Alt 24.09.13, 12:08
Standard Börsen knapp im Plus
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Den Aktienmärkten fehlt es momentan an einer klaren Richtung. Weder die Wahlen am Wochenende in Deutschland, noch die US-Geldpolitik oder die Aussagen der Europäischen Zentralbank haben im Moment die Kraft, die Aktienmärkte zu bewegen. So halten die Investoren ihr Geld zunächst fest. An der Börse heißt es dann: Die Anleger schauen von der Seitenlinie zu. So hat das Kursbarometer DAX am Vormittag in einer vergleichsweise engen Spanne von nur 36 Punkten gehandelt. Am Mittag notiert der DAX mit einem Plus von 0,1 Prozent bei 8.647 Punkten. Der Euro-Stoxx-50 gewinnt 0,3 Prozent auf 2.916 Punkte.

Der ifo-Geschäftsklimaindex aus Deutschland verfehlte die Erwartung der Marktteilnehmer knapp. Dem DAX versetzte die Bekanntgabe zunächst einen kleinen Dämpfer, das Börsenbarometer erholte sich aber schnell wieder. Der ifo-Index legte im September auf 107,7 Punkte nach 107,5 Punkten im August zu. Im Konsens wurde ein Anstieg auf 108,0 Punkte erwartet. Am Nachmittag folgen dann aus den USA noch der Case-Shiller-Hauspreisindex sowie der Index des Verbrauchervertrauens.

Übergeordnet sorgt die Geldpolitik der US-Notenbank zunehmend für Verunsicherung bei vielen Akteuren. Die Fed hatte zuletzt wider Erwarten doch nicht ihre monatlichen Anleihekäufe von 85 Milliarden Dollar gedrosselt. Seitdem liefern Fed-Mitglieder in öffentlichen Auftritten unterschiedliche Signale darüber, wann es denn tatsächlich soweit sein könnte. Dazu wurden kritische Stimmen sogar innerhalb der Fed laut, die die Glaubwürdigkeit der Notenbank gefährdet sehen.

Auch am Dienstag werden sich wieder einige Notenbankvertreter zur Geldpolitik äußern. In Europa Yves Mersch, Jörg Asmussen, Vitor Constancio und Benoit Coeure sowie in den USA Sandra Pianalto und Esther George, die regionalen Fed-Chefinnen aus Cleveland und Kansas. "Derzeit ist der Chor zum Thema Tapering vielstimmig und sorgt für Verwirrung und damit Unsicherheit auf den Märkten", sagt Analyst Dirk Gojny von der National-Bank. Er fände es sinnvoll, wenn sich US-Notenbankchef Bernanke äußern würde, um mehr Transparenz in das Thema zu bringen.

Aber auch die Europäische Zentralbank wird nicht müde, den Märkten weitere Liquidität anzubieten. Nachdem EZB-Präsident Mario Draghi am Montag die Tür für einen weiteren Langfristtender weit öffnete, wiederholte der österreichische Notenbankpräsident Nowotny am Vormittag das Angebot. "Ich gehe davon aus, dass die EZB auf einer der kommenden Ratssitzungen einen Fahrplan für weitere Langfristtender vorlegt", so ein Zinshändler.

Die Ankündigung weiterer Liquiditätsspritzen von der europäischen Zentralbank verfehlte ihre Wirkung nicht. Der Euro tendiert gegenüber dem Dollar tendenziell leichter und fiel unter die Marke von 1,35. Die Renditen der europäischen Staatsanleihen kommen auf breiter Front zurück. So rentieren die Bundesanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren um 3 Basispunkte leichter bei 1,89 Prozent. Die spanischen und italienischen Pendants rentieren ebenfalls 3 Basispunkte leichter.

Da die Bundestagswahl Händlern zufolge an den Märkten abgehakt ist, rückt die Entwicklung in den USA wieder in den Vordergrund. Dort muss bis Ende September ein neuer Haushalt verabschiedet und - noch wichtiger - bis Mitte Oktober die Schuldenobergrenze angehoben werden, sonst droht den USA aufs neue die Zahlungsunfähigkeit. Die Grabenkämpfe zwischen Republikanern und Demokraten im US-Kongress dürften dies erschweren; und die Erfahrung zeigt, dass es erst in sprichwörtlich letzter Minute zu einer Einigung kommen könnte.

Unternehmensmeldungen bringen kräftig Bewegung in Einzelwerte. Die Aktie von Südzucker verliert 4,6 Prozent, nachdem steigende Rohstoffpreise und höhere Kosten für Absicherungen dem Unternehmen das zweite Geschäftsquartal versalzen haben. "Die höheren Kosten haben auf die Margen gedrückt, auch bei der Tochter Crop Energies über die Weizenpreise", sagt Walter Schneider von der LBBW.

Verluste von fast 13 Prozent verzeichnet die Aktie des Softwareherstellers PSI. Das im TecDAX gelistete Unternehmen hat seine Jahresprognose aufgrund von Einmalaufwendungen kassiert. PSI senkt die EBIT-Prognosen für 2014 und 2015 wegen erwarteter schwacher Investitionen der Energieversorger. Michael Schäfer, Analyst bei equinet, spricht von "sehr, sehr enttäuschenden" Nachrichten und stuft die Aktie auf "Reduce" von "Buy" herunter.

Für Kursabschläge von 2,0 Prozent sorgt eine Aktienplatzierung bei Deutsche Wohnen. Der Investor Blackstone hat Händlern zufolge seinen gesamten Anteil von 4,83 Prozent an dem Immobilienunternehmen, etwa 8,15 Millionen Aktien, verkauft. Der Preis je Aktie betrug laut Händlern 13,10 Euro und lag damit am unteren Ende der Angebotsspanne.

Bewegung ist auch in den Kursen von Telefonica und Telecom Italia zu beobachten. Die spanische Telefonica baut ihren Einfluss bei Telecom Italia aus. Am Ende könnte eine Fusion der beiden Telekomkonzerne stehen. Die Spanier haben ihren Anteil an der Holding-Gesellschaft Telco, die etwa 22 Prozent an Telecom Italia hält, auf 66 Prozent von zuvor 46 Prozent angehoben und zahlen dafür 234 Millionen Euro. Die Aktie von Telecom Italia profitiert von der Ankündigung und legt um 2,0 Prozent zu, während das Papier von Telefonica um 0,7 Prozent nachgibt.

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