Alt 08.09.14, 22:26
Standard Freiheitsdrang der Schotten verunsichert
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Die Möglichkeit eines schon bald unabhängigen Schottlands drückte am Montag auf das britische Pfund und die Londoner Aktienkurse. In einer am Samstag veröffentlichten Umfrage lagen die Unterstützer einer schottischen Unabhängigkeit erstmals vor den Gegnern. Der Stimmungswechsel vor dem am 18. September anstehenden Referendum zeigt die Möglichkeit eines Wahlausgangs auf, der noch vor Wochen undenkbar erschien. Der FTSE-100 verlor 0,3 Prozent auf 6.835 Punkte. Der Euro-Stoxx-50 gab 0,2 Prozent auf 3.268 nach. Der DAX schaffte ein leichtes Plus von 0,1 Prozent.

Auch Unsicherheiten etwa mit Blick auf die zukünftige Währung haben den Zulauf ins "Ja"-Lager nicht verhindern können. London hat deutlich gemacht, dass es eine von den Schotten gewollte Währungsunion mit Großbritannien nicht geben wird. Laut Berenberg ist die Drohung von Westminster kein Bluff. Dennoch versucht die britische Regierung, den Schotten einen Verbleib in Großbritannien schmackhaft zu machen. Sie versprach neue Machtbefugnisse für Schottland in den Bereichen Steuern, Ausgaben und Sozialstaat, sofern es im Vereinigten Königreich verbleibe.

Die Berenberg Bank geht weiter davon aus, dass sich die Schotten am 18. September mehrheitlich für den Verbleib in Großbritannien entscheiden werden. Die Risiken seien allerdings gestiegen, was zu weiteren Verwerfungen an den Finanzmärkten führen könnte. Am Devisenmarkt ging das Pfund auf Talfahrt gegen Dollar und Euro. Die britische Währung fiel gegen die US-Währung auf ein Jahrestief von 1,6103. Gegen den Euro verlor das Pfund auf 1,2471 nach Ständen von über 1,26 am Freitag. "Bisher war kaum Unsicherheit über den Ausgang des Referendums eingepreist", warnt die Commerzbank.

Am Londoner Aktienmarkt sorgte die neue Umfrage aus Schottland für Vorsicht. Vor allem britische Bankenaktien wurden verkauft. Titel von Royal Bank of Scotland verloren 1,3 Prozent, für Lloyds ging es 2,4 Prozent nach unten. Eine Neubewertung der künftigen schottischen Währung könnte laut Beobachtern zur Folge haben, dass Anleger Depots bei schottischen Banken räumen - was wiederum die Aktienkurse schottischer Geldhäuser unter Druck setzen dürfte. Papiere des schottischen Vermögensverwalters Aberdeen Asset Management gaben 1,2 Prozent nach.

"Der Markt sorgt sich darum, wie es mit den Staatsschulden weiter geht", sagte ein Händler. Sie müssten bei einer Unabhängigkeit Schottlands neu aufgeteilt werden, und da dürfte Streit vorprogrammiert sein. Außerdem dürften die Schotten höhere Zinsen bezahlen müssen, also einen Risikoaufschlag gegenüber den derzeitigen britischen Schuldenpapieren. Auch die Aktien des schottischen Versorgers SSE gaben um 2,3 Prozent nach. Hier drohen laut Händlern im Fall einer Abspaltung Schottlands geringere oder gar ausfallende Subventionen aus London.

Die Aktien der Öl- und Gasfirmen fassten Marktteilnehmer am Montag ebenfalls nur mit Samthandschuhen an. Die Aktie von BG Group, einer der Marktführer in Großbritannien, verlor 0,8 Prozent. Der Konzern fördert aus 15 Öl- und Gasfeldern in der Nordsee, und da könnte es künftig Streit geben, wem diese gehören. 15 bis 20 Prozent der weltweiten Förderung von BG kommen aus der Nordsee. Die Aktien der Öl- und Gas-Service-Gesellschaft Wood Group gaben 1,2 Prozent nach.

Im DAX war es dagegen ruhig. adidas ist jüngst beim Absatz von Sportschuhen und -bekleidung in den USA erstmals auf Platz drei gefallen hinter Nike und Under Armour. Das drückte laut Händlern etwas auf den Aktienkurs, der um 0,2 Prozent nachgab. Bei den deutschen Nebenwerten stiegen Fielmann, Klöckner & Co sowie Deutsche Wohnen. Zu diesen drei Titeln waren positive Analystenkommentare veröffentlicht worden.

Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

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