Alt 12.05.17, 12:52
Standard Telekom-Konsolidierung überstrahlt Bilanzsaison
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FRANKFURT (Dow Jones)--Die Börsen in Europa konsolidieren auf Tuchfühlung mit ihren Jahreshochs. Doch fehlen momentan Impulse, die die Investoren so dicht am Kursgipfel weitere Aktienkäufe tätigen lassen könnten. Andererseits gibt es bisher auch keinen Grund, in größerem Umfang Gewinne mitzunehmen.

Eine Erkenntnis der aktuellen Berichtssaison ist, dass mit Stahl momentan kaum Geld zu verdienen ist. In der Telekombranche dauert unterdessen die Konsolidierung an: Zum Wochenschluss wurde eine deutsche Lösung bekannt. Im TecDAX warten sowohl Drillisch als auch United Internet mit kräftigen Kurssprüngen auf, nachdem United Internet ein Gebot für Drillisch abgegeben hat.

Der DAX legt am Mittag um 0,1 Prozent zu auf 12.727 Punkte zu, der Euro-Stoxx-50 liegt fast unverändert bei 3.624 Punkten. "Die Anleger versuchen zur Zeit, das goldene Mittelmaß bei den Bewertungen zu finden, da einerseits Firmengewinne und Wachstumsdaten gut aussehen, sich bei den Zentralbanken aber ein Konsens herauszubilden scheint, dass Zinsanhebungen der sinnvolle nächste Schritt wären", beschreibt Jochen Stanzl von CMC Markets die Pattsituation.

Am Devisenmarkt wie auch an den Rohstoffmärkten tut sich wenig. Am Nachmittag könnten Konjunkturdaten aus den USA etwas mehr Schwung in den breiten Markt bringen. Veröffentlicht werden der Michigan-Index für das Verbrauchervertrauen sowie die Verbraucherpreise und die Einzelhandelsumsätze. Das am Morgen gemeldete deutsche Wirtschaftswachstum im ersten Quartal ist derweil wie erwartet ausgefallen, es betrug im Jahresvergleich 1,7 Prozent und 0,6 Prozent zum Vorquartal.

Stahl- und Medienaktien im Fokus

Nach den Quartalszahlen der Stahlgrößen Thyssenkrupp und Arcelormittal geht es mit beiden Aktien kräftig bergab. Thyssen verlieren 2,6 Prozent, Arcelor 5,4 Prozent. Thyssen hat zwar die Prognose für das operative Ergebnis auf 1,8 von 1,7 Milliarden Euro angehoben; die Prognoseanhebung wie auch der gute Auftragseingang geraten aber in den Hintergrund, weil Thyssen nun im Gesamtjahr mit einem negativen Cashflow im mittleren dreistelligen Millionen-Euro-Bereich rechnet. Bisher hatte Thyssen einen leicht positiven Wert erwartet.

Der Kursverlust von Arcelormittal - trotz überraschend guter Gewinnkennziffern - ist nach Meinung der Berenberg-Analysten Ausdruck von Bedenken, was das zweite Quartal angeht. Die Aussicht auf ein gegenüber der Auftaktperiode im Großen und Ganzen stabiles Marktumfeld scheine am Aktienmarkt die Vermutung auszulösen, dass der Höhepunkt der Ergebnisentwicklung im ersten Quartal erreicht worden sei.

Konsolidierung lautet hingegen das zentrale Thema im Mediensektor. Vivendi bietet für Havas. Der Milliardär Vincent Bollore, der Vivendi kontrolliert, hielt zuletzt etwa 60 Prozent an Havas und mehr als 20 Prozent an Vivendi. Für Havas geht es um 9,3 Prozent nach oben. Vivendi meldete zudem für das erste Quartal einen Umsatzanstieg um 3,2 Prozent und ein bereinigtes Ergebnisplus von 57 Prozent, die Aktie steigt um 4,1 Prozent. Der Subindex des Mediensektors gewinnt 0,7 Prozent.

Gebot von United Internet für Drillisch sorgt für Begeisterung

Im deutschen Mobilfunksektor schlägt das Gebot von United Internet für Drillisch Wellen. United Internet bietet 50 Euro je Drillisch-Aktie und will Drillisch mit der Tochter 1&1 zusammenlegen. Drillisch soll als eigenständiges Unternehmen an der Börse bleiben. "Der Markt hat mit einem Übernahmeangebot für Drillisch gerechnet, nun ist es da", sagt ein Händler. Drillisch schießen um 8,8 Prozent auf 52,81 Euro deutlich über den Gebotspreis hinaus nach oben. United Internet springen um 12,4 Prozent an. Hintergrund der deutlichen Kursgewinne seien die in Aussicht gestellten hohen Synergien, heißt es im Handel.

Richemont fallen nach enttäuschenden Quartalszahlen um 4,4 Prozent zurück. Der Luxusgüterhersteller hat im abgelaufenen Geschäftsjahr einen massiven Gewinneinbruch erlitten. Im Sog von Richemont geben Swatch um 3,0 Prozent nach. "Richemont scheint das schwarze Schaf in der Luxusbranche zu sein und zeigt nach den tollen Zahlen von LVMH bis Kering, dass es nicht bei allen rund läuft", sagt ein Händler.

Sehr gut kommen die Zahlen von Hamburger Hafen (plus 2,6 Prozent) an. "Das Containergeschäft läuft", sagt ein Händler. Die Zahlen zeigten, dass die jüngst erfolgte Prognoseanhebung gerechtfertigt gewesen sei. "Die Perspektiven für die gesamte Branche haben sich deutlich verbessert", so der Experte weiter.

In der dritten Reihe profitieren Singulus mit plus 5,5 Prozent davon, dass der Maschinenbauer aufgrund eines hohen Kundeninteresses an seinen Fertigungsmaschinen kräftig steigende Umsätze und Erträge verzeichnet und die Verlustzone verlassen hat.

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May 12, 2017 07:01 ET (11:01 GMT)

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