Alt 19.09.14, 12:26
Standard Nach Schottland hoffen Anleger nun auf Alibaba
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Nachdem der Kelch einer schottischen Unabhängigkeit an den Märkten vorbeigezogen ist, hoffen die Anleger nun auf ein erfolgreiches Börsen-Debüt von Alibaba. Wie erwartet legte Alibaba den Ausgabekurs seiner Aktien mit 68 Dollar am oberen Rand der bereits erhöhten Preisspanne fest. Sollte der Börsenstart am Nachmittag in New York gelingen, könnte das die Stimmung der Anleger weiter befeuern. Dann hätte der Markt nach der geldpolitischen Entscheidung der US-Notenbank und dem Schottland-Referendum eine weitere mögliche Klippe in dieser Woche umschifft.

Der DAX steigt um 0,6 Prozent auf 9.859 Punkte, für den Euro-Stoxx-50 geht es um 0,3 Prozent auf 3.283 Punkte nach oben. Das Jahreshoch im Euro-Stoxx-50 bei 3.325 Punkten rückt damit in greifbare Nähe. "Mit der Niederlage der Unabhängigkeitsbefürworter in Schottland verlieren die Bären die letzte Bastion", sagt ein Händler. Der FTSE-100 als einer der Hauptprofiteure des schottischen Votums steigt 0,7 Prozent. Genauso gut läuft die Börse in Madrid: Hier steigt der Index ebenfalls 0,7 Prozent. Mit dem Verbleib der Schotten im Königreich schwinden auch die Chancen auf eine katalanische Unabhängigkeit.

Das spiegelt sich auch am spanischen Anleihemarkt wider. Die Rendite der zehnjährigen Benchmarkanleihen fällt um 7 Basispunkte auf 2,20 Prozent. In Katalonien ist für den November eine Volksbefragung geplant, die aber von der Zentralregierung - anders als im Falle Schottlands - nicht akzeptiert wird. In Kürze wird sich auch der Oberste Gerichtshof zu dem geplanten Referendum äußern. Beobachter gehen davon aus, dass die Richter eine Volksbefragung als verfassungswidrig einstufen werden.

Am Devisenmarkt steigt das Pfund zum Euro auf neue Zweijahreshochs, weil nun statt Schottland wieder die erwartete Zinswende in Großbritannien in den Blick gerät bei einer gleichzeitig immer lockereren Geldpolitik der EZB. Auch gegen den Dollar legt das Pfund auf ein Zweiwochenhoch zu. Der Euro gerät erneut unter Abgabedruck und fällt auf 1,2863 Dollar zurück. Die Commerzbank spricht von einem perfekten Sturm für die Gemeinschaftswährung und geht davon aus, dass der Euro im kommenden Jahr auf 1,20 Dollar abwerten wird.

Auf der Gewinnerseite stehen britische Aktien, die unter einem "Yes" zu einem unabhängigen Schottland gelitten hätten. Dazu gehören britische Öl- und Gasunternehmen sowie ihre Ausrüster und die in London notierten Finanzdienstleister. Royal Bank of Scotland (RBS) gewinnen 3,1 Prozent und BG Group 1,1 Prozent. Die Aktie des Rüstungskonzerns BAE Systems steigt 0,9 Prozent. Im Fall einer schottischen Unabhängigkeit hätten BAE und das britische Verteidigungsministerium vor der schwierigen Frage gestanden, ob die Produktion von Kriegsschiffen von Schottland zurück nach England zu verlegen wäre.

Im DAX steigt die Aktie der Deutschen Bank um 1,3 Prozent. Grund ist ein neuer Entwurf des Bundesfinanzministeriums, über den die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet und der eine lockerere Handhabung des Trennbankensystems vorsieht als die bisherigen Entwürfe. Unter anderem müsste bei Geschäften mit Hedgefonds weniger Kapital vorgehalten werden. Außerdem gilt die Deutsche Bank als Gewinner der neuen DAX-Verkettung, die am Abend umgesetzt wird. Das Gewicht ihrer Aktien im DAX steigt dann deutlich auf knapp 4,4 Prozent von knapp 3,5 Prozent.

Neben den Gewichtungsveränderungen geraten zum Börsenschluss auch neue Zusammensetzungen vieler Indizes in den Blick. Beispielsweise ersetzen im Euro-Stoxx-50 Nokia die Aktien von CRH. In den TecDAX steigen die Papiere der RIB Software auf, in den MDAX Deutsche Annington und Kion.

Siemens bleiben mit plus 0,3 Prozent hinter der Gesamtmarktentwicklung zurück. Die Münchener sollen ein Gebot für Dresser-Rand vorbereiten. Am Donnerstag wurde bekannt, dass Dresser-Rand mit dem Schweizer Sulzer-Konzern Fusionsgespräche führt. Die Aktie von Sulzer verliert 3 Prozent, da die Schweizer ihr Gebot aufbessern müßten, um zum Zuge zu kommen. Dresser-Rand ziehen dagegen an. Im TecDAX brechen dagegen Singulus um 15,2 Prozent ein. Das Unternehmen hat wieder einmal eine Gewinnwarnung veröffentlicht.

Auf den SAP-Kurs drückt die Übernahme von Concur für 8,3 Milliarden Dollar. Die Reaktionen darauf fallen im Aktienhandel zwar weniger kritisch aus als auf die entsprechenden Spekulationen vor einigen Wochen. Der Kaufpreis gilt aber weiterhin als zu hoch, deshalb fällt der Kurs um 3,2 Prozent. Der Kauf von Concur durch SAP ändert aber nichts an der grundsätzlich positiven Einschätzung der Kepler-Analysten, die ihre Kaufempfehlung bestätigen. Strategisch sei der Zukauf sinnvoll. Synergien sehen die Analysten darin, dass die meisten der 216.000 SAP Kunden Concur bisher nicht nutzten.

Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

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