Alt 20.05.17, 07:38
Standard Erholung nach Trump-Querelen gewinnt Fahrt - Dollar fällt
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NEW YORK (Dow Jones)--Die Stabilisierung der Aktienkurse an der Wall Street hat sich am Freitag verfestigt. Die Akteure an den Finanzmärkten besannen sich wieder etwas mehr auf die Fundamentaldaten und die positiven Aussichten für die US-Konjunktur, während sich die politischen Wogen zumindest etwas glätteten. Für Optimismus sorgten auch die weiter anziehenden Öl- und Rohstoffpreise.

"Auch wenn die Schlagzeilen unverändert vom politischen Drama in Washington bestimmt werden, ist die eigentliche Nachricht seit gestern mit den wöchentlichen Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe auf einem Dreimonatstief, dass sich der US-Arbeitsmarkt weiter verbessert", sagte Chefanalyst Johnny Bo Jakobsen von Nordea. Auch der Philadelphia-Fed-Index für Mai war besser ausgefallen als gedacht, worauf am Vortag bereits eine zaghafte Erholung einsetzte.

Der Dow-Jones-Index gewann 0,7 Prozent auf 20.805 Punkte, der S&P-500 zog ebenfalls um 0,7 Prozent an und der Nasdaq-Composite erholte sich um weitere 0,5 Prozent. Im Verlauf waren die Gewinne schon größer gewesen, ehe die Anleger im späten Geschäft etwas der Mut verließ. Auf Wochensicht gaben die Indizes trotz der Erholung nach, worin sich widerspiegelt, dass die Hoffnung einen Dämpfer bekommen hat, dass der politisch angeschlagene US-Präsident seine Versprechen Steuerreform und Infrastrukturprogramm in absehbarer Zeit wird umsetzen können.

Umgesetzt wurden 1,03 (Donnerstag: 1,02) Milliarden Aktien. Den 2.245 (1.517)Kursgewinnern standen an der NYSE 764 (1.462) -verlierer gegenüber, während 94 (130) Titel unverändert schlossen.

"In den vergangenen beiden Tagen hat sich der Nachrichtenzyklus von einem infernoartigen Großbrand weg entwickelt hin zu einem normalen Feuer und das hilft den Märkten, sich nun zu beruhigen", kommentierte Tom Siomades von der Investment Consulting Group die Entwicklung.

Dollar knickt ein - Euro knackt 1,12er Marke

Am Devisenmarkt ging das nervöse Auf und Ab weiter. Hier dominierte Vorsicht angesichts der politischen Entwicklung. Hatte der US-Dollar am Vortag zunächst noch seitwärts tendiert, um dann im späten Geschäft plötzlich deutlich zuzulegen, gingen diese Gewinne am Freitag wieder mehr als verloren. Ablesen ließ sich die breite Schwäche des Dollar am Dollarindex, der um 0,8 Prozent absackte. Der Euro kletterte auf zuletzt 1,1204 Dollar nach Wechselkursen knapp unter der Marke von 1,11 am Vorabend.

Zuletzt lag der Euro am 9. November 2016 über 1,12 Dollar, als die Anleger an den Finanzmärkten in einer ersten Reaktion auf den überraschenden Wahlsieg Donald Trumps aus dem Dollar flüchteten, ehe sich dann rasch eine andere Sichtweise durchsetzte und der Dollar in den Wochen danach nach oben tendierte.

Manche Marktbeobachter brachten den schwächeren Dollar auch in Zusammenhang mit Aussagen von US-Notenbanker James Bullard, wonach der Plan, die Zinsen in diesem Jahr noch zweimal zu erhöhen, angesichts des zuletzt etwas verlangsamten US-Wachstums "übermäßig aggressiv" erscheinen könne.

Der schwächere Dollar bedeutete unterdessen Rückenwind für die Exportunternehmen in den USA, mithin für deren Aktienkurse, aber auch für die in Dollar gehandelten Rohstoffpreise.

Am Rentenmarkt kehrte wieder mehr Ruhe ein. Den zweiten Tag in Folge kamen die Notierungen nach dem Trump-Schrecken leicht zurück, die Renditen stiegen also. Auch weil sich an der allgemeinen Erwartungshaltung einer nächsten US-Zinserhöhung im Juni trotz der Trump-Turbulenzen nichts Wesentliches geändert hat. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen legte minimal zu auf 2,23 Prozent zu.

