Alt 20.09.13, 12:01
Standard Anleger halten sich vor Hexentanz und Wahl zurück
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Selten geht es an der Börse so spannend zu wie an Tagen wie diesen. Erst am Mittwoch hat US-Notenbankpräsident Ben Bernanke die Märkte mit der Fortführung der extrem expansiven Geldpolitik überrascht. Am Freitag tanzen am Terminmarkt die Kurse, wenn die Futures und die Optionen verfallen. In der Vergangenheit hat gerade der Septemberverfall häufig eine Trendwende am Aktienmarkt eingeläutet. Und am Sonntag wird in Deutschland gewählt. Damit könnten die Karten, zumindest am deutschen Aktienmarkt, am Montag wieder neu gemischt werden. Vor dem Wochenende halten Investoren ihr Pulver trocken, der DAX tritt mit einem kleinen Plus auf 8.702 Punkten auf der Stelle. Der Euro-Stoxx-50 notiert ebenfalls kaum verändert bei 2.937 Zählern.

"Es sieht nach einem dieser typischen Freitage aus, an dem die Kurse nach einer Woche wichtiger Nachrichten fallen", sagt Ric Sponner, Chefanalyst bei CMC Markets. Gegen einen deutlicheren Kursrückgang an den Aktienmärkten spricht der stabile Euro, der die jüngsten Gewinne verteidigt und weiterhin über 1,35 Dollar notiert. Ein Hemmschuh für weiter steigende Kurse ist laut Händlern allerdings die bevorstehende Bundestagswahl. In der jüngsten Umfrage erreicht die Regierungskoalition aus CDU/CSU und FDP zwar eine hauchdünne Mehrheit, der Ausgang gilt aber als offen.

Die Renditen am Anleihemarkt sind erneut leicht am Steigen. Dabei geben die europäischen Staatsanleihen einen Teil der Gewinne wieder ab, die sie in Folge der unveränderten US-Anleihenkäufe durch die US-Notenbank zur Wochenmitte gesehen hatten. Die zehnjährigen Bundesanleihen rentieren mit 1,92 Prozent, die spanischen und italienischen Pendants mit Renditen um 4,31 Prozent. Die Feinunze Gold handelt mit 1.357 Dollar etwas leichter.

Ein Blick auf die europäischen Indizes zeigt, auch die Minenwerte geben einen Teil der am Vortag gesehenen Gewinne wieder ab, der Sektorindex büßt 1,1 Prozent ein. Aber auch der Sektor der Versorger notiert mit einem Abschlag von 0,5 Prozent deutlicher im Minus. Vor allem die Aktien der deutschen Versorger, RWE mit einem Minus von knapp vier Prozent und E.ON mit einem Minus von 2,3 Prozent, belasten.

Grund für die Schwäche von RWE ist die geplante Dividendenkürzung. Für das Jahr 2013 wollen Vorstand und Aufsichtsrat den Eigentümern eine Gewinnausschüttung von nur noch 1 Euro je Aktie vorschlagen. Damit halbierte sich der Ausschüttungsbetrag gegenüber dem Vorjahr. Die Analysten der LBBW zeigen sich vom Ausmaß der Kürzung überrascht. Insbesondere die Senkung für 2013 komme unerwartet. Man sei davon ausgegangen, dass die Jahresprognose für 2013 - wie auch bestätigt - nicht gesenkt werde, wundern sich die Experten.

adidas-Titel rauschen mit einer Gewinnwarnung um 4,2 Prozent talwärts. Der Sportartikelhersteller hat die Margenprognose am Vorabend auf 8,5 von zuvor knapp 9 Prozent gesenkt und rechnet nur noch mit einem geringen Umsatzwachstum. Die Prognosen dürften nun auch bei adidas deutlich heruntergenommen werden. UBS bleibt allerdings zuversichtlich. Die Analysten der schweizerischen Großbank haben zwar das Kursziel auf 90 von zuvor 95 Euro gesenkt, bestätigen aber die Kaufempfehlung. Auch andere Häuser beschränken sich auf kleinere Kurszielsenkungen, halten aber überwiegend an ihren Kaufempfehlungen fest.

Am Abend stehen die großen Index-Veränderungen im Blick. Deutsche Post ersetzten ArcelorMittal im Euro-Stoxx-50, dem wichtigsten Index der Eurozone. Die Aktien der Post steigen um 0,9 Prozent. In den MDAX treten Osram, RTL und Evonik ein, herausgenommen werden SGL Carbon, Puma und BayWa. Im DAX nimmt das Index-Gewicht von Continental zu, Siemens verlieren dagegen leicht an Einfluss auf den wichtigsten deutschen Index.

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