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Wie gefällt Ihnen der Begriff Pendelrallye? Seit November stürmen die Aktienmärkte nach oben. Mal führen die Corona-Gewinner die Rallye an, mal die Wiedereröffnung-Aktien. So pendelt der Aktienmarkt von Hoch zu Hoch.
Diese Woche haben die Corona-Gewinner mal wieder zulegen können, während die Wiedereröffnung-Aktien eine Pause einlegten. Aktien des Gesundheitsbereichs stiegen um durchschnittlich 2,7% an, der Technologiesektor folgt mit +1,8% und der Immobiliensektor konnte um 1,5% zulegen. Der Industriesektor hingegen gab 0,9% ab, die Automobilbranche gab sogar 1,5% ab und Versorger gaben 2% ab. Passend dazu, oder vielmehr als Ursache, ist der Zinsmarkt zu sehen: Die Renditen gaben diese Woche ebenfalls leicht nach. Der ungebremste Lauf der 10 Jahre laufenden US-Staatsanleihe in Richtung 2% ist vorerst gestoppt, diese Woche ging mit -0,06%punkte wieder auf 1,63% zurück. Nicht in dieses Bild passt der Einzelhandel, der diese Woche mit +2,3% als bester Sektor aus dem Rennen geht. Puma führt die Gewinnerliste mit +9% an. Das Unternehmen profitiert von gleich zwei positiven Analysteneinschätzungen: Sowohl Goldman Sachs als auch Jeffries haben sich positiv über die Aussichten von Puma geäußert. Das US-Konjunkturprogramm helfe, gleichzeitig dürften die Fußballeuropameisterschaft und die Olympiade in Japan für ordentlich Auftrieb sorgen. HelloFresh folgt mit +7%. Okay, damit haben wir einen Vertreter der Corona-Gewinner im Bereich des Einzelhandels, der ja eigentlich als Corona-Verlierer zählt. HelloFresh profitiert vom zögerlichen Impfstart in Deutschland. Gleichzeitig wird nun aber diskutiert, dass viele Neukunden ihre Gewohnheiten vielleicht dauerhaft geändert haben könnten und auch nach Corona weiterhin die Kochboxen schätzen könnten. Einige Analysten der Deutschen Bank hat daher ihr Kursziel deutlich angehoben. Hmm, wir werden sehen. Der Grund für den oben genannten Zinsrückgang wird von den USA geliefert: Joe Bidens Konjunkturprogramm stößt in seiner Finanzierung auf Widerstand aus der eigenen Partei. Sechs Demokraten wollen das Konjunkturprogramm mit einem in Aussicht gestellten Volumen von 1,9 Billionen USD und die damit verbundene Unternehmenssteuererhöhung auf 28% zur Finanzierung des Abenteuers so nicht mittragen. Somit könnte der Konjunkturstimulus kleiner ausfallen als zuletzt gedacht. Oder auf der anderen Seite könnte die Finanzierung des Programms mit höheren Unternehmenssteuern die künftige Gewinnentwicklung der Unternehmen negativ beeinflussen - oh Wunder. Da weiß man nicht, ob die Steuern am Horizont als Schönwetterwolken zu werten sind, oder als Vorboten eines Unwetters. Ein kleineres Konjunkturprogramm führt zu weniger Inflationsdruck, daher also zu rückläufigen Zinsen. Auf der anderen Seite führt die Finanzierung durch höhere Unternehmenssteuern zu kleineren Unternehmensgewinnen. Beide Argumente sprechen gegen konjunktursensible Industrieaktien, die ihre Bewertung nicht aufgrund abdiskontierter zukünftiger Gewinne basieren, sondern auf den bereits erzielten Gewinnen. Gleichzeitig profitieren gerade diese Unternehmen von einem Konjunkturprogramm. Also: Wir erleben, wie die Wiedereröffnungs-Aktien eine Pause einlegen. Und da säkulare Wachstumsaktien wie bspw. Technologieaktien unabhängig von Konjunkturprogramm, unabhängig von Corona und unabhängig vom Zinsniveau wachsen, wenden sich Anleger in dieser Pause eben wieder zurück gelassenen Technologieaktien zu. Schauen wir einmal, wie sich das Ganze auf die wichtigsten Indizes im Wochenvergleich auswirkt: WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES INDIZES (08.04.2021) Woche Δ Σ '21 Δ Dow Jones 33.583 1,8% 10,1% DAX 15.234 1,0% 11,0% Nikkei 29.768 1,3% 8,5% Shanghai A 3.617 -0,5% 1,1% Euro/US-Dollar 1,19 1,3% -3,2% Euro/Yen 130,38 0,3% 2,9% 10-Jahres-US-Anleihe 1,64% -0,06 0,70 Umlaufrendite Dt -0,37% -0,02 0,19 Feinunze Gold $1.745 1,5% -7,4% Fass Brent Öl $63,01 -1,3% 22,6% Kupfer $9.010 2,4% 14,9% Baltic Dry Shipping $2.088 2,1% 52,9% Bitcoin $58.144 -1,5% 106,5% Der Euro hat gegenüber dem US-Dollar diese Woche stark (+1,2%) zugelegt. Der Grund ist im rückläufigen Zinsniveau zu sehen: War der US-Dollar bei steigenden Zinsen für internationale Anleger vor kurzem noch zunehmend attraktiv, so gilt das bei rückläufigen Zinsen nicht. Die Attraktivität des US-Dollars nimmt ab, entsprechend konnte sowohl der Euro, als auch der japanische Yen gegenüber dem US-Dollar zulegen. Die Feinunze Gold pendelte nun mehrere Wochen um die 1.700 USD/Oz-Marke und konnte sich im Rahmen des rückläufigen Zinses nun wieder leicht erholen (+1,5%). Konjunkturindikatoren Kupfer und Baltic Dry Verschiffungsindex deuten weiterhin auf eine starke Konjunkturerholung post Corona. Der Bitcoin pendelt nun knapp unter 60.000 USD und scheint reif für eine kleinere Verschnaufpause. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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