US-Öl über 50-Dollar-Marke

Die weiter steigenden Erdölpreise führten Markteilnehmer in erster Linie auf Spekulation zurück, dass sich die Opec-Länder in der kommenden Woche dem Vorschlag Russlands und Saudi-Arabiens anschließen und eine zeitliche Verlängerung der Förderkürzung zur Stützung der Preise beschließen werden. Dass die Zahl der aktiven Erdölförderanlagen in den USA in der zurückliegenden Woche zum 18. Mal in Folge gestiegen, wie die freitägliche Erhebung des Erdöl-Service-Unternehmens Baker Hughes im späten Handel zeigte, sorgte nur kurz für etwas abbröckelnde Preise. US-Öl der Sorte WTI verteuerte sich im Vergleich zum Vortag um 2 Prozent auf 50,35 Dollar und im Vergleich zur Vorwoche um über 5 Prozent.

Das Gold profitierte etwas vom schwächeren Dollar und machte einen Teil der Vortagesverluste wieder wett mit einem Plus von 0,7 Prozent auf 1.254 Dollar im späten US-Handel. Über die ganze Woche betrachtet profitierte das Gold von seinem Ruf als sicherer Hafen in Unsicherheitsphasen und verteuerte sich um rund 2 Prozent.

Deere sorgt für Sektoreuphorie

Am Aktienmarkt zog der Kurs des zyklischen Land- und Baumaschinenherstellers Deere & Co um 7,3 Prozent an. Deere schlug die Markterwartungen bei Umsatz und Ergebnis in der abgelaufenen Periode klar und hob zudem den Ausblick an. Darauf machte sich auch bei anderen Aktien von Unternehmen mit dem Geschäftsschwerpunkt Landwirtschaft Optimismus breit. Der Kurs des Maschinenbauers und Investititionsgüterherstellers CNH Industrial stieg um 5,5 Prozent. Die Aktie des Landmaschinenherstellers AGCO kletterte um 3,9 Prozent. CF Industries verteuerten sich um 4,2 und Mosaic um 3,5 Prozent - beide Unternehmen stellen Düngemittel her. Der Kurs des Bewässerungsspezialisten Lindsay legte um 2,2 Prozent zu.

Dynegy schossen um gut 25 Prozent in die Höhe. Für den hoch verschuldeten Versorger gibt es offenbar Interesse seitens Vistra Energy. Aus einem Zusammengehen entstünde einer der größten unabhängigen Stromerzeuger der USA. Vistra legten um 1,6 Prozent zu.

Gap büßten 3,9 Prozent ein. Der Bekleidungseinzelhändler hatte mit dem flächenbereinigten Umsatzwachstum die Erwartungen der Analysten zwar übertroffen, allerdings rechnet Gap nur noch mit einer unveränderten Anzahl von Ladengeschäften, zuvor war noch ein Anstieg in Aussicht gestellt worden.

Kurseinbruch bei Foot Locker

Applied Materials verbesserten sich um 0,4 Prozent. Die Ergebnisse für das zweite Geschäftsquartal übertrafen die Erwartungen des Marktes, ebenso der Ausblick. Gleiches galt für den Einzelhändler Ross Stores. Dessen Aktie stieg um 1,9 Prozent. Campbell Soup gaben dagegen nach schwachen Geschäftszahlen um 2,0 Prozent nach.

Nach verfehlten Markterwartungen im ersten Quartal brachen die Titel des Sportartikelherstellers Foot Locker um 16,7 Prozent ein. Erst am Dienstag hatten enttäuschende Geschäftszahlen von Dick's Sporting Goods für teils starke Kursverluste bei Aktien von Sportartikelherstellern und -verkäufern gesorgt. Dick's verloren nun 1,4 Prozent.

Für Autodesk ging es dagegen um 14,7 Prozent aufwärts. Das Softwareunternehmen erntet den neuen Geschäftszahlen zufolge immer stärker die Früchte aus dem Umstieg auf die Cloud.

Mitarbeit: Barbara Kollmeyer und Florian Faust

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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May 19, 2017 16:12 ET (20:12 GMT)

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