Alt 01.10.12, 21:50
Standard Anleger misstrauen gutem ISM-Index
Beitrag gelesen: 419 x 

Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. Und ein guter ISM-Index verheißt noch keine konjunkturelle Trendwende. Deshalb wich die Begeisterung über die erfreuliche Entwicklung des verarbeitenden Gewerbes in den USA bald der Vorsicht. Voll auf Risiko setzen mochten die Anleger nicht, zumal es um die Konjunktur in anderen Teilen der Welt nicht zum besten steht. Sogenannte "Risk Assets" wie Aktien, Rohstoffe und der Euro gingen weit unterhalb ihrer Tageshochs aus dem Handel, während der Anleihemarkt als sicherer Hafen Zulauf verzeichnete.

Der Dow-Jones-Index stieg um 0,6 Prozent auf 13.515 Punkte. Der S&P-500 gewann 0,3 Prozent auf 1.444 Punkte. Der Nasdaq-Composite sank um 0,1 Prozent auf 3.114 Punkte. Das Umsatzvolumen verringerte sich auf 0,67 (Freitag: 0,83) Milliarden Aktien. Auf 1.884 Kursgewinner kamen 1.174 -verlierer. Unverändert schlossen 87 Titel.

Der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe ist im September wider Erwarten über die Expansionsschwelle von 50 gestiegen. Volkswirte hatten mit einem Rückgang auf 49,5 gerechnet. Mit Erleichterung nahmen die Anleger auch das Ergebnis des spanischen Bankenstresstests zur Kenntnis. Die Kapitallücke der Banken des Landes ist kleiner als befürchtet.

Indessen sind die Bauausgaben in den USA im August überraschend gesunken und zeugen von der nach wie vor schwierigen Lage des Immobilienmarkts. Dazu kamen Einkaufsmanagerindizes aus China und Europa, die im September abermals auf eine Schrumpfung der jeweiligen Wirtschaft hindeuteten.

So verwunderte es nicht, dass Anleger dem Anleihemarkt treu bleiben. Die Rendite zehnjähriger Treasurys sank auf 1,62 Prozent. Von der Angst vor einer höheren Inflationsrate profitierte wiederum der Goldpreis. Er erreichte bei 1.791,81 US-Dollar den bisher höchsten Stand in diesem Jahr. Zwar gab das Edelmetall einen großen Teil seiner Gewinne wieder ab, doch schloss er mit einem Plus von 0,5 Prozent bei 1.783,30 Dollar immerhin noch auf dem höchsten Stand seit sieben Monaten.

Vor knapp drei Wochen läutete die US-Notenbank eine dritte Runde quantitativer Lockerungen ein. Anleger fürchten um die Kaufkraft ihres Geldes und setzen auf die Wertstabilität des gelben Edelmetalls, zumal ein Vertreter der US-Notenbank die jüngst beschlossenen Anleihekäufe der Fed gutgeheißen hatte. Nach Meinung von Charles Evans, President der Federal Reserve Bank of Chicago, könnte das Anleihekaufprogramm bis Ende kommenden Jahres fortgesetzt werden.

Gewinnmitnahmen ließen den Ölpreis von seinen Tageshochs zurückkommen. Die US-Referenzsorte WTI schloss um 0,3 Prozent bzw 0,29 USD höher bei 92,48 Dollar. Die europäische Sorte Brent gab um 0,2 Prozent bzw 0,20 Dollar auf 112,19 Dollar nach. Der Euro fiel im späten US-Geschäft wieder deutlich unter die Marke von 1,29 US-Dollar zurück, über die ihn der Konjunkturoptimismus vorübergehend gehievt hatte. Die Gemeinschaftswährung notierte bei etwa 1,2890 Dollar.

Unternehmensnachrichten waren rar. Dafür brachten Analystenurteile in einigen Fällen Bewegung in den Aktienmarkt. So legten die Aktien von Goldman Sachs um 2,8 Prozent auf 116,86 Dollar zu. Hintergrund war einerseits ein Bericht in Barron's, der dem Goldman-Kurs ein Plus von mindestens 25 Prozent binnen eines Jahres zutraut. Zudem hatte Nomura das Kursziel für die Titel um 3 auf 128 Dollar erhöht und auch die Gewinnschätzungen für das dritte Quartal nach oben angepasst hat. Mit Blick auf die Ertragsentwicklung bei Morgan Stanley sind die Analysten skeptischer. Hier wurden die Gewinnschätzungen für das dritte Quartal um 10 Prozent gesenkt, das Kursziel aber gleichwohl um 2 auf 17 Dollar erhöht. Der Kurs von Morgan Stanley stieg um 0,3 Prozent auf 16,79 Dollar.

Die Analysten von Morgan Stanley wiederum sind zuversichtlich, was die Gewinne der Hersteller zuckerhaltiger Limonaden angeht, trotz der jüngsten Bemühungen der Politik, die Amerikaner zu einem zurückhaltenderen Konsum dieser Getränke zu erziehen. Der Kurs von Coca-Cola stieg um 1,2 Prozent auf 38,38 Dollar. Liebhaber von Frühstücksspeck brauchen sich unterdessen keine Sorgen zu machen, dass ihre Leibspeise im kommenden Jahr aufgrund der Dürre in den USA knapp werden könnte. Der weltgrößte Schweinefleisch-Produzent Smithfield Foods hat versichert, dass es zumindest bei ihm keine Engpässe gebe. Der Smithfield-Kurs legte um 2,5 Prozent auf 20,15 Dollar zu.

Kontakt zum Autor: claudia.nehrbass@dowjones.com

DJG/DJN/cln

Copyright (c) 2012 Dow Jones & Company, Inc.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Dow Jones die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
 Es ist 01:22 Uhr.
Top 



copyright: imagine Grafik - DTP - Webdesign - [AGB / Datenschutz]