Alt 28.11.12, 18:49
Standard Wall Street von der Politik getrieben
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Die Wall Street ist am Mittwoch eine von der Politik getriebene Börse. Alles dreht sich um die drängende Frage, ob die USA die drohende Fiskalklippe umschiffen können oder eben nicht. Nachdem die Eurokrise mit der Griechenlandhilfe in den Hintergrund getreten ist, bestimmen Amerikas Haushaltssorgen das Geschehen. Jede Äußerung von Vertretern des politischen Systems sorgt für Kursausschläge in die eine oder andere Richtung. Immerhin rollen Ausgabenkürzungen und Steuererhöhungen im Volumen von 600 Milliarden ab 2013 auf die US-Bürger zu. Frische Konjunkturdaten bewegen die Indizes nur kurzfristig, die Zahl der Neubauverkäufe ist im Oktober stärker gefallen als erwartet.

Der Dow-Jones-Index verliert bis zum Mittag (Ortszeit) 5 Punkte, der S&P-500 fällt um 0,2 Prozent und der Nasdaq-Composite gibt ebenfalls 0,2 Prozent nach. Nachdem sich am Vortag der demokratische Fraktionsvorsitzende im US-Senat, Harry Reid, "enttäuscht" über den schleppenden Fortgang der Verhandlungen geäußert hat, blies am Mittwoch Präsidentenberater Erskine Bowles in das gleiche Horn und drückte damit die Kurse ins Minus. Diese drehten ins Plus, nachdem der republikanische Sprecher des Repräsentantenhauses, John Boehner, Optimismus über das Zustandekommen einer Einigung verbreitete.

"Alles dreht sich um die Politik. Es gibt gute und schlechte Schlagzeilen an der politischen Front. Anleger versuchen, sich einen Reim darauf zu machen", fasst Chefvolkswirt Jerry Webman von OppenheimerFunds das Auf und Ab zusammen. Am Abend wird das Beige Book mit Konjunktureinschätzungen der regionalen US-Notenbanken veröffentlicht. Hier erwarten Anleger neue Hinweise auf die Konjunktureinflüsse durch Wirbelsturm Sandy. Doch den Takt dürfte weiter die Politik vorgeben.

Der Dollar büßt mit den Boehner-Kommentaren etwas von seinem Nimbus als Krisenwährung ein, der Euro erholt sich und springt über die Marke von 1,29 Dollar. Der aber weiterhin recht feste Dollar drückt auf die Rohstoffpreise. So geht es mit dem Ölpreis um 0,9 Prozent auf 86,36 Dollar je Barrel WTI-Öl nach unten. Dies liegt aber deutlich über den Tagestiefs. Stützend wirken die gefallenen US-Rohöllagerbestände. Hier hatten Analysten mit einem Anstieg der US-Vorräte gerechnet.

Gold kommt mit dem steigenden Greenback deutlich zurück und notiert nur noch bei 1.717 Dollar je Feinunze - über 30 Dollar unter Tageshoch. Goldhändler sprechen angesichts der näher rückenden Fiskalklippe von sinkenden Inflationsängsten. Am Anleihemarkt ziehen die Notierungen deutlich an. Die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen fällt auf 1,62 Prozent.

Unter den Einzelwerten springen Green Mountain Coffee Roasters um 23,6 Prozent nach oben. Sowohl Geschäftszahlen als auch Ausblick des Unternehmens überzeugen. Zudem setzt sich der Kaffeeröster höhere Ertragsziele für das Geschäftsjahr 2012/2013. Die Titel von Knight Capital schnellen um 14,2 Prozent empor, nachdem der Wertpapierhändler ein Übernahmegebot von Wettbewerber Getco erhalten hat.

Der Kurs von Groupon steigt um 0,9 Prozent in Reaktion auf Medienberichte über mögliche personelle Veränderungen in der Unternehmensführung. Demnach soll Mitbegründer Andrew Mason durch einen erfahreneren CEO ersetzt werden. Zweifel am Geschäftsmodell des Gutscheinvermittlers haben die Aktie 2012 um über 80 Prozent abstürzen lassen.

Aktien von Analog Devices fallen um 0,8 Prozent. Der Gewinnausblick des Halbleiterherstellers auf das erste Geschäftsquartal hat die Markterwartungen verfehlt.

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