Alt 22.05.17, 09:17
Standard Freundlich - Konjunkturzuversicht verdrängt Trump-Malus
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TOKIO/SCHANGHAI (Dow Jones)--Im Sog guter Vorgaben von der Wall Street sind die ostasiatischen Aktienmärkte freundlich in die neue Woche gegangen. Der positiven Grundstimmung tat auch ein neuerlicher Raketenabschuss Nordkoreas keinen Abbruch, und auch etwas hinter den Erwartungen gebliebene Exporte Japans standen höheren Kursen nicht im Weg; immerhin stiegen die japanischen Exporte dennoch den fünften Monat in Folge.

Die innenpolitischen Querelen um US-Präsident Donald Trump in den USA seien etwas in den Hintergrund gerückt, zumal sich der US-Präsident auf seiner ersten Auslandsreise befinde, hieß es. Für Zuversicht sorgten auch weiter anziehende Ölpreise. Sie profitierten davon, dass sich der saudische Ölminister überzeugt davon geäußert hatte, dass die Opec bei ihrer Sitzung am Donnerstag die zwischen Saudi-Arabien und Russland vorvereinbarte Verlängerung der Förderdrosselung um neun Monate vollumfänglich beschließen wird.

Der Nikkei-Index in Tokio schloss 0,4 Prozent höher mit 19.678 Punkten, der Kospi in Seoul legte um 0,6 Prozent zu und in Sydney ging es nach der jüngsten etwas ausgeprägteren Schwäche sogar um 0,8 Prozent nach oben, auf Tagessicht so stark wie zuletzt vor sechs Wochen. Hier stützten Kursgewinne im Rohstoffkomplex, aber auch Aktien aus dem Finanzsektor zeigten sich erholt.

Schanghai schert nach unten aus

Auch in Hongkong ging es deutlicher nach oben. Mit einem Anstieg um 0,9 Prozent im späten Geschäft segelte der HSI knapp unter dem jüngsten 22-Monatshoch. Hier sei der Aufwärtstrend intakt, deshalb habe das Minus der Börse in Schanghai nicht weiter gestört, so Teilnehmer. Schwergewichte wie Tencent oder Cathay Pacific gewannen 2,4 bzw 1,9 Prozent. Letztere erhielten Auftrieb von der Ankündigung, durch den Abbau von 600 Stellen die Kosten senken zu wollen. Es ist die erste Stellenkürzung bei der Fluglinie seit 20 Jahren, nachdem zuletzt erstmals seit 8 Jahren wieder ein Verlust im Gesamtgeschäftsjahr angefallen war.

Hinterher hinkten in Hongkong Papiere aus dem Immobiliensektor. Sie litten Teilnehmern zufolge unter neuen regulatorischern Maßnahmen mit dem Ziel, eine Überhitzung des Sektors zu vermeiden. So müssen Banken bei der Vergabe von Hypothekenkrediten nun eine Obergrenze von 10 Prozent der Kreditsumme im Verhältnis zum Immobilienwert berücksichtigen.

Ausreißer nach unten war wieder einmal die Börse in Schanghai. Dort ging es 0,5 Prozent abwärts auf 3.076 Punkte. Auf die Stimmung drückte, dass die Regulierungsbehörden dem Broker Sealand Securities bestimmte Geschäfte untersagt haben wegen angeblicher vorgetäuschter Anleihegeschäfte. Sealand Securities verloren 5,6 Prozent.

In Indonesien folgte der Rally von 2,6 Prozent im Spätgeschäft am Freitag ein weiteres Plus von 0,4 Prozent. Standard & Poor's hatte am Freitag den Schulden des Landes eine bessere Note von BBB- nach zuvor BB+ gegeben und billigt Indonesien damit nun den Status Investment-Grade zu. Damit werden Schuldtitel des Landes für bestimmte Anlegerkreise erst kaufbar, was in der Regel eine geringere Zinsbelastung zur Folge hat.

Milliardenfonds sorgt für Kursfantasie bei Softbank

Für die viel beachtete Softbank-Aktie ging es in Tokio um 1,9 Prozent nach oben. Für Fantasie sorgte, dass die Softbank-Gruppe und der Staatsfonds von Saudi-Arabien einen bereits angekündigten 100 Milliarden US-Dollar schweren Technologiefonds nun offiziell ins Leben gerufen haben. Softbank zufolge verfügt der Fonds bereits über 93 Milliarden an zugesichertem Kapital.

Softbank-CEO Masayoshi Son hatte US-Präsident Trump versprochen, 50 Milliarden Dollar aus dem Fonds in US-Startups zu investieren und 50.000 Arbeitsplätze zu schaffen. Trump hatte dies als Beweis reklamiert, dass seine Präsidentschaft Arbeitsplätze in den USA schafft. Mit dem neuen Fonds entsteht ein mächtiger Akteur auf dem Beteiligungsmarkt, der bislang eher von westlichen Bankern und Private-Equity-Firmen dominiert ist.

Unter weiteren Einzelwerten verlieren WH Group in Hongkong 0,9 Prozent nach dem Ausstieg eines Großaktionärs bei dem weltweit größten Produzenten von Schweinefleisch. Chinesische Ölaktien profitierten neben dem steigenden Ölpreis auch davon, dass China zu mehr privaten Investitionen in den Sektor aufgerufen hat. Laut Nomura-Analyst Gordon Kwan ist das sehr positiv, weil es das Ausgabengebaren bei den betreffenden Unternehmen disziplinieren dürfte und letztlich für eine höhere Profitabilität sorgen dürfte. Petrochina, Sinopec und Cnooc gewannen bis zu 1,5 Prozent.

WTI-Ölpreis stabil oberhalb 50-Dollar-Marke

Am Ölmarkt verteuerte sich Brentöl um weitere 0,7 Prozent auf 53,96 Dollar. Das ist der höchste Stand seit Mitte April, nachdem die Ölpreise in den vergangenen beiden Wochen um rund 9 Prozent zulegten. US-Öl der Sorte WTI hält sich über der psychologisch wichtigen 50er Marke, die es am Freitag seit längerem erstmals wieder überwunden hatte.

Am Devisenmarkt erholte sich der Dollar wieder etwas. Er hatte am Freitag auf breiter Front zur Schwäche tendiert, belastet vor allem von der Skandalserie um US-Präsident Trump. Der Dollar-Index lag zuletzt 0,2 Prozent höher.

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May 22, 2017 03:33 ET (07:33 GMT)

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