Alt 11.07.12, 21:43
Standard Fed-Protokoll sorgt für Enttäuschung
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Ausgebliebene Hinweise auf weitere geldpolitische Lockerungen durch die US-Notenbank haben die Aktienkurse an Wall Street zur Wochenmitte belastet. Das Protokoll der jüngsten Sitzung der US-Währungshüter hat die Uneinigkeit innerhalb des Offenmarktausschusses (FOMC) in Bezug auf weitere Lockerungen gezeigt. Die Konjunktur-Erholung in den USA sei zwar nicht großartig, aber nicht schwach genug um weitere geldpolitische Maßnahmen zu rechtfertigen, sagte ein Händler. "Die Hoffnung auf weitere Maßnahmen bei der Sitzung am 1. August dürfte damit begraben sein", so Michael Hood von J.P. Morgan Asset Management. Einige Analysten hatten auf entsprechende Hinweise der Fed gehofft, nachdem zuletzt die Europäische Zentralbank und auch die chinesische Notenbank die Zinsen gesenkt hatten. Die veröffentlichten US-Konjunkturdaten konnten dagegen keine Impulse setzen. Die US-Handelsbilanz für Mai und die Lagerbestände für Mai fielen im Rahmen der Erwartungen aus.

In den letzten Handelsminuten kam es allerdings zu einer deutlichen Erholung der Indizes von den Tagestiefs. Der Dow-Jones-Index (DJIA) verlor 0,4 Prozent auf 12.605 Punkte und verzeichnete damit den fünften Handelstag in Folge Abgaben. Der S&P-500 schloss unverändert bei 1.341 Punkten und der technologielastige Nasdaq-Composite fiel um 0,5 Prozent auf 2.888 Punkte. Umgesetzt wurden 0,76 (Dienstag: 0,72) Milliarden Aktien. Auf die 1.608 (1.026) Kursgewinner kamen dabei 1.427 (2.006) -verlierer. Unverändert gingen 120 (117) Titel aus der Sitzung.

"Ich würde sagen, für Investoren ist die Fed weitgehend irrelevant, da es sich in den USA und dem Rest der Welt um fiskale und nicht monetäre Probleme handelt", so Gary Flam von Bel Air Investment Advisors. Die Lösungen müssten auf politischer Ebene erfolgen. Daher dürfte das Protokoll der US-Notenbank lediglich eine kurzfristige Belastung sein. "Der Fokus des Marktes ist stärker auf die Berichtssaison und die weitere Entwicklung in der Eurozone gerichtet", ergänzte Peter Cardillo von Rockwell Global Capital. Die Verschiebung der Entscheidung zum ESM-Vertrag und zum Fiskalpakt durch das Bundesverfassungsgericht sorgt für etwas Verunsicherung. Dagegen werden die Sparbemühungen in Spanien vom Markt positiv bewertet.

Auch der Euro geriet nach der Bekanntgabe des Protokolls der US-Notenbank unter Druck und fiel auf ein Zweijahrestief bei 1,2213 Dollar. Im späten US-Geschäft wurde die Gemeinschaftswährung bei 1,2243 Dollar gehandelt. Ein Rückfall des Euro bis auf 1,21 Dollar sei nicht auszuschließen. "Es setzt sich die Erkenntnis durch, dass die Mittel von 500 Milliarden Euro durch den ESM wohl bei weitem nicht ausreichen werden, um die Banken in der Eurozone zu stabilisieren", sagte John Lonski von Moody's Capital Markets Group. Auch der Goldpreis kam unter Druck und notierte zum Settlement bei 1.567,50 Dollar je Unze. Es gebe keine Hinweise auf weitere Lockerungen durch die US-Notenbank.

Beim Ölpreis kam es zu dagegen einer Erholung von den jüngsten Abgaben. Ein Barrel der Sorte WTI notierte zum Settlement bei 85,81 Dollar, ein Aufschlag von 2,3 Prozent gegenüber dem Vortag. "Es handelte sich nur um eine Erholungsrally", so ein Händler. Die wöchentlichen US-Lagerbestandsdaten hatten kaum Einfluss auf den Ölpreis. Hier wurde ein Rückgang um 4,7 Millionen Barrel vermeldet, während die Prognose lediglich von einem Minus um 1,1 Millionen Barrel ausgegangen war.

Die US-Anleihen zeigten sich hingegen mit kaum veränderter Tendenz. Die Rendite zehnjähriger Titel lag bei 1,51 Prozent. Gestützt wurde das Sentiment von einer sehr gut verlaufenen Auktion neuer zehnjähriger Anleihen. Hier wurde die höchste Nachfrage seit April 2010 verzeichnet. Die Renditen markierten im Gegenzug bereits den dritten Monat in Folge neue Rekordtiefs. Die indirekten Gebote, ein Gradmesser für das Interesse ausländischer Investoren, gingen leicht auf 40,6 Prozent zurück.

Bei den Einzelwerten standen weiterhin Aktien aus dem Technologiesektor auf den Verkaufslisten ganz oben. Dagegen zeigten sich die Energiewerte mit dem erholten Ölpreis etwas fester. Hier legten die Aktien von Exxon Mobil und Chevron um 1,5 bzw 0,9 Prozent zu. Auch die Berichtssaison setzte sich fort. Am Vortag nach Börsenschluss hatte der Versicherer Chubb Corp für das zweite Quartal einen Verlust vor Steuern zwischen 200 und 240 Millionen Dollar angekündigt, das wären je Aktie 0,48 bis 0,57 Dollar. Die Titel reagierten mit einem Abschlag von 1,1 Prozent.

Die Titel von OCZ brachen um 17,4 Prozent ein. Grund waren enttäuschende Geschäftszahlen des Herstellers von Festplatten und Flash-Speichern. Statt eines Verlustes von 12 Cent je Aktie hatte das Unternehmen für das erste Geschäftsquartal ein Minus von 17 Cent je Aktie ausgewiesen. Der Umsatz kletterte zwar um 54 Prozent auf 113,6 Millionen Dollar, verfehlte aber auch hier die Erwartungen von im Schnitt 116 Millionen Dollar.

Dagegen stiegen Abercrombie & Fitch um 4,1 Prozent. Grund war ein Kreise-Bericht der New York Post, wonach das Unternehmen einen "massiven Aktienrückkauf" plant.

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