuell als Barometer für die konjunkturelle Entwicklung und damit auch die Ölnachfrage gesehen, ergänzte der Teilnehmer. Der Euro erholte sich leicht und notierte im späten US-Geschäft bei 1,2340 US-Dollar. Er gab allerdings einen Teil der zwischenzeitlichen Gewinne wieder ab. Denn beim Bundesverfassungsgericht ist eine weitere Beschwerde gegen den Euro-Schutzschirm vorgebracht worden, die den Fahrplan der Euro-Rettung weiter durcheinanderbringen könnte. Der Goldpreis kam mit den zurückgehenden Rohstoffpreisen leicht unter Druck und verlor 0,6 Prozent auf 1.612,60 Dollar.

Bei den Einzelwerten gaben die Aktien der Bank of America-Merrill Lynch ihre Gewinne aus dem frühen Handel wieder ab und verloren 0,3 Prozent. Die schweizerische Bank Julius Bär übernimmt die Vermögensverwaltung der Bank außerhalb der USA und Japans für rund 880 Millionen Dollar in bar und Aktien. Die Anteilsscheine von Pfizer fielen um 0,9 Prozent. Der Pharmakonzern konkretisierte seine Pläne für den Börsengang seiner Tiermedizinsparte. Ausgegeben werden sollen demnach Stammaktien der Klasse A im Umfang von bis zu 20 Prozent.

Unter Druck standen auch die Rohstoffwerte. Zur Begründung wurde auf die gefallenen Rohstoffpreise und die positive Entwicklung des Sektors in der vergangenen Woche verwiesen. Hier verloren die Aktien von United States Steel 2,3 Prozent, die Anteilsscheine von Denbury Resources gaben um 3,2 Prozent nach und die Aktie von Alcoa war mit einem Minus von 1,7 Prozent im Dow-Jones-Index der größte Verlierer.

Die Google-Aktien verbesserten sich dagegen um 2,8 Prozent. Beim übernommenen Handy-Hersteller Motorola Mobility streicht der Suchmaschinenbetreiber jede fünfte Stelle. Die Titel von Home Depot gaben um 0,5 Prozent nach. Das Unternehmen wird am Dienstag die Ergebnisse für das zweite Quartal bekannt geben. Die Analysten rechnen mit einem Gewinn je Aktie von 0,97 Dollar.

Kontakt zum Autor: thomas.rossmann@dowjones.com

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