Alt 16.09.14, 12:25
Standard Anleger an den Aktienmärkten halten sich bedeckt
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Die europäische Börsen liegen am Dienstagmittag knapp im Minus. Die Nachricht, wonach sich die Lage im Konflikt zwischen Russland und der Ukraine entspannen könnte, sorgt aber für eine leichte Stütze. Das ukrainische Parlament hat ein Gesetz verabschiedet, das den Regionen im Osten des Landes eine größere Autonomie zugesteht. Daneben wurde ein Amnestiegesetz für Teile der Rebellen verabschiedet. Ein Händler spricht von ermutigenden Signalen.

Der DAX verliert 0,4 Prozent auf 9.621 Punkte, das Tagestief lag bei 9.594 Punkten. Für den Euro-Stoxx-50 geht es um 0,4 Prozent auf 3.217 Punkte nach unten. Die Börse in Moskau hat mit der Nachricht aber deutlich gedreht und gewinnt nun fast 1 Prozent nach einem anfänglichen Minus von 1 Prozent. Auch der Rubel kann sich etwas erholen, nachdem er zunächst erneut auf ein Rekordtief abgerutscht war, belastet von Aussagen des russischen Finanzministers über einen beschleunigten Kapitalabfluss aus Russland.

Leicht positiv wird an den Finanzmärkten gewertet, dass sich die Konjunkturerwartungen von Finanzanalysten und institutionellen Investoren für Deutschland im September weniger eingetrübt haben, als von Ökonomen befürchtet. Die aktuelle Lagebeurteilung fiel allerdings überraschend schlecht aus, was in Zusammenhang mit der Sanktionsspirale zwischen dem Westen und Russland stehen dürfte.

Viele Investoren schauen derweil vor der Fed-Entscheidung dem Geschehen überwiegend von der Seitenlinie zu. Händler sprechen von der berühmten Ruhe vor dem Sturm. Die Ergebnisse der Sitzung des Offenmarktausschusses der US-Notenbank werden am Mittwochabend veröffentlicht. Mit dem wohl im Oktober auslaufenden Anleihekaufprogramm stellt sich die Frage, wann die US-Währungshüter erstmalig die Leitzinsen erhöhen. Analysten schließen nicht aus, dass Fed-Chefin Janet Yellen ihre Wortwahl ändern wird und die erste Zinserhöhung in den kommenden Monaten konkreter werden dürfte.

Den Dollar dürfte das stützen, Aktien- und Rentenmarkt zumindest kurzfristig belasten. Aktuell gibt die US-Devise nach ihren vorangegangenen deutlichen Gewinnen auf breiter Front aber etwas nach. Umgekehrt steigen am Anleihemarkt die Kurse bzw. sinken die Renditen wieder, nachdem sie zuletzt deutlicher gestiegen waren.

Auf der Verliererseite am Aktienmarkt stehen die Technologiewerte, deren Branchenindex um 1,0 Prozent fällt. In den USA hatten die Technologiewerte ebenfalls schwach notiert, auch weil einige Anleger in den Depots Platz für die neuen Aktien aus dem Börsengang von Alibaba geschaffen haben dürften. Zu den Verlusten heißt es an anderer Stelle aber auch, dass der Technologie-Index seit Mitte August um 9 Prozent gestiegen sei, so dass es nun zu Gewinnmitnahmen komme.

Etwas gestützt wird die Stimmung von der kursierenden Übernahmefantasie. Nach den Bierbrauern am Montag wird sie diesmal genährt von der Telekom-Branche mit dem Übernahme-Angebot von Orange für die spanische Jazztel. Der Jazztel-Kurs, der am Montag im späten Handel um 10,6 Prozent auf 12,045 Euro nach oben gesprungen war, bevor die Aktie ausgesetzt wurde, setzt seine Rally mit einem Plus von 5,8 Prozent fort. Mit 12,74 Euro liegt er nur noch knapp unter dem von Orange gebotenen Preis von 13 Euro. Orange verlieren 1,6 Prozent.

Ins Bild der Konsolidierung im Sektor passt die Kapitalerhöhung von United Internet zur Finanzierung des jüngsten Kaufs des Glasfaserspezialisten Versatel. Der Kurs fällt um knapp 7 Prozent. J.P. Morgan nennt in einer Studie zur Konsolidierung im Telekomsektor unter anderen United Internet als erste Wahl für Übernahmen bei alternativen Anbietern.

In London geben Thomas Cook nach einem aktualisierten Ausblick um 6,5 Prozent nach. Das Unternehmen leide besonders im deutschen Geschäft unter der geopolitischen Lage, so ein Marktteilnehmer zu neuen Geschäftszahlen. Der Pilotenstreik bei der französischen Fluggesellschaft Air France hat sich am zweiten Tag noch verschärft. Nachdem am Montag jeder zweite Flug ausgefallen war, wurden für Dienstag nach Konzernangaben 60 Prozent der Flüge gestrichen. An der Börse verliert die Aktie um 3,8 Prozent. Lufthansa profitieren nicht vom abgesagten Streik der Piloten. Sie geben um 0,6 Prozent nach. Der Sektor-Index der europäischen Reiseunternehmen notiert ein knappes Prozent leichter.

Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

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