Alt 27.04.17, 12:29
Standard Lokale Themen verdrängen Zweifel an US-Steuerreform
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TOKIO/SCHANGHAI (Dow Jones)--Trotz leicht negativer Vorgaben aus den USA hat die Mehrzahl der ostasiatischen Börsen am Donnerstag ein kleines Plus geschafft. Lokale Themen setzten sich gegen die Enttäuschung über die geplante US-Steuerreform durch, zu der US-Präsident Donald Trump am Mittwoch endlich einen Entwurf vorgelegt hatte. Nur anfangs kam es, wie am Vorabend an der Wall Street, zu kleineren Gewinnmitnahmen.

Beobachter bemängelten, der Entwurf sei nicht detailliert genug. Der Umfang der geplanten Steuersenkungen sei zugegebenermaßen gewaltig, sagte Vishnu Varathan, Volkswirt bei der Mizuho Bank. Er kritisierte aber, dass Trump Antworten auf die Frage nach der Gegenfinanzierung schuldig geblieben sei. "Die Kosten von schätzungsweise 5,5 Billionen Dollar in den kommenden zehn Jahren lassen die Nachhaltigkeit der Reform bezweifeln, selbst wenn sie genehmigt würde", so der Volkswirt.

Unter den wichtigeren Börsen der Region wies nur der Tokioter Aktienmarkt ein kleines Minus auf, nachdem die Bank of Japan (BoJ) ihre Geldpolitik am Donnerstag bestätigt hatte. Die Notenbanker äußerten sich optimistischer zu den Aussichten der heimischen Wirtschaft, nahmen aber ihre Inflationsprognose leicht zurück. Das habe den japanischen Aktienmarkt etwas belastet, sagten Beobachter. Der Nikkei-225-Index gab zum Handelsschluss um 0,2 Prozent nach auf 19.252 Punkte.

Samsung nach Zahlen gesucht

An der Börse in Seoul gewann der Leitindex Kospi 0,1 Prozent. In vielen Fällen kam es auch hier zu Gewinnmitnahmen, obwohl die Daten zum südkoreanischen Wirtschaftswachstum im ersten Quartal besser als erwartet ausgefallen waren. Stützend wirkte allerdings, dass das südkoreanische Handelsministerium seine diesjährige Exportprognose anhob.

Der Kospi wurde ferner gestützt vom Schwergewicht Samsung, das um 2,6 Prozent zulegte. Der Konzern hat im ersten Quartal den Nettogewinn um 46 Prozent gesteigert. Überdies ist das Thema Holdingstruktur vom Tisch. Samsung hat sich dagegen entschieden. Investoren und südkoreanische Gesetzgeber hatten in der Vergangenheit die Struktur des Unternehmens kritisiert, weil die kontrollierende Familie trotz einer relativ bescheidenen Beteiligung einen übergroßen Einfluss auf Südkoreas größtes Konglomerat ausüben kann.

Aktien anderer südkoreanischer Exportunternehmen schwächelten aber, nachdem die Landeswährung Won zum US-Dollar zugelegt hatte. Hyundai Motor ermäßigten sich um 2,7 Prozent. Der Kurs des Kosmetikherstellers Amorepacific erholte sich von anfänglichen Verlusten und stieg um 0,3 Prozent.

In Schanghai ging es mit den Kursen im Schnitt um 0,4 Prozent nach oben. Der Markt machte anfängliche Abgaben von gut 1 Prozent mehr als wett, nachdem eine Rede des chinesischen Präsidenten Xi Jinping dahingehend interpretiert worden war, dass strengere regulatorische Vorgaben zur Eindämmung von Spekulationen nicht zwangsläufig zu systemischen Risiken führen müssten. Furcht vor strengeren Vorschriften hatte zuvor den Markt belastet. Besonders chinesische Versicherungen waren in jüngster Zeit wegen ihrer Spekulationspraktiken ins Visier der Behörden geraten.

In Hongkong zeigte sich der Hang-Seng-Index im späten Handel 0,4 Prozent höher. Er wurde unter anderem gestützt von der Aktie des Versicherers AIA, die um gut 6 Prozent zulegte, nachdem das Unternehmen überzeugende Geschäftszahlen vorgelegt hatte. Der Kurs von Standard Chartered stieg um 5,6 Prozent. Die Bank hat im ersten Quartal einen deutlichen Rückgang bei Kreditausfällen verzeichnet und ihren Vorsteuergewinn nahezu verdoppelt. Gewinnmitnahmen drückten dagegen den Kurs des Casinobetreibers Wynn Macau um 2,7 Prozent, obwohl das Unternehmen starke Erstquartalszahlen vorgelegt hatte.

Die australische Börse stieg um 0,2 Prozent. Gesucht waren die Aktien der vier größten Banken des Landes, die zwischen 0,6 und 1 Prozent zulegten. Sie wurden von Erwartungen getragen, dass die Geldinstitute in der kommenden Woche gute Quartalszahlen vorlegen werden. Der Kurs des Gasförderers Santos brach hingegen um 5,5 Prozent ein. Origin Energy verbilligten sich um 3,6 Prozent. Die australische Regierung plant, den Export von Flüssiggas einzuschränken.

Am Rohstoffmarkt ging es mit den Ölpreisen etwas nach unten, nachdem Zweifel aufgekommen waren, dass Russland seine selbstauferlegte Fördermengenbegrenzung verlängern wird. Der Preis für ein Barrel Brent sank um 0,4 Prozent auf 51,59 Dollar.

Auch Gold war nicht gefragt. Die Steuersenkungspläne von US-Präsident Trump dämpften das Interesse an "sicheren Häfen", hieß es dazu. Die Feinunze ermäßigte sich im Vergleich zum späten US-Geschäft um 0,3 Prozent auf 1.265 Dollar.

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April 27, 2017 03:49 ET (07:49 GMT)

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