Alt 08.09.14, 12:41
Standard Schottischer Stimmungswandel drückt die Kurse
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Die Aussicht auf eine bald mögliche Unabhängigkeit Schottlands drückt am Montagmittag auf das britische Pfund und die Londoner Aktienkurse. In einer am Samstag veröffentlichten Umfrage lagen die Unterstützer einer schottischen Unabhängigkeit erstmals vor den Gegnern. Der Stimmungswechsel vor dem am 18. September anstehenden Referendum zeigt die Möglichkeit eines Wahlausgangs auf, der noch vor Wochen undenkbar schien. Der FTSE-100 verliert 0,9 Prozent auf 6.796 Punkte. Der Euro-Stoxx-50 gibt 0,4 Prozent auf 3.263 nach. Der DAX hält sich mit einem Minus von 0,1 Prozent auf 9.737 Punkte noch recht gut.

Auch Unsicherheiten etwa mit Blick auf die zukünftige Währung hat den Zulauf ins "Ja"-Lager nicht verhindern können. London hat deutlich gemacht, dass es eine von den Schotten gewollte Währungsunion mit Großbritannien nicht geben wird. Laut Berenberg ist die Drohung von Westminster kein Bluff. Dennoch versucht die britische Regierung, den Schotten einen Verbleib in Großbritannien schmackhaft zu machen. Sie versprach neue Machtbefugnisse für Schottland in den Bereichen Steuern, Ausgaben und Sozialstaat, sofern es im Vereinigten Königreich verbleibt.

Die Berenberg geht weiter davon aus, dass sich die Schotten am 18. September mehrheitlich für den Verbleib in Großbritannien entscheiden werden. Die Risiken seien allerdings gestiegen, was zu weiteren Verwerfungen an den Finanzmärkten führen könnte. Am Devisenmarkt geht das Pfund auf Talfahrt gegen Dollar und Euro. Die britische Währung gibt gegen die US-Währung 0,4 Prozent auf 1,6115 Dollar nach. Gegen den Euro geht es für das Pfund 0,4 Prozent auf 1,2444 nach unten. "Bisher war kaum Unsicherheit über den Ausgang des Referendums eingepreist", warnt die Commerzbank.

Am Londoner Aktienmarkt sorgt die neue Umfrage aus Schottland für Vorsicht. Vor allem britische Bankenaktien werden verkauft. Titel von Royal Bank of Scotland verlieren 3,3 Prozent, für Lloyds Banking geht es 3,2 Prozent nach unten. Eine Neubewertung der künftigen schottischen Währung könnte laut Beobachtern zur Folge haben, dass Anleger Depots bei schottischen Banken räumen - was wiederum die Aktienkurse schottischer Geldhäuser unter Druck setzen dürfte. Papiere des schottischen Vermögensverwalters Aberdeen Asset Management verlieren 1,1 Prozent.

"Der Markt sorgt sich darum, wie es mit den Staatsschulden weiter geht", sagt ein Händler. Sie müssten bei einer Unabhängigkeit Schottlands neu aufgeteilt werden, und da dürfte Streit vorprogrammiert sein. Außerdem dürften die Schotten höhere Zinsen bezahlen müssen, also einen Risikoaufschlag gegenüber den derzeitigen britischen Schuldenpapieren. Die Aktien des schottischen Versorgers SSE geben um 2,6 Prozent nach. Hier drohen laut Händlern im Fall einer Abspaltung Schottlands geringere oder gar ausfallende Subventionen aus London.

Die Aktien der Öl- und Gasunternehmen fassen Marktteilnehmer ebenfalls nur mit Samthandschuhen an, auch wenn die Verluste überwiegend etwas weniger stark ausfallen als die der Finanztitel. Die Aktie von BG Group, einem der Marktführer in Großbritannien, verlieren 2 Prozent. Der Konzern fördert aus 15 Öl- und Gasfeldern in der Nordsee, und da könnte es künftig Streit geben, wem diese gehören. 15 bis 20 Prozent der weltweiten Förderung von BG kommen aus der Nordsee. Die Aktien der Öl- und Gas-Service-Gesellschaft Wood Group geben 3 Prozent nach.

Im DAX ist es dagegen ruhig. adidas ist jüngst beim Absatz von Sportschuhen und -bekleidung in den USA erstmals auf Platz drei gefallen hinter Nike und Under Armour. Das drückt laut Händlern etwas auf den Aktienkurs, der um 0,8 Prozent nachgibt. Bei den deutschen Nebenwerten steigen Fielmann, Klöckner & Co sowie Deutsche Wohnen. Zu diesen drei Titeln sind positive Analystenkommentare veröffentlicht worden. Im TecDAX ziehen Software 1,6 Prozent nach einem Analystenkommentar an.

Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

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