Alt 16.07.12, 21:36
Standard Zurückhaltung vor anstehenden Unternehmenszahlen
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Im Vorfeld der ersten "heißen Woche" der US-Berichtssaison herrschte an Wall Street eine verstärkte Zurückhaltung. Für die negativen Vorzeichen sorgten vor allem die erneut schwachen US-Einzelhandelsumsätze, die im Juni bereits den dritten Monat in Folge nachgegeben haben. Auch werde bereits mit Spannung auf die Aussagen von US-Notenbankpräsident Ben Bernanke am Dienstag vor dem Bankenausschuss des Senats gewartet. Hiervon erhoffen sich die Märkte Hinweise darauf, ob es weitere geldpolitische Lockerungen zur Stützung der Wirtschaft geben wird.

Der Dow-Jones-Index (DJIA) verlor 0,4 Prozent auf 12.727 Punkte. Der S&P-500 reduzierte sich um 0,2 Prozent auf 1.354 Punkte und der technologielastige Nasdaq-Composite schloss mit einem Minus von 0,4 Prozent bei 2.897 Punkten. Die Zurückhaltung wurde auch durch die niedrigen Umsätze deutlich. Es wurden lediglich 0,60 (Freitag: 0,68) Milliarden Aktien gehandelt. Auf die 1.358 (2.533) Kursgewinner kamen dabei 1.672 (529) -verlierer. Unverändert gingen 114 (86) Titel aus der Sitzung.

"Der Markt hat ein Auszeit nach den deutlichen Aufschlägen am Freitag genommen", sagte Doug Cote von ING Investment Management. Mit den vielen wichtigen Unternehmensergebnissen im Laufe der Woche liege der Fokus des Marktes nun ganz klar auf den Zahlen, fügte er hinzu.

Den Auftakt für die anstehende Berichtswoche machte vorbörslich die Citigroup. Trotz des schwierigen Umfelds hat das Institut mehr verdient als von Analysten erwartet. Zwar bescherte der starke US-Dollar im zweiten Quartal einen deutlichen Umsatz- und Gewinnrückgang, und auch die Gewinne aus der Bewertung eigener Schulden fielen geringer aus als erhofft. Im Heimatmarkt profitierte Citigroup aber von einem boomenden Hypotheken-Geschäft. Die Aktie der Citigroup legte um 0,6 Prozent zu.

Im Laufe der Woche folgen noch die Finanzkonzerne Goldman Sachs, American Express und Morgan Stanley mit ihren Ergebnissen. Dazu kommen Schwergewichte aus der Industrie wie Intel, Johnson & Johnson, IBM und General Electric. "In dieser Woche berichten 92 Unternehmen des S&P-500-Index oder 28 Prozent seiner Börsenkapitalisierung", so Jim Reid von der Deutschen Bank. Am Ende der Woche dürfte also klarer sein, wie sehr die globale Konjunkturschwäche die Unternehmensgewinne gedrückt hat.

Die schwachen US-Einzelhandelsumsätze lassen weitere geldpolitischen Maßnahmen durchaus im Rahmen des Möglichen erscheinen. Diese sind im Juni überraschend um 0,5 Prozent gesunken, während Volkswirte ein leichtes Plus prognostiziert hatten. "Die Zahlen sind wirklich schlecht und die Wachstumserwartungen könnten nach unten revidiert werden", sagte ein Händler. Auf der anderen Seite wecke dies natürlich die Hoffnung auf geldpolitische Lockerungen. "Die Fed dürfte mit solchen Maßnahmen allerdings noch bis zum September warten", so Michael Feroli von J.P.Morgan.

Der sichere Hafen der US-Anleihen profitierte dagegen zunächst deutlich von den schwachen Einzelhandelsdaten. Allerdings reduzierten sich die Aufschläge im späten Handel wieder, da einige Investoren im Vorfeld der Anhörung von Fed-Chairman Bernanke ihre Positionen auflösten, hieß es von einem Teilnehmer. Die Rendite der zehnjährigen Anleihe fiel auf 1,46 Prozent zurück. Gestützt werde das Sentiment zudem von den anhaltenden Sorgen um die Eurozone-Schuldenkrise. So wird das deutsche Bundesverfassungsgericht erst am 12. September sein Urteil zum Euro-Rettungsfonds verkünden.

Der Euro zog nach den schwachen US-Daten deutlich an und hat sich bis knapp unter die Marke von 1,23 Dollar vorgekämpft. Zuvor war er am Vormittag nahe an ein Zweijahrestief gefallen. Im späten US-Geschäft wurde die Gemeinschaftswährung mit 1,2277 Dollar gehandelt.

Der Ölpreis setzte seine Erholung fort und kletterte wieder deutlich über die Marke von 88 Dollar je Barrel. "Der Markt geht immer noch davon aus, dass es zu weiteren geldpolitischen Lockerungen durch die Fed kommt, möglicherweise eingeleitet durch entsprechende Kommentare von Bernanke am Dienstag", sagte ein Analyst. Auch der schwache Dollar stützte. Hierdurch wird Öl für Investoren außerhalb des Dollarraums günstiger. Ein Barrel Öl der Sorte WTI notierte zum Settlement bei 88,43 Dollar, ein Plus von 2,5 Prozent gegenüber Freitag.

Der Goldpreis zeigte sich zum Settlement mit einem leichten Minus von 0,1 Prozent bei 1.591,60 Dollar. Zur Begründung wurde unter anderem auf die schwachen US-Einzelhandelsdaten verwiesen. "Der Goldpreis befindet sich derzeit in einer abwartenden Haltung", so Matt Zeman von Kingsview Financial. Es werde auf weitere Konjunkturdaten gewartet.

Bei den Einzelwerten legten die Titel der beiden Kreditkartenanbieter Visa und MasterCard um 2,5 Prozent bzw 1,7 Prozent zu. Händler verwiesen auf die positiven Auswirkungen der Beilegung der Rechtsstreitigkeiten. MasterCard hatte am Freitagabend erklärt, sich zusammen mit anderen beklagten Finanz-Instituten - darunter auch Visa - darauf verständigt zu haben, die rechtlichen Auseinandersetzungen mit Einzelhändlern beizulegen. Von dieser Einigung profitierte auch die Aktie von American Express, die um 1,2 Prozent zulegte.

Im Technologie-Sektor zeigten sich vor allem die Chipwerte mit Abgaben. Die Intel-Aktie gab im Vorfeld der Bekanntgabe der Ergebnisse für das 2. Quartal am Dienstag nach Handelsschluss um 0,5 Prozent nach. Die Analysten rechnen hier mit einem Gewinn je Aktie von 0,52 Dollar. Aus dem Dow-Jones-Index legt am Dienstag auch Coca-Cola die Quartalsergebnisse vor. Für die Aktie ging es um 1,0 Prozent nach unten. Texas Instruments litten dagegen unter einer Abstufung der Analysten von FBR Capital auf "Underperform" von "Marketperform". Die Titel fielen um 2,2 Prozent.

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