Alt 16.05.17, 21:58
Standard Politische Unsicherheit dämpft Rekordlaune
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NEW YORK (Dow Jones)--Nach dem freundlichen Wochenauftakt hat am Dienstag die Politaffäre um die mögliche Weitergabe von Geheiminformationen durch Präsident Donald Trump an Russland am US-Aktienmarkt für einen kleinen Stimmungsdämpfer gesorgt. Gleichwohl ging davon kein Druck auf die Aktienkurse aus und S&P-500 und Nasdaq-Composite markierten im frühen Handel sogar neue Allzeithochs, wenn auch nur sehr knapp über den alten. Weiter für Unterstützung auf dem Rekordniveau sorgten die Ölpreise, die ihre kräftigen Vortagesgewinne weitgehend verteidigten.

Der Dow-Jones-Index gab am Ende minimal nach auf 20.980 Punkte, der S&P-500 gab um 0,1 Prozent nach und der Nasdaq-Composite legte um 0,3 Prozent zu. Umgesetzt wurden 792 (Montag: 849) Millionen Aktien. Den 1.335 (2.225) Kursgewinnern standen an der NYSE 1.626 (741) -verlierer gegenüber, während 138 (124) Titel unverändert schlossen.

Hauptthema an den Finanzmärkten war die Politik. Hier droht Ungemach angesichts von Berichten, US-Präsident Donald Trump könnte Geheimdienstinformationen an Russland weitergegeben haben. Er habe mit Russland "Fakten betreffend Terrorismus und Airline-Flugsicherheit" geteilt, schrieb Trump darauf auf Twitter. Dazu habe er ein "absolutes Recht". Im politischen Washington war von einer Glaubwürdigkeitskrise die Rede.

"Bedenkt man die politischen Auswirkungen für den Markt, könnte es für Trump nun sehr viel schwieriger werden, im Kongress die nötige Unterstützung für seine Fiskalpolitik zu finden, sollten die Berichte seine Beziehung zur republikanischen Partei untergraben", warnte Devisenstratege Piotr Matys von Rabobank. "Ohne Steuerreform wirkt der Markt überteuert", ergänzte in diesem Zusammenhang Portfolioverwalter Andrew Acheson von Pioneer Investments. Der Markt sei anfällig für Enttäuschungen, auch wenn es nur Verzögerungen bei den Steuerplänen von Trump geben sollte.

Trump schickt Dollar auf Sechsmonatstief

Am deutlichsten reagierte der Devisenmarkt auf die Vorwürfe gegen Trump. Der Dollar wertete auf breiter Front deutlich ab. Der ICE-Dollarindex büßte 0,8 Prozent ein. Der Euro ging im späten US-Geschäft mit 1,1089 Dollar nahe dem Tageshoch um, verglichen mit Wechselkursen klar unter der Marke von 1,10 am Vorabend. Damit war er so teuer wie seit November nicht mehr. Zuletzt eher mäßige US-Daten einerseits und überzeugende Daten aus der Eurozone andererseits wurden als weiterer Faktor für den gestiegenen Euro ins Feld geführt. Die EZB werde eher früher als später in den geldpolitischen Straffungszyklus eintreten, hieß es.

Der als sicherer Hafen geltende Anleihemarkt erhielt Zulauf angesichts der politischen Entwicklung, ebenso das Gold, das aber auch vom leichteren Dollar profitierte, weil damit Goldkäufe billiger werden für viele Akteure. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen sank um 2,5 Basispunkte auf 2,32 Prozent. Die Feinunze Gold verteuerte sich um 0,6 Prozent auf 1.237 Dollar.

Immobilienaktien werden verkauft

Wie schon am Vortag zeigten die Konjunkturdaten des Tages in der Breite kaum Einfluss auf die Indizes, zumal sie uneinheitlich ausfielen. Vom Immobilienmarkt kamen enttäuschende Signale, denn die US-Baubeginne sanken im April zum dritten Mal in vier Monaten, während Experten einen Anstieg erwartet hatten. Die Industrieproduktion wuchs dagegen mit der stärksten Rate seit drei Jahren und zudem viel deutlicher als gedacht. "Das dämpft die kursierenden Konjunktursorgen", sagte ein Marktteilnehmer.

