Alt 29.02.12, 19:47
Standard Wall Street dreht mit Bernanke-Aussagen ins Minus
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NEW YORK (Dow Jones) - Die US-Aktienmärkte fallen bis zum Mittwochmittag (Ortszeit) in negatives Terrain, nachdem US-Notenbankchairman Ben Bernanke Hoffnungen auf eine neuerliche quantitative Lockerung enttäuscht hat. Gute Konjunkturdaten, die den Markt zunächst gestützt haben, treten darüber in den Hintergrund. Auch die Wirkung des Langfristtenders der Europäischen Zentralbank ist verpufft.

Gegen 18.40 Uhr MEZ verliert der Dow-Jones-Index (DJIA) 0,1 Prozent oder 10 Punkte auf 12.995. Erst am Dienstag hatte der Index erstmals seit Mai 2008 oberhalb der Marke von 13.000 Punkten geschlossen. Der S&P-500 sinkt um 0,1 Prozent oder 1 Punkt auf 1.371. Der Nasdaq-Composite gibt um 0,1 Prozent oder 2 Zähler auf 2.985 nach, nachdem er im frühen Handel über 3.000 Punkte gestiegen war.

In seiner Anhörung vor dem Ausschuss für Finanzdienstleistungen des US-Repräsentantenhauses hat sich Bernanke eher vorsichtig zur Erholung der US-Wirtschaft geäußert. Seine Aussagen werden auch dahingehend interpretiert, dass die US-Notenbank vorerst keine Maßnahmen zur quantitativen Lockerung ergreifen wird. Bernankes Hinweis auf einige positive Entwicklungen am Arbeitsmarkt werden sogar als Hinweis auf künftige Zinssteigerungen gedeutet.

Vor der Rede Bernankes wiesen zunächst ein robustes Wirtschaftswachstum im vierten Quartal und ein guter Vorlaufindikator den Weg für die Kurse nach oben. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der USA stieg in den Monaten Oktober bis Dezember um 3,0 Prozent, erwartet wurden lediglich 2,7 Prozent. Und der Index der Einkaufsmanager in Chicago glänzt mit einem Stand von 64. Hier lautete die Prognose auf 61.

"Die (nach oben) revidierte Wachstumszahl des vierten Quartals unterstützt uns in der Erwartung, dass die US-Wirtschaft 2012 ein fortgesetztes Wachstum aufweisen wird", sagt ein Beobachter zum BIP. Zum guten Chicago-Index urteilt die Postbank: "Alles Andere als ein spürbarer Anstieg des nationalen ISM-Indexes, der morgen veröffentlicht wird, wäre jetzt eine negative Überraschung."

Am Vormittag (MEZ) hatte die EZB ihren frischen Dreijahrestender zugeteilt. Knapp 530 Milliarden Euro werden in die Kassen der Banken gespült, ein großer Teil davon wird in die Finanzmärkte fließen und damit auch die Aktienkurse stützen. Bankenwerte, die im frühen Handel davon profitierten, fallen bis zum Mittag wieder zurück. J.P.Morgan notieren nur noch um 0,7 Prozent höher bei 39,50 Dollar. Bank of America haben ihre Gewinne fast vollständig abgegeben und weisen nur noch ein Plus von 0,1 Prozent auf.

Goldman Sachs (minus 0,7 Prozent auf 116,25 Dollar) leiden unter einem Bericht des "Wall Street Journal". Demnach laufen polizeiliche Ermittlungen gegen die Bank wegen des Verdachts der Weitergabe von Insiderinformationen an Hedge-Fonds-Kunden. Goldman ist zudem von der US-Börsenaufsicht informiert worden, dass zivilrechtliche Schadenersatzklagen gegen sie erhoben werden könnten. Es geht dabei um Angaben in den Verkaufsprospekten für hypothekenbesicherte Anleihen.

Rohstoffwerte fallen im Sog des Ölpreises. Dieser ist unter Druck geraten, nachdem das US-Energieministerium einen überraschend deutlichen Anstieg seiner Ölvorräte gemeldet hat. Exxon Mobil verlieren 0,4 Prozent auf 86,74 Dollar. Chevron (plus 0,3 Prozent auf 109,93 Dollar) halten sich dank einer Kaufempfehlung der Deutschen Bank besser).

Schwache Geschäftszahlen und gesenkte Prognosen drücken die Aktie von First Solar an der Computerbörse Nasdaq um 10,1 Prozent auf 32,72 Dollar nach unten. Der Hersteller von Solarmodulen schockte Anleger mit einem Umsatz im vierten Quartal von 660 Millionen Dollar. Das waren zwar 50 Millionen Dollar mehr als im vierten Quartal 2010, aber 112,6 Millionen Dollar weniger als Analysten im Konsens erwartet hatten.

Schwerer wog aber die gesenkte Jahresprognose: Der Konzern geht nun von einem Jahresumsatz für 2012 von 3,5 Milliarden bis 3,8 Milliarden Dollar aus. Zuletzt hatte die Gesellschaft die Jahreszielsetzung für die Erlöse mit 3,7 Milliarden bis 4 Milliarden Dollar beziffert. Die Markterwartung lag bei 3,77 Milliarden Dollar. First Solar will nun mit Werksschließungen auf die gesunkene Nachfrage reagieren.

Nicht besser in der Gunst der Anleger ergeht es DreamWorks Animation. Sie büßen 11 Prozent auf 17,49 Dollar ein. Die Filmgesellschaft verfehlte mit den Zahlen zum vierten Quartal ebenfalls die Marktprognosen. Statt des erhofften Gewinns von 0,32 Dollar pro Aktie wies das Filmstudio lediglich 0,29 Dollar aus.

DJG/DJN/bek/raz/cln

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