Zu den Verlierern am Aktienmarkt gehörten Immobilienaktien. Sie bekamen Gegenwind von den enttäuschenden Immobiliendaten des Tages, aber auch davon, dass weitere US-Einzelhandelsunternehmen enttäuscht haben mit ihren Geschäftszahlen. Letzteres traf vor allem Aktien von Unternehmen, die Grundstücke besitzen bzw. verwalten, auf denen Einkaufszentren angesiedelt sind. Kimco Realty verloren 4,2 Prozent, Regency Centers Corporation 3,3 und Simon Property Group 1,3 Prozent.

Mit TJX wartete ein weitere Einzelhandelsunternehmen nach Macy's und Nordstrom in der Vorwoche mit schwachen Geschäftszahlen auf. TJX senkte zudem den Ausblick, was am Aktienmarkt mit einem Minus von 4,1 Prozent quittiert wurde. Staples fielen um 3,5 Prozent. Der Büroausstatter überzeugte zwar mit den Umsätzen, die Gewinnentwicklung hinkte dem aber hinterher. Home Depot übertraf dagegen die Erwartungen und hob die Gewinnprognose an. Die Aktien der Baumarktkette gewannen 0,6 Prozent.

Schwache Dick's-Zahlen belasten auch Sportartikelaktien

Schwache Umsätze von Dick's Sporting Goods wurden mit einem Kursminus von 13,7 Prozent abgestraft. Der flächenbereinigte Umsatz legte im ersten Quartal um 2,4 Prozent zu und verfehlte damit die erwarteten 3,5 Prozent klar. Die UBS stufte die Aktie daraufhin umgehend auf "Neutral" ab und spricht von einer "fragilen" wirtschaftlichen Lage des Unternehmens. Die Kurse der Sportartikelhersteller Nike und Under Armour verloren 1,8 bzw. 4,0 Prozent. Auch Columbia Sportswear, Finish Line, Hibbett Sports und Foot Locker standen deutlicher unter Druck.

Die Ford-Aktie reagierte nicht darauf, dass der Automobilhersteller laut Kreisen rund 10 Prozent seiner weltweiten Belegschaft abbauen will. Der Internetkonzern Yahoo will eigene Aktien zurückkaufen, der Kurs stieg darauf um 2,2 Prozent.

Ölmarkt beendet viertägige Gewinnserie

Am Erdölmarkt hielt die Zuversicht zunächst an, nachdem sich Russland und Saudi-Arabien auf eine Verlängerung der Förderbegrenzung verständigt haben; auch wenn die Zustimmung des Erdölkartells Opec am 25. Mai erst noch erfolgen muss. Im Späthandel kamen die Preise nach vier Tagen in Folge mit Aufschlägen aber etwas zurück. US-Leichtöl der Sorte WTI kostete mit 48,60 Dollar ein halbes Prozent weniger als am Montag.

Am Markt mehrten sich auch wieder kritische Stimmen über die Nachhaltigkeit der Produktionsdrosselung, denn zuletzt hatten Libyen, Nigeria und die USA die Produktion hochgefahren. Die Internationale Energie-Agentur (IEA) äußerte sich skeptisch gegenüber der geplanten Verlängerung der Förderbremse. Selbst wenn die im vergangenen Jahr vereinbarten Förderkürzungen verlängert würden, dürften sie nicht ausreichend sein, um die globalen Lagervorräte auf den erforderlichen Fünfjahresdurchschnitt zu senken, erklärte die IEA in ihrem Monatsbericht.

Mitarbeit: Victor Reklaitis und Florian Faust

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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May 16, 2017 16:14 ET (20:14 GMT)

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